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0116 - Der Tod stand neben uns

0116 - Der Tod stand neben uns

Titel: 0116 - Der Tod stand neben uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Tod stand neben uns
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haben.
    Ich bahnte mir meinen Weg. Gewarnt durch den zweiten Überfall würde jetzt unser Einsatzleiter von sich aus bestimmt schon sämtliche weiteren Postämter anrufen und warnen. Hoffentlich konnte seine Warnung noch etwas nützen.
    »Leg deine Arbeit beiseite mein Alter«, sagte ich leise zu Phil. »Ein anderer kann sie ja weitermachen. Wir müssen mal rasch woanders hin.«
    »Und zwar?«
    Er sah mich fragend an. Ich beugte mich vor, bis mein Mund dicht an seinem Ohr war.
    »Postamt sechs.«
    Phil riss die Augen weit auf.
    »Doch wohl nicht von den gleichen Leuten wie hier?«, fragte er.
    Ich zuckte die Achseln.
    »Keine Ahnung. Aber es scheint mir ganz danach. Komm! Halt, mir fällt da etwas ein.«
    Ich suchte den jungen Beamten mit den guten Allgemeinkenntnissen.
    »Fahren Sie mal mit«, sagte ich zu ihm. »Wir haben einen Toten zu identifizieren.«
    Wortlos nickte er, erhob sich von seinem Sessel und ging mit uns hinaus. Wir kletterten in meinen Jaguar. Ich steuerte, und ich hatte zu tun, bis ich erst einmal aus der Menge der Neugierigen herausgekommen war. Dann schaltete ich die Sirene ein und ließ den Wagen auf Touren kommen. Gleichmäßig sang der Motor sein summendes Lied.
    »Entschuldigen Sie, Sir…«, sagte der Postbeamte unterwegs.
    »Ja?«
    »Sie sagten etwas von einem Toten. Hat man denn die Bande schon gestellt?«
    »Nein. Natürlich nicht. Wir wissen ja praktisch noch so gut wie nichts von den Gangstern. Aber sie haben einen Überfall auf das 6. Postamt durchgeführt. Und dabei wurde einer erschossen.«
    »Sie haben noch ein Postamt überfallen?«, fragte er erstaunt.
    »Ja, Mister…«
    »McThunder, Sir. Meine Eltern stammen aus Schottland. - Das finde ich aber sehr überraschend, dass sie gleich zwei Postämter hintereinander ausräumten.«
    »Wir waren auch überrascht. Ehrlich gesagt, rechnet man mit so etwas nicht. Sie könnten jetzt einwerfen, die Polizei müsste eben mit allem rechnen, aber dazu kann ich Ihnen ein unanfechtbares Gegenargument liefern: Wenn wir genug Leute hätten, könnten wir versuchen, auf alles vorbereitet zu sein.«
    Er nickte. Seinem Gesicht konnte man ansehen, dass hinter seiner Stirn allerhand vor sich ging. Nach einer Weile fragte er: »Kann Mister Howard ein Vorwurf gemacht werden, dass er nicht auf meine Warnung hörte?«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Keine Ahnung, Mister McThunder. Vielleicht kann ein nachträgliches Disziplinarverfahren gegen ihn anhängig gemacht werden. Ich habe keine Ahnung, wie streng die Sitten und Gebräuche bei der Post sind.«
    Er nickte wieder und schwieg abermals eine Weile. Dann fragte er: »Ändert sich denn in Ihren Ermittlungen irgendetwas dadurch, dass ich die Sache schon frühzeitig entdeckte?«
    Ich grübelte ein paar Sekunden, dann sagte ich: »No, ich glaube nicht. Die Gangster sehen deshalb nicht anders aus, ihr Verbrechen wird weder kleiner noch größer durch ihre vorzeitige Entdeckung, die allerdings ohne die erwünschten Folgen blieb.«
    »Dann«, sagte McThunder, »dann möchte ich gern meine Aussage hinsichtlich der Mister Howard gegenüber ausgesprochenen Warnung rückgängig machen. Ich finde, man sollte die Familie nicht noch mit dem Gedanken belasten, dass Mister Howard eine grobe Fahrlässigkeit begangen hat. Außerdem zahlt man vielleicht keine Rente, wenn man geltend macht, es sei Howards Schuld gewesen, dass der Überfall überhaupt zustande kommen konnte.«
    Ich versuchte, im Rückspiegel einen Blick von seinem Gesicht erhaschen zu können. Es war das blasse, magere Gesicht eines jungen Mannes, der viel nachdenkt. Ehrlichkeit sprach aus seinen Augen, aus seiner Stimme, aus seinem ganzen Wesen.
    »Sie sind sehr weich, Mister McThunder«, sagte ich. »Wir erkennen den Rückzug ihrer ersten Aussage an. Ein Protokoll ist darüber ja noch nicht angefertigt worden, sodass auch nichts gestrichen zu werden braucht. Phil, gibst du ihm bitte eine von meinen Karten?«
    Phil nickte und holte aus meiner Brieftasche die kleine Karte mit meiner Adresse und Telefonnummer. Er legte seine eigene Karte dabei, gab sie nach hinten und sagte: »Mister McThunder, wenn Sie einmal im Leben mit irgendwelchen Schwierigkeiten nicht mehr fertig zu werden glauben, dann besuchen Sie einen von uns beiden oder rufen Sie an. Wir sind für Sie da, auch wenn wir auf den ersten Anhieb vielleicht Ihren Namen schon vergessen haben sollten. Auf uns stürmen täglich zu viel neue Namen ein, als dass wir sie alle behalten könnten.«
    McThunder schwieg

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