0111 - Die grausamen Ritter
Sackgasse gelandet waren. Die Gasse mündete in einen ziemlich großen Hof, der von mehreren scheunenartigen Bauten begrenzt wurde.
Suko und Shao blieben stehen. »Das hätte ich vorher wissen sollen«, murmelte der Chinese und drehte sich um.
Der Hund mit dem fleckigen Fell trottete auf sie zu. Aus einem Hauseingang löste sich ein Zwillingsbruder von ihm, gesellte sich zu dem ersten Tier und nahm ebenfalls Kurs auf Suko und Shao.
»Ob die uns vorbeilassen?« fragte Shao leise.
»Es käme auf einen Versuch an.« Suko hatte den Satz kaum ausgesprochen, als er hinter sich ein quietschendes Geräusch hörte.
Sofort drehte er sich um und zog Shao mit.
Mehrere Türen waren geöffnet worden. Aus den scheunenähnlichen Gebäuden traten Männer.
King Cutler an der Spitze.
Diesmal trug er eine Waffe.
Es war ein Gewehr. Und die Mündung zeigte unmißverständlich auf Shao und ihren Freund.
Aber nicht nur er war bewaffnet, auch die anderen fünf Männer trugen Gewehre. Zum Teil archaische Flinten, doch Suko war sicher, daß die Schießprügel noch funktionierten.
»Das kann ja heiter werden«, sagte er nur.
»Eine Falle«, kommentierte Shao und zuckte zusammen, weil ein Hund so dicht an ihrem Bein vorbeistrich, daß er sie mit dem Schwanz berührte.
Einen Schritt vor den beiden setzte sich der Köter hin, starrte die Menschen an und bleckte sein Gebiß. Das zweite Tier machte es ihm nach.
Es war eine beklemmende Szene. Keiner der Männer sagte ein Wort. Nur ihre Waffen redeten eine stumme, harte Sprache.
Suko ergriff das Wort. Er wandte sich an King Cutler. »Behandeln Sie Ihre Gäste immer so?«
»Sie hatten Zeit genug, um wegzufahren«, erwiderte der.
»Wir müssen auf unseren Freund warten.«
»Der wird nicht mehr kommen.«
»Was haben Sie vor?«
»Man wird Ihren Freund und auch diesen Schäfer jagen und uns ihre Köpfe bringen. Wer die Ruhe des großen Barrabas stört, muß sterben.«
»Wer ist dieser Barrabas?«
King Cutler lächelte falsch. »Keine Sorge, ihr werdet ihn schon zu sehen bekommen!«
»Sie würden uns wirklich töten?« fragte Suko.
Als Antwort hoben die Männer ihre Waffen.
Suko nickte. Es wäre Wahnsinn gewesen, die Beretta zu ziehen und sich gegen die Leute zu stellen. Vielleicht ergab sich später eine Chance. Suko und Shao hätten eben nicht so vertrauensselig sein sollen.
»Man weiß, daß wir hier sind«, versuchte Suko es ein letztes Mal.
»Hier hat Sie niemand gesehen«, bekam er zur Antwort. »Ihr Wagen ist auch verschwunden.«
Also habe ich mich doch nicht getäuscht, dachte Suko.
»Und jetzt haben wir genug geredet, Chinese. Du und deine Freundin werdet zu Barrabas gehen. Er freut sich bestimmt darauf, eure Bekanntschaft zu machen…«
***
Ich schaute mich um.
Es gab nur einen Fluchtweg: Den Berg hinauf. Die anderen Wege wurden uns von den Leuten abgeschnitten.
Ich fragte den Schäfer: »Nach oben?«
Er hatte seine Sense geholt und nickte. »Ja, es gibt keine andere Möglichkeit.«
»Wo liegt denn die Burg?«
»Denkst du immer noch daran?«
»Sicher.«
»Du wirst sie von der Bergspitze aus sehen können.«
Die Verfolger waren inzwischen näher gekommen. Deutlich hörten wir ihre Stimmen. Und es waren beileibe keine Schmeicheleien, die sie uns an die Köpfe warfen.
»Die werden uns töten, wenn sie uns in die Hände kriegen«, sagte der Schäfer.
Der Meinung war ich auch.
Selbst die trägen Schafe wurden von dem Geschrei aufgeschreckt.
Blökend ließen sie ihre Weideplätze im Stich.
Die Hunde spürten ebenfalls die Gefahr. Sie waren ihrem Herrn treue Diener und merkten durch ihren Instinkt, daß etwas nicht stimmte. Sie ließen die Herde im Stich und stürzten auf die Dorfbewohner zu.
Obwohl die Tiere nicht gerade klein waren, hatten sie gegen die Meute keine Chance.
Als der erste hochsprang, bekam er einen Hieb mit dem Knüppel voll auf die Schnauze. Winselnd fiel er zu Boden. Den Messerstich überlebte er nicht.
Der zweite Hund wurde totgeprügelt. Diese schrecklichen Taten heizten die Stimmung der Männer noch mehr an. Sie beschleunigten ihre Schritte. Einige waren zu übereifrig. Sie rutschten wieder zurück, als sie sich an die Verfolgung machten.
Rocco hatte den Tod seiner Tiere mitansehen müssen. Tränen glitzerten in seinen Augen. Seine Hände hatten sich um den Sensengriff verkrampft, hart traten die Knöchel hervor. Wenn er jetzt einen der Männer vor sich gehabt hätte, dann hätte er sicherlich etwas Unüberlegtes getan.
»Die
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