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018 - Die Vampirin Esmeralda

018 - Die Vampirin Esmeralda

Titel: 018 - Die Vampirin Esmeralda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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vielsagenden Blick in die Richtung der Folterknechte.
    Esmeralda schrie, als einer von ihnen sich in Bewegung setzte. Sie wich bis an die Wand zurück, doch dann konnte sie nicht mehr weiter. Ein behaarter Arm griff nach ihr, die Augen hinter den Schlitzen blitzten sie hämisch an.
    »Halt!«
    Der Folterknecht hielt mitten in der Bewegung inne und drehte sich verblüfft zum Tribunal um. Dort hatte sich der andere Inquisitor, der bisher geschwiegen hatte, erhoben und die Hand gebieterisch ausgestreckt.
    Esmeralda wußte sofort, daß dies Lucero sein mußte, der Grausamste aller Inquisitoren. Welche Teufelei hatte er sich für sie ausgedacht?
    »Kein Folterknecht soll sich an ihr vergreifen, bevor sie nicht noch einmal zu Wort gekommen ist«, sagte er in die entstehende Stille. Er war klein, fast schmächtig, strahlte aber dennoch Autorität aus. Sein schmales, asketisches Gesicht zierte ein gepflegter Spitzbart. Die Augen waren fanatisch glühende Punkte unter buschigen, unmutig zusammengezogenen Brauen; ein unmißverständlicher Vorwurf spiegelte sich darin, der sich gegen alle richtete, die nicht seiner Meinung waren. Das schwarze Haupthaar hatte er peinlich glatt zurückgekämmt.
    »Verehrter Lucero«, sagte da der Inquisitor an seiner Seite, »vergeßt nicht, daß Philipp Euch abgesetzt hat und ich Euch nur als Berater zu diesem Prozeß hinzugezogen habe. Wie kommt Ihr dazu, Eure Befugnisse als stiller Beobachter in diesem Maße zu überschreiten?«
    »Spielt Euch nicht auf, Termado!« erwiderte Lucero ungerührt. »Ich mische mich nur ein, weil Ihr allem Anschein nach nicht in Lage seid, die Prozeßordnung einzuhalten. Und seid gewiß, meine Stunde schlägt noch. Ihr solltet Euch meine Gunst bewahren.«
    Die beiden Inquisitoren funkelten sich einen Moment lang an. Dann entspannte sich Termado und gab nach. Um das Gesicht zu wahren, meinte er mit einem falschen Lächeln: »Nun gut, Lucero. Ich erteile Euch das Wort und bin gespannt, welche neue Note Ihr in das Prozeßgeschehen bringen könnt.«
    Lucero verneigte sich spöttisch in seine Richtung und sagte: »Wir haben gehört, daß die Hexe Esmeralda angeblich in der Lage ist, die Zukunft zu deuten.«
    Einige Mitglieder des Tribunals nickten, andere wiederum konnten sich nur schwer ein spöttisches Lächeln verkneifen.
    »Es würde mich wirklich interessieren, was daran wahr ist. Eine vom Teufel Besessene, die die Gabe der Zukunftsdeutung besitzt, kann für die christliche Menschheit eine große Gefahr darstellen. Aber wenn ich einen Berater hätte, der mir sagen könnte, was mich morgen erwartet, würde ich das sehr zu schätzen wissen. Wäre es etwas Gutes, könnte ich in Vorfreude schwelgen, wäre es aber etwas Schlechtes, könnte ich etwas unternehmen, um es erst gar nicht dazu kommen zu lassen.«
    Auf diese Weise brachte Lucero eine heitere Note in das Prozeßgeschehen, was bei der Spanischen Inquisition wohl ziemlich selten vorkam. Es wurde ihm mit Lachen gedankt. Nur Termado ließ sich von der Heiterkeit der anderen nicht anstecken.
    »Eure Scherze sind eine Verhöhnung dieses Tribunals, Lucero«, sagte er scharf.
    »Aber mitnichten«, erwiderte Lucero ernst. »Mir geht es nur darum, die Wahrheit über die Fähigkeit der Angeklagten herauszufinden. Das könnte uns auch die Urteilsfindung erleichtern. Wir haben viel Interessantes über die Hexe Esmeralda erfahren, aber noch keine Kostprobe ihrer Gabe erhalten. Wenn sie wirklich in die Zukunft sehen kann, warum hat sie dann nicht ihre Brüder und Schwestern gewarnt, daß die Santas Hermandades den Ort des Hexensabbats ausspioniert und an unsere Soldaten verraten hatte? Esmeralda hätte zumindest selbst flüchten können und wäre so der Inquisition entgangen. Warum tatest du das nicht, Esmeralda?«
    Er hatte einen interessanten Punkt angeschnitten, und alle warteten darauf, was die Hexe dazu zu sagen hatte.
    Esmeralda sah plötzlich eine winzige Chance, ihre Lage zu verbessern. Ihr kam es fast so vor, als würde ihr Lucero einen Strohhalm reichen, an den sie sich klammern sollte.
    »Ich sagte es doch schon, daß ich mich an nichts mehr erinnere«, erklärte sie verzweifelt. »Ich wußte überhaupt nicht, wie mir geschah, als ich mich plötzlich unter den Teufelsanbetern wiederfand. Ihr Treiben widerte mich an. Ich wollte fliehen. Doch …«
    »Solche Ausflüchte wollte ich gar nicht hören«, unterbrach Lucero sie mit schneidender Stimme. »Ob und wie sehr du mit dem Teufel im Bunde stehst, wird dieses

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