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0149 - Wir jagten die Ratten

0149 - Wir jagten die Ratten

Titel: 0149 - Wir jagten die Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Theodor Horschelt
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hatte in meiner eigentlichen Stellung als Chauffeur nicht ständig zu tun. Deshalb benutzte ich den Vormittag und den Nachmittag dazu, weiter den Rasen zu schneiden.
    Dana, der kleine Sonnenschein des Hauses, gesellte sich nach dem Essen zu mir und lief mir wie ein junger, verspielter Hund nach, bis sie von ihrer Mutter abgeholt wurde.
    »Sie müssen schon ein guter Mensch sein, Jerry«, meinte Mrs. Drobb lächelnd. »Sonst hätte sich Dana nicht so an Sie angeschlossen. Sie schließt sonst nicht so leicht Freundschaften.«
    »Sie ist ein prächtiges Mädchen, das man einfach gern haben muß«, sagte ich.
    Mrs. Drobb schüttelte wehmütig den Kopf. »Das sagen Sie. Es gibt aber Leute, die anders denken.« Sie wandte sich ab und wollte gehen, blieb aber noch einmal stehen. »Übrigens, ich möchte Ihnen gleich für heute abend Bescheid sagen. Holen Sie bitte Miß Crest so rechtzeitig in ihrer Wohnung ab, daß sie spätestens achtzehn Uhr hier ist. Sie bleibt heute nacht bei Dana. Sie fahren anschließend meinen Mann und mich nach New York. Wir müssen dort an einem Bankett der Handelskammer teilnehmen. Sie brauchen aber nicht auf uns zu warten. Wir übernachten in New York, und ich rufe Sie morgen früh an, wann wir abgeholt werden wollen.«
    ***
    Well, ich tat meine Pflicht. Ich holte Wilma Crest rechtzeitig ab und fuhr sie nach Red House. Als ich sie abgesetzt hatte, stieg sogleich das Ehepaar Drobb ein.
    Sobald ich sie zum ›Waldorf-Astoria‹
    — wo das Festessen stattfand — gebracht hatte, fuhr ich nach Cobham zurück.
    Kurz vor 21 Uhr machte ich es mir in meiner Wohnung bequem. Ich saß noch keine fünf Minuten, als sich Miß Crest durch den Lautsprecher meldete:
    »Eine Frage, Jerry: haben Sie etwas zu lesen für mich? Drobbs Bücherschrank ist versperrt, und…«
    »Okay, Miß Crest, ich bin in zwei Minuten bei Ihnen!«
    Ich suchte aus meinem Koffer einen Band Dos Passos heraus, den ich zufällig bei mir hatte, legte ein Magazin dazu und trabte los. Miß Crest erwartete mich auf dem Gang. Sie legte einen Finger auf die Lippen.
    »Pst, Jerry, sonst schläft Dana nicht ein.«
    Durch die einen Spalt offenstehende Tür konnte ich die Kleine im Kinderzimmer singen hören. Ich gab Miß Crest den Lesestoff.
    »Vielen Dank!« murmelte sie. »Bis später!«
    Als ich wieder in meinem Wohnzimmer saß, holte ich eine Flasche Bourbon und ein Glas aus dem Schrank und goß mir ein. Nach etwa einer halben Stunde öffnete sich die Tür — und Wilma Crest trat ins Zimmer.
    »Hallo!« sagte ich und stand auf.
    Wilma schritt lächelnd auf den Schrank zu, öffnete ihn und holte ein zweites Glas heraus. Dann setzte sie sich zu mir auf die Couch und schenkte sich ein. Sie trank und meinte:
    »Ihren Dos Passos können Sie sich bei Gelegenheit an den Hut stecken. ›Chosen Country‹ ist so ziemlich das langweiligste Buch, das ich je gelesen habe!«
    Ich war zwar anderer Meinung, aber einer schönen Frau widerspricht man am besten nicht.
    »Haben Sie nichts anderes für mich?« fragte sie.
    »Doch!« — Ich deutete auf den Bourbon.
    Miß Crest lachte, und ich fragte sie, ob Dana schlafe. Sie erhob sich, und ich folgte ihr zur Tür. Dana war immer noch deutlich zu hören.
    Ich sah auf die Uhr: 21 Uhr 40. »Wird Zeit, daß das Kind endlich einschläft«, meinte ich.
    Sie zuckte die Achseln und setzte sich wieder. Nach einer Weile fragte sie, ob ich nicht doch etwas anderes zu lesen habe. Da ich ihr damit nicht dienen konnte, begnügte sie sich mit meinem Alkohol.
    Schließlich stand sie auf und sagte lächelnd,: »Kommen Sie, Jerry, Sie dürfen mich zu Danas Zimmer begleiten.«
    Als wir mein Zimmer verließen und durch die Verbindungstür den Gang betraten, war das Kind noch zu hören. Wieder sah ich auf die Uhr: 21 Uhr 45.
    »Aber das geht denn doch zu weit!« sagte ich.
    »Finde ich auch«, erwiderte sie vergnügt und legte mir die Arme um den Hals. Zwei weiche zärtliche Lippen fanden meinen Mund, bevor ich es recht begriffen hatte. Im nächsten Augenblick hatte sie sich auch wieder von mir gelöst. Bevor sie Danas Zimmer betrat, wandte sie sich um und winkte mir nochmals zu.
    Ich wollte zurückgehen, federte aber herum, als ich plötzlich einen markerschütternden Schrei hörte. Mit ein paar hastenden Sprüngen war ich im Zimmer und machte Licht.
    Danas Bett war leer und zerwühlt.
    Das Fensters tand offen.
    Man hatte das Kind geraubt.
    Ich sprang zum Fenster, zog eine Signalpfeife aus dem Rock und gab Alarm. Anscheinend wäre

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