02 - Hinter goldenen Gittern - Ich wurde im Harem geboren
besprechen. Ich werde schon morgen fahren.“ Tausend Fragen lagen mir noch auf der Zunge, aber Mutter sagte: „Vertrau mir, Choga Regina. Ich werde die Dinge in deinem Sinne regeln.“ Also fragte ich nichts, zog nur die Tränen hoch und saß da wie betäubt.
Die Nachricht von meiner bevorstehenden Hochzeit hatte sich im Harem in Windeseile verbreitet und die anderen erfuhren es fast vor mir. Die meisten gratulierten mir, denn es war eine große Ehre, die Ehefrau von Vaters Stellvertreter zu werden. Ich wusste allerdings nicht, wie ich damit umgehen sollte. Sprach mich jemand darauf an, dass ich als jüngste der Ehefrauen gewiss die besondere Aufmerksamkeit von Papa Felix genießen würde, wollte ich vor Scham im Boden versinken. Mama Uloma erteilte mir obendrein Einzelunterricht, der an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließ. Papa Felix sei in den letzten Jahren „nur“ Vater von Töchtern geworden, deutete Uloma an.
Ich würde ihm gewiss viele Söhne gebären ..
Ich hoffte, dass ich endlich wieder krank würde. Doch die rettende Erkrankung blieb diesmal aus, was unzweifelhaft Amaras Tee zuzuschreiben war.
Vor einer Prüfung dürfe man nicht davonlaufen, hatte die weise Frau mich ermahnt, sonst laufe sie einem nach. Also trank ich einen frisch aufgebrühten Tee und blieb erstaunlich ruhig. Hatte ich während der unbeschwerten Tage meiner Kindheit im Harem Erdnüsse und süßes weiches Brot in Mengen verdrückt, so verhielt es sich jetzt umgekehrt: Mir wurde fast übel, wenn ich Süßes nur sah. Ich aß überhaupt kaum noch.
Dann kam meine Mutter vom Besuch bei ihrem künftigen Schwiegersohn zurück. Mit schweren Schritten ging sie die Treppe zu ihren Räumen hoch.
Erneut nahmen wir beide auf dem abgeschabten Sofa Platz. Ich fühlte mich wie eine Ziege, die jeden Augenblick geschlachtet wird, weil die Familie ein gutes Essen braucht. „Hast du dich denn mit Papa Felix verstanden?“, fragte ich Mutter vorsichtig. Unser Abschied von der Farm war nicht gerade harmonisch verlaufen.
„Ich soll dich von Jo grüßen“, begann Mutter, „er lässt dir ausrichten, dass er sich freut, wenn du zurückkommst.“
„Ist Felix nett zu ihm?“
„Er lässt ihn gewähren. Mehr kann man nicht verlangen“, sagte Mutter. Sie wirkte müde. Obwohl ich vor Neugier platzte, fand sie ihre Worte nur schwer.
„Und Felix?“
„Seine Frauen sind mit eurer Ehe einverstanden. Er natürlich auch. Ich hatte den Eindruck, als ob er sich sogar geehrt fühlt, dass Papa David ihm eine seiner Töchter anvertraut. Meiner Meinung nach musst du dir keine unnötigen Sorgen machen. Dein zukünftiger Mann wird dich anständig behandeln, mein Kind.“
„Er .. er wird Kinder mit mir haben wollen ..“, brachte ich mühsam hervor. Es war mir peinlich, diese heikle Frage anzusprechen.
Mutter drehte sich zu mir, nahm meine Hände in ihre. „Hör zu, mein Kind, ich habe mit Papa Felix gesprochen. Ich meine .. darüber.“ Sie sah mich ernst an.
„Was ich dir jetzt sage, das bleibt unser Geheimnis. Versprochen? Er wird dir Zeit lassen. Er weiß, dass du noch sehr jung bist.“
„Das wird er nicht, Mutter! Ich habe es doch erlebt. Er wollte doch schon ..“
„Glaube mir, er wird dich nicht anrühren“, unterbrach sie mich. Sie sprach so leise und bestimmt, wie ich es von ihr nicht gewohnt war. Irgendetwas hatte sie auf der Farm mit Felix ausgehandelt. Aber sie wollte es mir nicht verraten.
„Wann werden wir nach Jeba fahren?“, fragte ich besorgt. Ich ging davon aus, dass sie mich begleiten würde. Schließlich war sie immer dabei, wenn wir zur Farm fuhren. Dieser Gedanke hatte mich all die Tage getröstet. Irgendwie hoffte ich, mein altes Leben zurückzubekommen. Zwar wäre Felix immer anwesend, aber irgendwie würde ich das schon aushalten. Solange er mich nicht anrührte, wie Mutter es versprochen hatte.
„Ihr werdet am Morgen nach der Hochzeit nach Jeba aufbrechen“, antwortete Mutter.
Ich sah sie groß an: „Kommst du denn nicht mit?“
„Du wirst die Frau von Felix sein - Choga Regina Egbeme. Dein Mann will nicht mit seiner Schwiegermutter unter einem Dach leben. Dazu konnte ich ihn nicht überreden. Und es würde auch nicht gut gehen.“
„Aber Mama! Ich dachte ..“
„Papa Felix wird sich an sein Versprechen halten.“ Mutter nahm mich in den Arm. „Mama Idu hat sich bereit erklärt, dich an meiner Stelle nach Jeba zu begleiten. Da sie die Vision hatte, konnte dein Vater ihr diesen Wunsch nicht
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