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02 - Hinter goldenen Gittern - Ich wurde im Harem geboren

Titel: 02 - Hinter goldenen Gittern - Ich wurde im Harem geboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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Tages irgendein trübsinniges, einsames Spiel spielte, setzte sie sich zu mir und brachte mich zum Reden: „Du bist doch die Tochter meiner wichtigen Mitfrau aus Deutschland“, begann sie. „Wie ist es dir und deiner Mutter ergangen?“ Unbefangen erzählte ich ihr von unserer Farm und dem Leben in der Natur. Mit keinem Wort allerdings erwähnte ich, warum es zu Ende gegangen war.
    Nachdem ich ihr von Jo und unseren Madonnen berichtet hatte, kam Mama Idu eine Idee: „Warum schnitzt du nicht wieder?“, schlug sie vor. Ich sagte ihr, dass es im Harem praktisch unmöglich sei, an geeignetes Holz zu kommen. Gab es welches, so wurde es zum Feuermachen benutzt. Wenige Tage später überraschte sie mich mit ein paar wirklich brauchbaren Stücken. Endlich hatte ich wieder etwas zu tun! Ich war Mama Idu aus ganzem Herzen dankbar.
    Gemeinsam saßen wir in ihrem Hof, ich bearbeitete das Holz, während sie erzählte, wie es ihr in den Jahren außerhalb des Harems ergangen war.
    Idu war von einer Familie zur nächsten gereist. Doch wo immer sie hinkam, war ihr der Ruf als ungehorsame Frau schon vorausgeeilt. „Ich galt nach wie vor als Frau deines Vaters, die kein anderer Mann ansehen durfte. Ich hatte niedrige Arbeiten zu verrichten und wurde zwar geduldet, war aber nirgends wirklich willkommen. Wenn ein Lastwagen mit Waren die Stadt verließ, die meine Gastgeber hergestellt hatten, um sie zu einer anderen Familie zu bringen, so fuhr ich mit. Ich führte praktisch das Leben einer Art Nomadin“, vertraute sie mir an.
    Diese Rundreisen durch die Familien, so berichtete Idu, waren nichts Ungewöhnliches. Nur dass eine Frau im gebärfähigen Alter, die sich eigentlich um ihre Kinder kümmern sollte, es tat, war daran so bemerkenswert.
    Idu konnte sehr lebendig erzählen und ich hörte gern zu, so wie damals Jo, nachdem er aus Ibadan gekommen war. Auch Idu hatte dort gelebt. Mir fiel sofort die Begegnung mit Papa Felix ein, der sich wie eine Schlange auch an mich herangeschlichen hatte. Plötzlich sah mich Mama Idu neugierig an: „Du kennst doch Papa Felix, nicht wahr? Du wirst ihn sicher in Jeba getroffen haben.“
    Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Ich fühlte mich durchschaut. Mama Idu hatte die ganze Zeit über gewusst, warum wir aus Jeba fortgehen mussten!
    Ich schwieg.
    „Papa Felix ist ein wichtiger Mann“, fuhr sie fort. „Wenn es deinem Vater nicht besser geht, wird Papa Felix das Oberhaupt der Familie werden.“
    Erschrocken blickte ich sie an. Das wäre ja schrecklich! Er interessierte sich ja schon nicht für das Wohlergehen unserer Farm. Wie würde er erst den Harem leiten?
    Mama Idu lächelte. „Du magst ihn wohl nicht?“, mutmaßte sie. Es klang so, als ob sie Papa Felix wirklich schätzte.
    Ich schüttelte den Kopf und nahm meinen ganzen Mut zusammen, um zu fragen:
    „Warum bist du nicht bei ihm geblieben?“
    „Ich bin immer noch offiziell die Frau deines Vaters. Er würde es niemals zulassen, dass ich einen anderen Mann heirate“, erklärte sie.
    Über diesen Satz dachte ich die ganze folgende Nacht nach. Hieß das nicht, dass Mama Idu am liebsten Papa Felix heiraten würde?
    Mein Versteckspiel mit den Monatsblutungen beherrschte ich inzwischen recht gut. Mutter hatte mir Baumwollbinden angefertigt, die verhinderten, dass ich in einem unreinen Bett erwachte. Um sie zu wechseln, ging ich in ihre Räume. Vor Vaters Erkrankung hatte ich sie Mutter zum Auswaschen gegeben, doch dazu fehlte ihr nun die Zeit. Also tat ich es selbst, holte Wasser aus einem der eigenen Brunnen und schleppte es hinauf in Mutters Wohnung.
    Bei einem dieser Gänge traf ich Mama Idu, die mich fragte, was ich denn vorhabe.
    „Ich muss waschen“, sagte ich. Sie sah mich eigenartig an. Die anderen reinigten ihre Sachen an der Wasserstelle neben dem Kochhaus. „In Mutters Wohnung ist etwas verschmutzt“, schob ich nach und machte, dass ich mit meinem Eimer fortkam.
    Am nächsten Morgen rief mich Mama Idu zu sich ins Kinderhaus. Sie hatte die Aufgabe, die Sauberkeit zu kontrollieren. Mama Idu deutete auf mein Bett.
    Darauf befand sich ein Fleck; es war unzweifelhaft Blut. Ich bekam einen Riesenschreck. Ohne nachzudenken, überprüfte ich den Sitz meiner Binde.
    Mama Idus Augen blitzten mich verschmitzt an. „Weiß dein Vater es schon?“, fragte sie.
    „Was?“, stotterte ich.
    „Du bist eine junge Frau geworden“, meinte Idu.
    „Bitte“, flehte ich, „das kann doch unser Geheimnis bleiben!“ Hastig griff ich

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