0163 - Der Zombie-Bus
rechte Hand mit den langen Nägeln in die lederne Rückseite des Fahrersitzes.
»Noch einmal, und ich breche dir das Genick!« drohte Ricardo.
Da war Edna ruhig. Sie wußte genau, wie weit sie zu gehen hatte. Wenn ihr Bruder so sprach, setzte er seine Versprechungen meist in die Tat um.
Zweimal schon waren sie an kleinen Einbuchtungen vorbeigefahren. Es waren Bushaltestellen, denn auf dieser Straße fuhr auch der Bus von London nach Southampton.
Ray hatte die Haltepunkte zwar gesehen, aber sich nichts dabei gedacht. Noch ahnte er nicht, wie sehr ein Bus sein weiteres Schicksal bestimmen sollte.
Er hatte ein anderes Problem. Im Rückspiegel waren zwei Punkte aufgetaucht, die schnell größer wurden.
Motorräder!
Und auf ihnen hockten - es war jetzt deutlich an den Uniformen zu erkennen zwei Polizisten.
Ray fuhr zu schnell. Das wußte er genau und senkte deshalb die Geschwindigkeit, was den anderen natürlich nicht verborgen blieb. So fragte sein Bruder Ernest: »Was ist los? Warum fährst du auf einmal so langsam?«
»Dreh dich mal um!«
Das tat nicht nur Ernest, sondern die anderen drei Vampirzombies ebenfalls.
»Bullen!« kreischte Edna.
»Genau.«
»Die können wir kriegen!« zischte sie und rieb sich schon die Hände.
»Nein, ihr geht in Deckung!«
»Ich denke gar nicht daran!«
Ryan Rogers reagierte besser. Er packte Edna und drückte ihren Kopf nach unten, wobei er und die anderen ebenfalls in Deckung gingen, so daß sie auf den ersten Blick von außen nicht zu sehen waren.
Die beiden Polizisten waren schon ziemlich nah. Nicht mehr als 20 Yards trennten sie von dem braunen Bentley. Jetzt gaben sie noch einmal Gas.
Die Beamten gehörten zu den Männern, die über die Ringfahndung nach dem braunen Bentley Bescheid wußten. Man hatte ihnen mitgeteilt, daß dieser Wagen gesucht wurde, sie ihn jedoch auf keinen Fall anhalten sollten, da die Insassen brandgefährlich waren.
Jetzt befanden sie sich auf gleicher Höhe. Und sie schauten in den Bentley hinein.
Da saß nur einer hinter dem Steuer.
Die Polizisten nickten sich während der Fahrt zu. Sie waren ein Team und verstanden sich blind. Jeder wußte genau, was der andere wollte, wenn er so reagierte.
Anhalten, hieß das.
Sie überholten den Bentley, und Ricardo Ray wollte schon aufatmen, als er sah, daß die beiden Männer ihre Kellen hervorholten und damit winkten.
Jetzt war alles klar.
»Vielleicht kommt ihr doch noch zu eurem Blut!« flüsterte Ray und fuhr abermals langsamer.
Das Schicksal hatte es nicht gut mit den fünf Zombies gemeint.
Ohne Ärger kamen sie hier nicht mehr weg. Ricardo Ray überlegte auch schon, ob er die beiden einfach umfahren sollte, entschied sich jedoch dagegen.
Er stoppte.
Auch die beiden Beamten hatten ihre Maschinen angehalten und aufgebockt. Während einer bei den Motorrädern blieb, schlenderte der andere auf den Bentley zu.
Ray wollte dem Mann noch eine Chance geben und befahl den anderen, sich nicht zu rühren. Er selbst öffnete die Tür, stieg aus und ging dem Polizisten ein paar Schritte entgegen.
Der Mann schob das Visier seines Helms hoch. Er grüßte lässig.
Ray lächelte, allerdings so, daß man seine beiden spitzen Zähne nicht sah. »Habe ich etwas falsch gemacht?« flüsterte er.
»Ja.«
»Ich bin zu schnell gefahren, nicht?«
»Auch.«
»Wieso auch?«
»Darf ich Ihre Papiere sehen?« erkundigte sich der Polizist.
Ricardo Ray nickte. Obwohl er innerlich unter Strom stand, ließ er sich äußerlich nichts anmerken, griff in die Innentasche, holte seine Brieftasche hervor und reichte dem Beamten seine Fahrlizenz. Der schaute sich das Dokument genau an, während er von Ray und seinem Kollegen nicht aus den Augen gelassen wurde.
Schließlich nickte er und gab Ray das Dokument zurück.
»In Ordnung, Sir.«
»Danke.« Ricardo Ray atmete auf. Das schien ja noch mal glatt gegangen zu sein. Doch die nächsten Worte des Polizisten änderten seine Meinung schlagartig.
»Sind Sie allein unterwegs, Sir?«
»Ja.«
Der Polizist schaute Ray genau an. Nach einer Weile meinte er:
»Darf ich mich davon überzeugen?«
»Wieso? Glauben Sie mir nicht?«
»Ich möchte mich nur selbst davon überzeugen. Wir haben Order bekommen, die Wagen zu untersuchen, Terroristenfahndung, Sie verstehen sicherlich.«
Du Lügner, dachte Ray, sagte aber nichts dergleichen, sondern machte eine einladende Bewegung. »Bitte, Sir, schauen Sie sich nur sehr gut um.«
Der Beamte setzte sich in Bewegung. Er wurde dabei
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