0181 - Totenchor der Ghouls
»Bitte!«
Der Mann in Grau zögerte und blickte das Girl an. Maureen kam um den viereckigen Tisch herum. Sie zitterte und hatte Angst um das Leben ihres Vaters.
Der Ghoul schleuderte das Messer in die Ecke. »Diesmal habt ihr Glück gehabt. Rechne nicht damit, daß ich weiterhin Rücksicht nehme.«
Maureen nickte unter Tränen. Sie glaubte diesem Menschen jedes Wort. Aber war er überhaupt ein Mensch? Man konnte ihn nicht verletzen, er war unverwundbar.
Aus großen Augen starrte sie ihn an, und der Ghoul konnte sich ein triumphierendes Lachen nicht verbeißen.
»So kann man mich, einen Ghoul, nicht töten!«
»Ghoul?« flüsterte Maureen. Noch nie hatte sie das Wort gehört, sie kannte es nicht.
»Richtig, ein Ghoul. Und weißt du, Mädchen, was wir Ghouls sind?« zischte er.
»Nein…«
»Leichenfresser!« schleuderte der Unheimliche dem Girl ins Gesicht.
Pfeifend holte Maureen Atem. Sie konnte es einfach nicht glauben. Das war unmöglich, das war…
»Wir ernähren uns von den Toten. Wenn ich deinen Vater umbringe, wird er…«
»Nicht weiterreden!« flüsterte Maureen, »bitte nicht.«
»Dann tut, was ich sage.«
Maureen nickte heftig. Das Haar hatte sich gelöst und fiel in ihr Gesicht. Sie wischte die Strähnen nicht einmal zur Seite. Es war schwer für sie, die Worte überhaupt zu begreifen.
»Schaff ihn auf die Beine!« befahl der Ghoul.
Maureen gehorchte. Sie bückte sich, und ihre Hände faßten nach den Schultern des Vaters. Jerry Dale stieß ein Knurren aus. »Laß mich, Maureen, das kann ich allein.« Er wälzte sich auf den Rücken, hob seinen rechten Arm und umfaßte die Tischkante. Langsam zog er sich hoch. Maureen wischte ihm mit einem Taschentuch das Blut aus dem Gesicht.
Jerry Dale starrte den Ghoul an. »Du bist nicht zu verletzen«, sagte er rauh.
»Stimmt. Und hoffentlich hast du meine Worte gehört und weißt inzwischen, was ein Ghoul ist!«
»Ja, das habe ich.«
»Wirst du dich danach richten?«
»Was wollt ihr von uns?«
Der Ghoul kam nicht dazu, eine Antwort zu geben, denn in diesem Moment klingelte es…
***
Die Schweigepause dauerte Sekunden. Das Mädchen, der Mann und der Dämon starrten sich an.
Bis der Ghoul als erster das Wort übernahm. »Wer ist das?« zischte er.
»Ich… Ich weiß nicht«, erwiderte Maureen leise.
»Lüg nicht.« Der Schlag traf das Mädchen unvorbereitet. Gegen ihre rechte Wange klatschte die Pranke, die sich anfühlte wie Pudding. Nur ein Fingernagel zog noch eine blutige Spur in die Haut.
Maureen war gegen den Tisch gefallen. Der Ghoul hielt sie an der linken Schulter fest und schüttelte sie. »Wer ist es also? Du weißt es. Sag es mir!«
»Ein… Ein Bekannter!«
»Laß ihn rein!« forderte der Ghoul.
Maureen nickte.
Als es zum zweitenmal schellte und sie sich noch immer nicht gerührt hatte, drückte der Mann in Grau das Girl herum und stieß es auf die Tür zu. »Öffne!« knurrte er, »und laß dir nur keine Dummheiten einfallen, sonst seid ihr alle drei verloren.«
Maureen drehte sich um. »Was soll ich machen?« hauchte sie.
»Hol ihn rein!«
Da nickte sie und ging. Sie konnte die Füße kaum vom Boden abheben, so schwer fiel es ihr. Ihr schwindelte. Die Tür drehte sich vor ihren Augen. Hart riß sie sie auf, so daß Teddy Tears erschrak und einen Schritt zurücktrat.
»He, was ist denn los? Du bist aber heute stürmisch. Schon fertig?« Er lächelte mit perlweißen Zähnen. Sein Oberlippenbart war ebenso schwarz wie das Haar. Er trug einen dunkelblauen Discoanzug mit weißen Samtbiesen an den Rändern. In seinem Hosengürtel blitzten Perlen.
»Komm doch rein.«
»Gern. Aber dein Alter?«
»Macht nichts.« Maureen gab den Weg frei.
Teddy Tears betrat das Haus und schaute sich um. Dann zog er die Nase hoch.
»Hast du was?« fragte das Girl.
»Hier riecht es so komisch.«
Maureen erschrak. Hatte er etwas bemerkt? »Wir haben erst vor ein paar Minuten gegessen.«
»Deshalb.« Teddy war ziemlich forsch. Er ging durch bis zur Küche, übertrat die Schwelle und lief in sein Verderben.
Erbarmungslos packte die Pranke des Ghouls zu!
***
Ich hatte mich zweimal verfahren, denn bis Putney war es eine ganz schöne Strecke. Außerdem hatte mich der Weg noch nie hierhergetrieben, und es war eine ziemlich düstere Ecke, wie ich schon bei der Hinfahrt bemerkte.
Hier wohnten nicht die Reichsten. Es gab zahlreiche schmale Straßen. Schlechtes Pflaster war an der Tagesordnung, so daß ich ziemlich langsam fahren mußte.
Dem
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