0123 - Der Spinnen-Dämon
Smight blickte Kossoff mit zornfunkelnden Augen an. »Verdammt noch mal, du tust so, als hättest du keine Hilfe nötig, Mike.«
»Hab’ ich auch nicht.«
»Dein Leben ist genauso in Gefahr wie das von Bonnie, Bill oder mir. Auch du hast das Grabmal des Namenlosen betreten. Auch gegen dich ist dieser tödliche Fluch gerichtet!«
»Im Gegensatz zu euch bin ich aber davon überzeugt, daß ich einen Angriff des Namenlosen jederzeit parieren kann.«
»Womit?« wollte Professor Zamorra wissen. »Sie mögen ein mutiger Mann sein, Mr. Kossoff, aber Mut allein genügt in einem solchen Fall leider nicht. Besitzen Sie irgendeine magische Waffe?«
»Nein. Aber ich besitze eine großkalibrige Pistole, und wenn sich das verfluchte Spinnenmonster bei mir blicken läßt, schieße ich es in Trümmer.«
»Ihre Kugeln würden am Chitinpanzer des Spinnendämons wirkungslos abprallen!« behauptete Zamorra. »Glauben Sie mir, ich weiß, was ich sage. Ihre Schüsse würden den Namenlosen nur reizen. Er würde Ihnen daraufhin ein schlimmeres Ende als Don Beatty und Clyde Cribbins bereiten. Wollen Sie das wirklich riskieren?«
»Okay«, knurrte Mike Kossoff. »Okay. Wir tun uns also zusammen. Für wie lange?«
»Das hängt von den Umständen ab«, sagte Zamorra.
»Eine Woche? Zwei Wochen? Dann kriegen wir so etwas wie ’nen Lagerkoller und bringen uns gegenseitig um…«
»Niemand zwingt dich mitzumachen!« sagte Zorro Smight ärgerlich. »Wenn du dein Leben unbedingt aufs Spiel setzen willst, ist das deine Sache.« Er wandte sich an Professor Zamorra. »Ich besitze in Averne, am Strand des Atlantik, ein Haus. Ich hab’s vor einem Jahr von einem Onkel geerbt und völlig umbauen lassen. Die Arbeiten wurden vor zwei Wochen abgeschlossen. Das Haus - ich möchte es den Reisebüros als Frühstückspension anbieten - steht noch leer. Wir hätten dort alle Platz, würden einander bestimmt nicht auf die Nerven gehen. Der Komfort ist überdurchschnittlich. Es gibt Radio, Fernsehen und Telefon. Die Zimmer sind hell und geräumig…«
Mike Kossoff griente. »Mann, das hört sich an, als würdest du uns aus ’nem Prospekt vorlesen.«
»Wunderbar«, sagte Professor Zamorra. »Ihr Angebot ist wirklich ausgezeichnet, Mr. Smight.«
Zorro Smight warf Kossoff einen triumphierenden Blick zu. »Wir könnten das Gebäude in eine Festung umbauen, die das Böse nicht einnehmen kann.«
»Wie willst du ein solches Kunststück denn fertigbringen?« fragte Kossoff geringschätzig.
»Ich bin sicher, Professor Zamorra ist dazu in der Lage«, erwiderte Zorro Smight. »Kann ich nun mit dir als Gast rechnen oder nicht?«
Mike Kossoff betrachtete seine Hände. »Niemand soll sagen können, ich wäre ein Spielverderber. Wenn ihr also der Meinung seid, euch unbedingt zusammenrotten zu müssen, mache ich in Gottes Namen eben mit, obwohl ich mir so gut wie gar nichts davon verspreche.«
Zorro Smight blickte erfreut in die Runde. »Dann läge der Sache eigentlich nichts mehr im Wege und wir könnten jetzt gleich nach Averne fahren.«
Kossoff schüttelte den Kopf. »So schnell geht das nun auch wieder nicht. Ich habe heute noch eine wichtige Geschäftsbesprechung.«
»Kannst du die denn nicht verschieben?« fragte Zorro Smight.
»Wenn ich sie verschieben könnte, wäre sie nicht wichtig«, konterte Mike Kossoff. »Ich werde am frühen Nachmittag zu euch stoßen. Das müßte dann immer noch reichen.«
»Hoffentlich«, sagte Zorro Smight.
Kossoff erhob sich.
Als er ging, schaute ihm Smight so nach, als würde er ihn in diesem Augenblick zum letztenmal sehen.
***
Bill Fleming verließ die Polizeistation. Er hatte Captain Gene Pollard schließlich doch so weit gebracht, daß dieser den Spinnendämon ins Protokoll hineinnahm.
Zuvor hatte Pollard gestöhnt: »Mr. Fleming, ich habe Ihnen doch erklärt, daß man an meinem Verstand zweifeln würde, wenn ich das zu Papier brächte, was Sie mir erzählt haben. Meine Kollegen - und natürlich noch mehr meine Vorgesetzten - würden mich für verrückt halten. Und das mit Recht!«
»Hören Sie«, hatte Bill erwidert. »Haben Sie die Absicht, meine Aussage zu fälschen? Dann können Sie auch gleich meine Unterschrift mit fälschen, denn einen unwahren Bericht unterschreibe ich nicht.«
»Sie wollen mich nicht verstehen…«
»Es ist Ihre Aufgabe, meine Aussage so zu Papier zu bringen, wie ich sie gemacht habe, Captain. Wenn Sie sich weigern, das zu tun, dann sehe ich keinen Grund, meine Zeit hier noch länger
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