Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0149 - Wir jagten die Ratten

0149 - Wir jagten die Ratten

Titel: 0149 - Wir jagten die Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Theodor Horschelt
Vom Netzwerk:
erst vorsichtig auszufragen.
    »Darf ich wissen, mit wem wir‘s zu tun haben?«
    »Ich heiße Ethel Bunche«, sagte sie immer noch schluchzend. »Ich bin schon viele Jahre bei Casetti. Als Schreibkraft.«
    »Hören Sie gut zu, Ethel«, sagte ich sanft. »Vielleicht haben Sie den Wunsch, daß sein Tod gerächt wird. Dazu müssen Sie uns alles sagen, was Sie wissen.«
    »Was soll ich Ihnen schon sagen.«
    »Nun, Casetti hatte allerlei anrüchige Kunden — darüber brauchen wir uns gar nicht zu streiten, das wissen wir genau.«
    »Mag sein, Mr. Cotton, aber ich weiß so gut wie nichts darüber. Enrico hatte gewisse Prinzipien, und dazu gehörte es, Geheimnisse absolut für sich zu behalten.«
    »Sie kennen Pat Will, den Prokuristen der Landmaschinenfabrik Drobb in Cobham?« fragte ich tastend.
    Sie nickte.
    »Er war, glaube ich, Casettis letzter Auftraggeber.«
    »Sehr richtig. Er wird doch bei Auftragserteilung seine Wünsche klar Umrissen haben. Besitzen Sie Aufzeichnungen darüber?«
    »In Casettis Taschenbuch.«
    »Das hatte er aber nicht bei sich, als er starb.«
    »Dann weiß ich auch nicht, wo es ist.«
    »Was wissen Sie über den Auftrag?«
    Sie gab eine lange Erklärung, die alle Augenblicke durch heftiges, fast hysterisches Schluchzen unterbrochen wurde, konnte mir aber nichts Wissenswertes sagen. Sie wußte nur das, was uns bereits bekannt war.
    »Casetti hatte auch Verbindung zu Rauschgifthändlern«, sagte ich. »Sie brauchen das gar nicht abzustreiten, denn es ist uns genau bekannt. Ob jemand aus diesen Kreisen ihm Schwierigkeiten gemacht hat?«
    Die Frau zuckte nur mit den Schultern.
    »Ist Ihnen der Name Snuffle-Jack ein Begriff?«
    Sie zögerte, und ich setzte nach.
    »Casettis Verbindung zu Snuffle-Jack ist geklärt. Ich möchte von Ihnen nur wissen, wo ich ihn finden kann.«
    Sie gab mir eine Adresse im italienischen Viertel. »Sie brauchen übrigens nicht zu denken, daß Jack meinen Chef getötet hat«, erklärte sie. »Er war ein guter Freund von ihm. Aber vielleicht hängt der Mord mit den Drohbriefen zusammen, die Enrico in letzter Zeit bekam.«
    »Er bekam Drohbriefe? Von wem, und was enthielten Sie?«
    »Ich weiß es nicht. Er hat die Briefe immer gleich nach Erhalt verbrannt. Sie kamen mit der Post.«
    »Können Sie sich nicht an die Poststempel erinnern?«
    »Die Briefe waren jeweils in New York auf dem Hauptpostamt aufgegeben worden.«
    »Und was wissen Sie über den Absender der Briefe?«
    »Enrico hat erst vorgestern den letzten bekommen und ihn gleich verbrannt. Dann machte er auch die einzige Andeutung darüber. Er hätte nicht die geringsten Sorgen und meinte vergnügt, Daniel werde sich die Finger verbrennen.«
    »Daniel? Ist das ein Vor- oder Nachname?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    Ich warf Phil, der gerade hereinkam, einen Blick zu. Er schüttelte unmerklich den Kopf. Also hatte er nichts gefunden. Wir wollten gehen, aber die Frau hielt uns zurück.
    »Ich möchte, daß der Mörder gefaßt wird… Wenn ich Ihnen nur helfen könnte…«
    »Sie können uns helfen«, sagte Phil leise, »und zwar indem Sie uns keine Schwierigkeiten machen. Die amtlichen Ermittlungen führt die City Police Cobham. Sagen Sie bitte zu keinem Menschen ein Wort, daß sich auch das FBI eingeschaltet hat.«--- »Die Sache wird immer verworrener«, schimpfte Phil, als wir wieder in seinem Wagen saßen »Theoretisch haben wir jetzt drei Gruppen. Erstens: die ›Rattengang‹, zweitens: die Hinterleute der Betriebsspionage, drittens: den Mörder Casettis.«
    »Du vergißt diesen Daniel«, wandte ich ein.
    Phil schüttelte den Kopf. »Meiner Meinung nach gehört Daniel zu einer der drei Gruppen. Wenn wir wissen, zu welcher, sind wir ein gewaltiges Stück weiter.«
    ***
    Snuffle-Jack wohnte in einem Viertel, das zur Kehrseite New Yorks gehört.
    Wir fanden die angegebene Adresse ohne langes Suchen: eine schmutzige Straße mit hohen, schmalbrüstigen Häusern, die bis unters Dach mit Menschen vollgepfropft waren. Ein Haus wirkte wie das andere. Verkommen, vernachlässigt, mit ausgetretenen Treppen, die vom Hochparterre zum Bürgersteig herunterführten.
    Selbstverständlich hatten wir unseren Wagen ein Stück entfernt abgestellt und waren zu Fuß hingegangen.
    Vor dem Haus, in dem Snuffle-Jack wohnen sollte, wurden wir von einer Horde grölender Halbwüchsiger umringt. Einer fragte mich frech, wonach wir suchten.
    »Nette Gesellschaft«, erwiderte ich. »Leute, die in der Lage sind, zehn Dollar zu vertrinken,

Weitere Kostenlose Bücher