017 - Invasion der Kyphorer
Stimme aus den Lautsprechern, »dass sich alle Konflikte friedlich lösen lassen! Außerirdischen Intelligenzen, die eine so hohe Entwicklungsstufe erreicht haben, dass sie ein galaxisweites Netz von Star Gates und überlichtschnelle Raumfahrt besitzen, steht der Sinn gewiss nicht danach, einen so bedeutungslosen und rückständigen Planeten wie die Erde anzugreifen! Nein, sie wollen uns die Segnungen einer galaktischen Zivilisation bringen und wir fordern die kriegstreibenden Konzernspitzen hiermit ultimativ auf, ihre Kampfvorbereitungen einzustellen und mit den Fremden friedlichen Kontakt aufzunehmen! Denn niemand wird bei dieser so genannten Invasion zu Schaden kommen, wenn wir nicht den ersten Schuss abfeuern! Wir …«
Der Sprecher, der sich auf einer rasch errichteten Plattform im Zentrum des Lichterkreises befand, verstummte mitten im Satz, als er einen Blick nach oben warf. Zehn oder zwölf leuchtende Punkte waren im dunklen Himmel über Berlin erschienen.
»Sie kommen!«, schrie er in das Mikrophon. »Sie haben unseren Lichterkreis gesehen und kommen , uns zu grüßen! Richtet all eure Lampen und Fackeln zu ihnen empor! Lasst sie uns zurückgrüßen!« Der Sprecher machte eine kurze Pause, in der er den Himmel beobachtete. Dann fuhr er erregt fort: »Seht doch! Sie bilden ebenfalls einen Kreis – einen Kreis am Himmel, genau über unserem Kreis auf der Erde! Sie beantworten unsere Lichterkette mit ihrer eigenen! Nein, diese Fremden haben keine bösen Absichten, sie …«
Von den zwölf Raumschiffen, die hoch über der ehemaligen deutschen Hauptstadt in kreisförmiger Formation stillstanden, lösten sich zwölf orangerote Strahlenbündel, stachen nach unten und löschten alles Leben in ihrem Fokus aus.
Die Strahlen blieben etwa eine halbe Minute lang stehen.
Aus der Ferne erkannte man nur einen Lichterkreis.
*
Detonationen, Qualm, Schreie …
Für James MacPherson war der Angriff der fremden Raumschiffe ebenso überraschend gekommen wie für die anderen mehr als viertausend Menschen, die wie er in dem modernen Wolkenkratzer am Rand von Edinburgh arbeiteten. Er hatte gerade von seinem Computerbildschirm aufgeblickt, durch das große Fenster rechts seines Schreibtischs, durch das er das Panorama der altehrwürdigen Stadt überblicken konnte. Plötzlich entstand, weniger als hundert Meter von seinem Arbeitsplatz im achtundvierzigsten Stockwerk des Turms entfernt, ein orangeroter Strahl, der, nachdem er Sekunden später wieder erloschen war, eine beinahe kreisrunde Zone der Leere hinterlassen hatte – Leere und Gebäude, die wie mit einem gigantischen Rasiermesser in der Mitte durchgeschnitten worden und nun begannen, in sich zusammenzubrechen.
Ein Orkan brach aus, als die glühenden Luftmassen explosionsartig nach oben schossen und am Boden die umgebende Luft in das plötzlich entstandene Vakuum nachdrängte. Der Wolkenkratzer, in dem MacPherson arbeitete, schüttelte sich, als hätte ihn eine Riesenfaust gepackt.
Dann neigte er sich langsam auf die Seite, in Richtung der neu entstandenen Leere, an deren Grund ein höllischer See brodelte.
Die Glasfront zersplitterte beinahe auf der gesamten Höhe des Turms. Linda Butler, die MacPherson gegenübersaß, stieß einen Schrei aus und warf die Arme hoch – einen Sekundenbruchteil später war sie verschwunden, mitsamt ihrem Schreibtisch aus dem Turm hinausgeschleudert worden. MacPherson klammerte sich verzweifelt an einen stählernen Kabelkanal, während er zusehen musste, wie sein Bildschirm den gleichen Weg wie Linda ging.
Und den er selbst ebenfalls gehen würde, wenn sich der Turm weiter neigte.
Doch ebenso plötzlich, wie er gekommen war, verschwand der Orkan auch wieder. Der Turm hielt in seiner Neigung inne, dann begann er langsam, sich in die entgegen gesetzte Richtung zu bewegen.
Etwas krachte neben MacPherson und hüllte ihn in eine Staubwolke – ein Stück der Decke war heraus gebrochen. Irgendwo stoben Funken; Sekunden später stand ein Teil des Großraumbüros in Flammen.
Der Wolkenkratzer hatte seine ursprüngliche, aufrechte Position erreicht – und schwang weiter, in die entgegen gesetzte Richtung.
Zusammen mit anderen Überlebenden flüchtete James MacPherson aus dem Büro. Draußen auf dem Flur herrschte nackte Panik – auch hier brannte es, Menschen schrieen, Rauch und Staub vermengten sich und beschränkten die Sichtweite auf wenige Meter. MacPherson rannte an einer Menschentraube vorbei, die sich an einem der Aufzüge
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