02 - Hinter goldenen Gittern - Ich wurde im Harem geboren
Ehebrecherin strafte.
Jetzt warteten die Frauen gespannt ab, wie schwer das Urteil des Himmels ausfallen würde, aber insgeheim hatten sie alle ihr eigenes Urteil längst gefällt.
Nur wenn Felix es nicht hörte, sprachen die queens abfällig über den Vorfall und bestätigten sich gegenseitig in ihrer Meinung.
Schließlich beauftragte Felix eine Heilerin aus Jeba, bei Idu zu bleiben. Immer wieder hörte ich meine Trauzeugin schreien. Sie schien entsetzliche Schmerzen zu haben. Vor allem in den Nächten waren die Schreie kaum zu ertragen, sie hallten durch das ganze Haus. Offenbar fand die Heilerin keine Medizin, um Idu zu helfen. Ich wusste damals noch nichts von der Gefahr, die eine Vergiftung des Blutes der Mutter durch einen abgestorbenen Fötus mit sich bringt, und nahm an, Idu sei über den Verlust ihres Babys so traurig, dass sie sich nicht beruhigen konnte.
Dann wurde ich eines Nachts unsanft aus dem Schlaf gerissen. Die Heilerin stand an meinem Bett. „Komm schnell! Idu will mit dir reden!“
Schlaftrunken stolperte ich in ihr Zimmer, in dem nur zwei Kerzen brannten.
Jetzt erkannte ich, dass Idu nicht wie ich an dieser Niedergeschlagenheit litt, die einen schwer träumen lässt. Idu lag im Sterben. Schweißüberströmt hob sie die Hand und sagte etwas, das ich nicht verstehen konnte. Im Zimmer roch es furchtbar. Widerwillig trat ich näher, um ihre Worte besser hören zu können.
„Ich habe gesündigt, Choga. Du musst mir vergeben, bevor ich sterbe“, flüsterte sie.
„Ich? Warum ich?“ Wenn, dann wäre Papa David dafür der Richtige gewesen.
„Ich hatte nie eine Vision. Bitte vergib mir.“
„Ich verstehe dich nicht. Wir waren doch alle im Gemeinschaftshaus Zeugen“, brachte ich verwirrt hervor.
„Du musst mir vergeben, Choga. Meine Seele erwartet sonst ewige Verdammnis. Bitte, sag es“, röchelte sie.
Ich begann das Vaterunser zu beten, in dem es heißt, man solle seinen Schuldigern vergeben. Aber Idu unterbrach mich, indem sie ihre eiskalte Hand auf meinen Mund legte.
„Ich wollte, dass du Felix heiratest, damit ich mit euch nach Jeba gehen konnte.
Aber niemand hätte auf mich gehört, da kam mir die Idee mit der Vision.“
Meine Trauzeugin sprach bereits so kraftlos, dass ich sie kaum verstehen konnte. „Es war nicht richtig, Gott zu freveln, um in Sünde mit Felix leben zu können.“ Ein Hustenanfall ließ sie fast ersticken. Schließlich fuhr sie fort:
„Wenn ich dir meine Sünde gestehe und du mir vergibst, so wird Gott mich nicht verdammen. Bitte, tu es.“ Sie legte ihre Hand auf meine, beugte sich zu mir und warf mir einen flehentlichen Blick zu: „Jesus Christus hat gesagt: Welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen. Das ist das Wort des Herrn, Choga!“
„Ich vergebe dir“, presste ich hervor.
Meine Trauzeugin sank kraftlos in sich zusammen. Die Heilerin drückte ihre Augen zu. Idu war tot.
„Möge Gott ihrer Seele gnädig sein“, sagte die Heilerin.
Völlig benommen ging ich hinaus in die klare, kühle Nacht. Langsam begann mein Verstand alles zusammenzusetzen, was ich bisher nur bruchstückhaft vor mir sah. Schon von Anfang an hatte ich das Gefühl gehabt, dass Mama Idu mich hereingelegt hatte. Doch dagegen hatte die Überzeugung gestanden, dass niemand einen solchen Frevel wagen würde. Und doch hatte sie genau das getan. Nicht ich konnte Idu vergeben, kein
Mensch durfte das, Gott selbst musste es tun. Außerdem hatte ich nur drei Worte gesagt, die nicht aus meinem Herzen kamen. Nein, ich hatte ihr nicht wirklich vergeben - sie hatte mich dazu genötigt. Im Sterben war sie vorgegangen wie im Leben, sie hatte versucht, sich freizukaufen von ihrer Schuld. So wie unser Glauben für sie ein Mittel war, um ihre eigenen Ziele zu erreichen.
Meine Schwangerschaft erinnerte mich in jeder Sekunde daran, dass sie mich diesem Mann zugetrieben hatte, um ihre eigene Lust zu befriedigen. Aus Selbstsucht hatte Idu mein Leben in ihre Hände genommen; sie hatte Schicksal gespielt. Kaltherzig hatte sie zugesehen, wie ich litt.
Mich überkam eine derart maßlose Wut, dass ich aufsprang und in die leere Nacht hinausschrie: „Ich vergebe dir nicht! Niemals! Fahr doch zur Hölle!“
In der Ferne antwortete ein Hund mit seinem Bellen auf meinen Hass. Plötzlich wurde mir bewusst, was ich gesagt hatte. Ich hatte eine Tote verwünscht. Aber ich empfand doch so! Diese Heuchlerin hatte mich in der Tat ins Unglück geschickt. Plötzlich tat ich mir nur noch
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