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02 - Hinter goldenen Gittern - Ich wurde im Harem geboren

Titel: 02 - Hinter goldenen Gittern - Ich wurde im Harem geboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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Händlerinnen den Harem, verkauften Schönheitsmittel für den ganzen Körper, Stoffe, aus denen Kleider genäht wurden, sowie Schmuck.
    Zwar gab es nur eine Farbe, die unsere Kleidung haben durfte - weiß. Allerdings waren alle Stoffarten von Seide über Baumwolle bis zu teuren Stickereien in zarten Abstufungen, elfenbein, hauchfeines Zartrosa oder die Andeutung eines milden Gelb erlaubt. Allerdings musste der Grundton jedes Stoffes weiß sein, das war ein ungeschriebenes Gesetz, das von niemandem übertreten werden durfte. Mit diesem äußeren Zeichen unserer Garderobe wollte Papa David uns somit be-39
    reits das Gefühl geben, über die Tage unseres irdischen Daseins hinaus für die Ewigkeit bereit zu sein.
    Jeder queen stand für den Kauf von Kleidung und anderen Kleinigkeiten der gleiche Geldbetrag zur Verfügung. Dennoch schafften es einige immer wieder, die Händlerinnen, die sich natürlich über jedes zusätzliche Geschäft freuten, zu überreden, ihnen etwas zu verkaufen, das die anderen nicht hatten. Damit wollten sie dann meist angeben - oder beispielsweise mit einem ausgefallenen Duft andere beim Buhlen um Vaters Gunst ausstechen.
    Ich glaube, ein Harem ist der beste Ort, um zu erlernen, welche Wirkung ein Duft haben kann. Vater hatte eine sehr empfindliche Nase. Ihn mit einem außergewöhnlichen Parfüm zu betören und somit die von Mama Patty festgelegte Besuchsreihenfolge umzuwerfen, war für manche Frau ein echter Sport. Da die Frauen alle ähnlich geschnittene Kleider trugen, also oft wirklich wie Zwillinge aussahen, blieb ihnen eigentlich auch kein anderes Mittel als der persönliche Duft, um auf sich aufmerksam zu machen.
    Vater, der mit seinem Charme nicht gerade sparsam umging, lobte dann die neue Parfümnote und erwählte ihre Trägerin zu seiner Favoritin. Gott sei Dank tat er das nur selten und wurde wohl auch oft genug von Mama Patty auf die Folgen solch impulsiven Handelns hingewiesen. Denn die Favoritin war dann dem handfesten Ärger jener queens ausgesetzt, die eigentlich an der Reihe gewesen wären.
    Umgekehrt konnte die Rechnung auch mal nicht aufgehen: Vater wandte sich ab und erwies seine Gunst eben gerade nicht der queen, die sich für ihn einparfümiert hatte. Ich muss nicht erwähnen, dass die Abgewiesene obendrein noch den Spott der anderen zu ertragen hatte ..
    Mama Patty war die Regentin der queens. Zu ihren Aufgaben gehörte auch, dass sie gerecht einteilte, welche Frau mit meinem Vater zusammen sein durfte. Bei so vielen Frauen war das eine aufreibende Tätigkeit! Es musste bedacht werden, welche Stillzeiten eingehalten werden mussten (nach der Geburt eines Jungen zwei Jahre, nach der Geburt eines Mädchens ein Jahr). Oder wann die fruchtbaren Tage waren, in denen die jeweilige Frau von den anderen geschmückt und gereinigt meinem Vater zugeführt wurde. Zu beachten waren natürlich auch die unreinen Tage, in denen Vater auf keinen Fall mit der betreffenden Frau zusammenkommen durfte.
    Manches Mal hatte eine der queens ein blaues Auge, das sie einer Mitfrau verdankte. Konnten sich die beiden nicht einigen, hatten sie vor Mama Patty zu erscheinen, die dann entschied, wer im Recht war. Patty berief dann das
    „Tribunal“ ein, das aus ihr selbst (weil sie als erste Frau die ältesten Rechte besaß) und zwei weiteren Frauen bestand.
    Unter den queens gab es enger befreundete Gruppen, die sich darum bemühten, ihre Vertreterin im „Tribunal“ unterzubringen, um so ihren Einfluss zu vergrößern. Da Mutter sich mit fast allen verstand, wurde sie bereits im dritten Jahr ihres Haremslebens in das Frauengericht gewählt. Als Europäerin und nicht mehr ganz junge Frau konnte sie mit nüchternem Blick urteilen. Eine Fähigkeit, die die anderen sehr schätzten. Übrigens auch mein Vater, der Mutter oft um Rat fragte.
    Unter all den Frauen gab es nur eine, die Mutter von Anfang an ablehnte. Ihr Name war Idu. Mein Vater hatte sie nur wenige Wochen vor meiner Mutter zur Frau genommen. Idu stammte aus dem Norden Nigerias, war groß und schlank und zum Zeitpunkt ihrer Hochzeit mit Vater 21 Jahre alt, also halb so alt wie meine Mutter. Die Afrikanerin entstammte einer sehr wohlhabenden Familie.
    Sie war stolz auf ihre Herkunft, denn ihr Vater trug den Titel eines Sultans; ein großer Clan war ihm treu ergeben. Soweit ich heute weiß, heiratete sie Papa David, weil ihr eigener Vater es von ihr verlangte. Es verletzte Idus Eitelkeit zutiefst, dass ihr Mann nur wenige Monate nach ihrer

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