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0109 - Das Alptraum-Mädchen

0109 - Das Alptraum-Mädchen

Titel: 0109 - Das Alptraum-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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Vermutungen. Trotzdem stand fest, daß es sich beim ausgebrannten Wagen um einen alten, nachtblauen Dodge handelte, und daß die Leiche hinter dem Steuer eine männliche sein mußte.
    Tom Shafer rann es heiß und kalt gleichzeitig den Rücken hinunter.
    Als er die Zeitung zusammenklappte, zitterten seine Finger.
    Zigarettenrauch in seinem Rücken. Frischer Zigarettenrauch.
    »Ich habe schon auf dich gewartet, Tommy-Liebling…«
    Shafer zuckte herum. Gleichzeitig fuhr seine Hand unter das Jackett. Mit der 38er Automatic kam sie wieder.
    Sie stand im Türrahmen zum geräumigen Bad. Lässig an die Seite gelehnt. In der Hand hielt sie eine lange Zigarettenspitze.
    »Schieß nur, Tommy-Liebling. Schieß! Das macht mir nichts aus.«
    Doch Shafer war unfähig, abzudrücken. Ihm saß das Grauen im Nacken. Hatte er die Frau doch mit eigenen Augen verbluten sehen!
    Und jetzt stand sie vor ihm. Totenblaß zwar, aber sie stand und lebte. Sie kam ihm vor wie ihr eigenes Gespenst. Da fühlte er auch die Kälte, die von ihr ausging, wie von einer offenstehenden Tiefkühltruhe. Ein Würgen fraß sich in seiner Kehle fest und machte ihm das Schlucken unmöglich. Erst beim dritten Anlauf gelang ihm ein heiseres Krächzen.
    »Ca… Carina…!«
    »Sehr erfreut scheinst du über das Wiedersehen nicht zu sein«, antwortete das Callgirl mit seltsam monotoner Stimme. »Willst du dich nicht setzen? Ist dir nicht gut?«
    Sie zog die Lippen auseinander, diese grellrot geschminkten Lippen, die wie eine offene Wunde aus ihrem bleichen Gesicht herausleuchteten. Aber es wurde kein Lächeln daraus. Nur eine Grimasse, die Tom Shafer einen Schauder mehr den Rücken hinunterjagte.
    Er setzte sich wirklich. Aber nicht wegen der Aufforderung, sondern weil ihm die Beine den Dienst versagten. Er landete in einem tiefgepolsterten Ledersessel, spürte, wie ihm der Schweiß in dicken Tropfen aus allen Poren drang und daß er salzig auf seinen Lippen schmeckte. Die Waffe hatte er sinken lassen.
    Werde ich verrückt? schoß es ihm durch den Kopf. Das kann doch alles gar nicht sein! Das darf es doch nicht geben!
    »Oh doch«, sagte die Fleetwood, machte eine eckige Bewegung, als sie die Zigarettenspitze an die Lippen hob. »Das gibt es schon, Tommy-Boy. Ich darf ein wenig in deinen Gedanken lesen, nicht wahr? Das macht dir doch nichts aus? Außerdem hast du ja so recht. Normalerweise darf es das wirklich nicht geben. Weißt du, daß du mir sehr weh getan hast, als du mir den Schlagring über das Gesicht zogst? Ich werde dir auch ein wenig wehtun, Tommy-Boy. Aber vorher plaudern wir noch etwas zusammen. Das ist dir doch recht! Haben wir früher nicht auch schon manche angenehme Stunde miteinander verbracht? Dummkopf! Was hebst du die Pistole? Du willst immer noch schießen? So versuch’s doch. Ich erlaube es dir jetzt.«
    Tom Shafer brachte die Hand hoch, die vorübergehend seinen Befehlen nicht mehr gehorcht hatte, brachte die Waffe in Anschlag.
    Carina Fleetwood starrte ihn aus leeren Augen teilnahmslos an.
    »Worauf wartest du noch?« fragte sie und breitete die Arme aus.
    Tom Shafer zog den Abzug durch. Einmal, zweimal, dreimal.
    Er sah, wie die Kugeln alle ihr Ziel fanden.
    Die Fleetwood hätte jetzt zusammenbrechen müssen. Doch sie stand wie aus Stahl gegossen. Nicht einmal der Aufprallschock hatte sie zusammenzucken lassen.
    Tom Shafer leerte noch den Rest des Magazins auf sie, während sich die ersten Wunden bereits wieder schlossen. Als würde eine unsichtbare Hand einen unsichtbaren Radiergummi führen, verwischten sich die Einschußspuren, bot sich die Haut wieder in diesem fahlen Weiß.
    »Fertig?« fragte sie nur, und ihre Augenbrauen zogen sich ein kleines Stück in die Höhe. Beißender Korditgestank lag in der Luft, reizte Shafer zum Nießen.
    Er konnte es immer noch nicht fassen, daß die Frau noch stand. Genausowenig ging es ihm ein, daß seine Schüsse nicht laut geknallt hatten. Die Detonationen hatten geklungen, als hätte er einen Schalldämpfer auf die Waffe geschraubt. Doch das hatte er nicht.
    »Einen letzten Drink, Tommy-Boy?«
    Tom Shafer antwortete nicht. Er sprang auf, rannte gehetzt auf die kleine Diele zu, von Panik geschüttelt und gebeutelt.
    Aber kurz, bevor er die rettende Tür erreichte, fiel sie von selbst ins Schloß. Er zog und zerrte am Knauf, hielt ihn schließlich in der Hand.
    »Finde dich damit ab, daß du gefangen bist«, meinte Carina Fleetwood. »Aber ich kann auch noch einen Vorschlag zur Güte machen, obwohl

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