0149 - Wir jagten die Ratten
Mauer, die das Gelände des Hauses mit dem Fabrikhof verband, und die nur er benutzen durfte, und stürmte wie ein Gehetzter auf den Wintergarten zu. Im Vorüberlaufen brüllte er mir zu, ich solle den verdammten Motor abstellen, das Geknatter mache ihn noch verrückt. Ich gehorchte und sah ihm nach.
Im Wintergarten traf er mit seiner Frau zusammen.
Mrs. Muriel schien förmlich zu erstarren und fragte leise, was es denn gegeben habe.
Ich konnte ihre Worte gerade noch hören.
Drobb warf ihr ein paar Brocken hin, die ich trotz aller Mühe nicht verstehen konnte, und daraufhin flog ihm die Frau aufschluchzend an den Hals.
Die kleine Dana stand daneben und verhielt sich mäuschenstill. Es sah ganz so aus, als spüre das Kind die Bedrückung, die auf den Bewohnern des Hauses lastete.
Ich trollte mich.
Um fünfzehn Uhr erhielt ich durch den Lautsprecher den Befehl, mich zu einer Fahrt nach New York bereitzuhalten.
Ich fuhr den Wagen vors Hauptportal, Drobb stürmte die Stufen herunter und setzte sich auf den Sitz neben mir.
»Na los, fahren Sie doch schon«, brüllte er mich an. »Ihre Langweiligkeit macht mich noch ganz verrückt!«
Ich fuhr schweigend an. Ich wußte genau, daß es nicht meine angebliche Langsamkeit war, die seine Nerven strapazierte.
Drobb dirigierte mich, als wir in New York angekommen waren, zu einem Parkplatz ganz in der Nähe unseres FBI-Distriktsbüros.
Ich folgte ihm mit meinen Blicken.
Tatsächlich, er verschwand in unserem Dienstgebäude.
Das wunderte mich. Aber dann reimte ich mir die Dinge zusammen. Vermutlich hatte Drobb wieder einen Brief der Gangster empfangen und wußte nun, wann und wo die 500 000 Dollar zu hinterlegen waren. War das tatsächlich der Fall, dann war sicher, daß die ›Ratten‹ Drobb unter Bewachung hielten. Stimmte diese Überlegung, dann wußten sie jetzt auch, daß er sich mit dem FBI in Verbindung gesetzt hatte.
Er blieb ein'e Stunde im Distriktsbüro, und nachdem er sich wieder zu mir in den Wagen gesetzt hatte, befahl er barsch, nach Hause zu fahren.
Unterwegs sprach er zunächst kein Wort. Er kauerte zusammengesunken und geistesabwesend auf seinem Sitz und spielte nervös mit seinen Fingern.
Erst hinter Penns Neck machte er den Mund auf. Er sagte:
»Ich bin mit Ihnen eigentlich soweit ganz zufrieden, Jerry. Wären Sie bereit, einen etwas ungewöhnlichen Auftrag auszuführen, ohne lange zu fragen, worum es dabei geht?«
»Selbstverständlich, Sir«, erwiderte ich reserviert. »Mit der einen Einschränkung allerdings, daß ich mich zu einer ungesetzlichen Maßnahme niemals hergebe. Aber etwas Derartiges brauche ich wohl bei Ihnen nicht zu befürchten.«
Er lachte bitter auf. »Weiß Gott nicht! Hören Sie gut zu und sprechen Sie zu niemanden darüber! Hören Sie, zu niemandem! Auch zu Ihrer Freundin nicht.«
Ich nickte.
Drobb dämpfte seine Stimme zu einem Flüstern, obwohl ihn außer mir ohnehin keiner hören konnte. Wie gesagt, der arme Teufel war restlos fertig.
»Sie bekommen morgen von mir einen versiegelten Umschlag«, sagte er. »Sie fahren so rechtzeitig in Cobham ab, daß Sie gegen sechzehn Uhr fünfundvierzig in der Stadtmitte New Yorks sind. Kennen Sie den Benson Park?«
»Okay, Sir.«
»Im Nordteil des Parkes steht eine Amor-Statue.«
»Sie ist künstlerisch nicht gerade wertvoll«, warf ich lächelnd ein. Ich wollte ihn aus seiner Reserve herauslocken.
»Das ist mir verflixt gleichgültig«, sagte er. »Jedenfalls stoppen Sie punkt fünfzehn Uhr vor der Amor-Statue und legen das versiegelte Paket an ihrer Ostseite nieder. Dann steigen Sie wieder in den Wagen und fahren auf dem schnellsten Weg nach Cobham zurück. Sehen Sie nicht um, seien Sie nicht neugierig, halten Sie sich ganz an meine Befehle! Sie ahnen gar nicht, eine welch wichtige Rolle Sie morgen spielen!«
Ich ahnte es natürlich, aber das brauchte er nicht zu wissen.
***
Ich fühlte mich müde und zog mich gleich nach dem Abendessen zurück. Als ich meine Wohnung über der Garage betrat, hörte ich plötzlich Phils Stimme:
»Setz dich zu mir auf die Couch, aber mache kein Licht!«
Ich erschrak ein wenig, fing mich aber sofort.
»Hoffentlich hat dich keiner gesehen?«
»Und wenn schon«, meinte Phil. »Nachdem dieser närrische Drobb alles vermasselt hat, kann man mich auch ruhig sehen.«
Ich nickte. »Vermutlich haben sich die ›Ratten‹ wieder an Drobb gewandt und ihm befohlen, morgen um siebzehn Uhr im Benson Park die 500 000 Dollar zu
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