0130 - Er zahlte mit seinem Blut
ist er?« raunte er zurück.
»Er kam vor einer halben Stunde. Hatte sich ein bißchen zurechtgemacht aber ich erkannte ihn trotzdem. Mutter Jones kann keiner hinters Licht führen. Mich nicht!«
Phil nickte bestätigend. Er wußte, wie viele es schon versucht und Mißerfolg gehabt hatten.
»Ich habe ihm Zimmer elf gegeben. Ich sagte, es wäre kein anderes mehr frei.«
»Und was ist mit dem Zimmer?« Mutter Jones strahlte.
»Das einzige Zimmer mit einem vergitterten Fenster!«
Phil prustete vor Lachen. Das sah Mutter Jones wieder einmal ähnlich. Natürlich war es großartig, daß der Kerl keine Möglichkeit hatte, durch das Fenster zu verschwinden.
»Ich wollte euch schon anrufen«, fuhr Mutter Jones flüsternd fort. »Aber bis jetzt hatte ich noch keinen Augenblick Ruhe. Na, jetzt ist es ja nicht mehr nötig.«
»No«, bestätigte Phil. »Jetzt ist es nicht mehr nötig. Ich werde mir den Burschen kaufen.«
Mutter Jones wurde blaß.
»Allein?«
»Sicher«, sagte Phil. »Mit einem allein kann ich wohl auch allein fertig werden! Schließlich bin ich nicht im Kindergarten, sondern beim FBI. Beschreiben Sie mir mal die Lage des Zimmers, ja?«
Mutter Jones packte Phil am Unterarm.
»Sie sollten sich lieber erst Verstärkung herantelefonieren!« sagte sie aufgeregt. Dabei gebrauchte sie völlig versehentlich die Höflichkeitsform, die ihr sonst nie über die Linnen kam.
»Wir haben wenig Leute«, wehrte Phil ab. »Das kann ich allein.«
Mutter Jones seufzte.
»Es ist eine Schande, daß ihr prächtigen Burschen immer soviel riskieren müßt! Aber das sag ich dir, Jungelchen, wenn's schief geht, prügle ich dich noch anschließend durch!«
Phil grinste breit.
»Um Gottes willen! Dann lieber einer sechsköpfigen Bande in die Hände fallen! Also, wo ist das Zimmer?«
»Dort durch die Hintertür«, raunte Mutter Jones. »Links die Treppe hinauf. Bis zum ersten Flur, den nach links bis zum Ende. Die letzte Tür rechts ist Nummer elf.«
Phil stand langsam auf. Da er einen Rollkragenpullover trug, hatte er seine Pistole nicht, wie sonst üblich, im Schulterhalfter unterbringen können, weil man das unter dem Pullover sofort gesehen hätte. Er trug seine Waffe diesmal in der Hosentasche, aber er war selbst so in Spannung versetzt, daß er nicht einen Augenblick daran dachte.
Langsam und gemütlich schlenderte er quer durch das Lokal, zog die Hintertür auf und schob sich hinaus.
Ein Flur empfing ihn, in dem ein düsteres Zwielicht herrschte. Phil blieb einen Augenblick stehen, um seine Augen an die veränderten Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Bei ›Schwarzgesicht‹ Rackson war es nicht ratsam, mit Augen aufzutauchen, die sich erst noch an die Düsternis gewöhnen mußten.
Dann konnte er allmählich die Gegenstände deutlicher unterscheiden. Mit einem leichten Druck der Hand auf eine der Stufen erkannte er, daß die Treppe knarren würde. Mit Heimlichkeiten war hier also nichts zu machen.
Dann ging es nur mit dem Gegenteil. Phil trat kräftig auf und gröhlte ein altes englisches Matrosenlied: Show me the way to go home… Während er sehr laut und ziemlich falsch das Lied sang, polterte er die Treppe hinan.
Er trat auch noch nicht leiser auf, als er in den Korridor einbog. Da es eine Flut von Zimmern gab, konnte sich Rackson eigentlich nichts dabei denken, wenn jemand den Flur entlang kam.
»I had a little drink about an hour ago…« gröhlte Phil.
Dann blieb er stehen. Und rüttelte an einer Tür, deren Aufschrift verriet, daß es sich um ein Badezimmer handelte. Zehn Sekunden machte er Radau, dann huschte er lautlos drei Schritte weiter zu der Tür, die eine Elf trug.
Er .lauschte. Als er das Geräusch in seinem Rücken hörte, war es schon zu spät. Eine widerliche, schleimige Stimme sagte in seinem Rücken:
»Heb die Pfoten hoch, Kleiner, oder du hastein Loch im Kreuz!« Und dabei bohrte sich eine Pistolenmündung in Phils Rücken.
***
Hinterhof, Hausnummer 4, Ridge Street, wiederholte sich Rock immer wieder in Gedanken, während er seinem Ziele zustrebte. Er hatte sich einen Stadtplan von Manhattan gekauft und konnte sich dadurch leicht orientieren.
Er fuhr mit der U-Bahn vom Times Square den Broadway entlang bis zur Ecke Prince Street, stieg aus und ging das kleine Stück zurück bis zur Houston Street, wo er wieder die U-Bahn benutzte bis zur Ecke Schiff-Parkway.
Von da ab waren es nur noch fünf Häuserblocks, und diese verhältnismäßig kurze Strecke legte er zu Fuß zurück. Dann
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