0173 - Die Werwolf-Sippe
Partytrubel zu stürzen. Statt dessen wollte ich mir das Schiff ansehen. Mein Ziel war der Bentley.
Dort lag auch mein Mantel im Kofferraum.
Ich stiefelte los und passierte den gewaltigen Durchgang, so daß ich in den Bauch der Fähre gelangte.
Hier stand Wagen neben Wagen. Links von mir sah ich den Zug.
Diese Halle hier war fast so groß wie ein Fußballfeld. Es war sagenhaft, was da alles hineinpaßte.
Da wir ziemlich zum Schluß auf die Fähre gefahren waren, stand der Bentley ziemlich weit hinten. Ich suchte nach einem Durchgang.
Der war gar nicht einfach zu finden, so dicht, wie die Wagen hier nebeneinander parkten.
Schließlich hatte ich einen Gang entdeckt und schritt ihn entlang.
Fünf Minuten später erreichte ich den Bentley. Hier unten stank es nach Abgasen und Öl. Diese abgestellten Wagen schienen zu leben.
Von einem in der Nähe abgestellten Truck tropfte noch Wasser auf den Boden.
Ich befand mich allerdings nicht allein hier unten. Wenn ich über die Dächer der Autos schaute, erkannte ich hin und wieder die Köpfe einiger Passagiere, die ebenfalls zu ihren Fahrzeugen gehen wollten.
Weiter rechts sah ich mehrere Wagen. Es war nur ein zufälliger Blick, aber sofort wurde ich aufmerksam.
Das waren keine Trucks oder Personenkraftwagen, sondern ein Relikt aus der alten Zeit.
Zirkuswagen!
Vier zählte ich. Zwei standen jeweils nebeneinander; Ich war tatsächlich auf einen kleinen Wanderzirkus gestoßen, der ebenfalls über den Kanal strebte.
Ich zog den Mantel an, ließ ihn offen und beschloß, mir den Wagen genauer anzusehen.
Eine helle Kinderstimme schallte durch die Garage. »Mummy, Mummy, schau mal, Zirkuswagen.«
»Ja, ist schon gut. Komm jetzt!« antwortete die Mutter.
»Laß uns doch mal nachsehen.«
»Bitte, Billy, wir haben keine Zeit.«
»Mummy, einmal. Daddy hat schon nichts dagegen.«
»Wenn du meinst.«
Ich mußte lächeln. Die beiden sah ich zwar nicht, doch Kinder sind irgendwie alle gleich. Da können sie mit der Technik großgeworden sein, wenn ein Zirkus auftauchte, erlagen sie dessen Faszination. Und mochte er noch so klein sein.
Ich mußte schräg gehen, um mich zwischen den Wagen herzuschieben. Dann sah ich auch Mutter und Sohn. Sie gingen vor mir her. Der kleine blondhaarige Junge zog seine Mutter hinter sich her.
Er konnte es kaum erwarten, sich die abgestellten Wagen aus der Nähe anzuschauen.
Plötzlich hörte ich das Knurren!
Sofort blieb ich stehen. Eine Gänsehaut kroch über meinen Rücken. Das Geräusch paßte nicht hierher, und ich wartete darauf, ob es sich wiederholte.
Das geschah nicht.
Ich ging weiter.
Mutter und Kind hatten ihr Ziel inzwischen erreicht. Sie standen am ersten Wagen. Ich sah, wie der Kleine zurückschaute. »Das sind ja Hunde, Mummy.«
Die Frau schüttelte den Kopf. Sie hatte langes blondes Haar und trug ein Lederkostüm. »Nein, Billy, so sehen keine Hunde aus. Schau mal genau hin.« Sie ging neben ihrem Sohn in die Knie und legte beide Hände auf seine Schulter.
»Das sind doch Hunde, Mummy.«
»Nein, mein Liebling, Wölfe!«
Ich hörte die Worte und blieb stehen. Die Frau hatte von Wölfen gesprochen. Ein verrückter Zufall, daß ich hier auf der Fähre mit Wölfen zusammentraf. Solange es keine Werwölfe waren und sie sich hinter Gittern befanden, spielte das keine Rolle.
»Davor habe ich Angst«, sagte der kleine Junge.
»Aber Billy, sie sind doch im Käfig. Willst du nicht mehr weitergehen?«
»Doch, Mummy, laß uns die anderen auch anschauen.«
Die Frau nickte, warf einen Blick zurück und sah mich. Sie lächelte verbindlich.
»Gehören Ihnen die Tiere?« fragte sie mich dann.
»Nein, Madam.«
Ich ging schneller, da Mutter und Kind stehengeblieben waren.
Dann stand ich neben ihnen. Vor mir befand sich einer der Wagen. Er war zur Vorderseite hin offen. Das heißt, Gitter trennten ihn ab, damit die beiden Wölfe ihren Wagen nicht verlassen konnten.
Es waren wirkliche Prachtexemplare. Braungraue Burschen mit zottigem Fell. Sie sahen gesund aus. Unter dem Fell sah ich das Spiel ihrer Muskeln, wenn sie sich bewegten. Sie starrten uns aus hellen Raubtieraugen an. Einer tappte herbei, kam bis dicht vor das Gitter und riß seinen Rachen auf.
Mutter und Kind wichen zurück, als sie die beiden Zahnreihen sahen. Wie ein rosiger Lappen hing die Zunge hervor. Der Wolf machte einen gefährlichen Eindruck. Er schien allerdings satt zu sein, denn in einer Ecke sah ich die Überreste seines letzten Mahls.
Knochen, an denen
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