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02 - Hinter goldenen Gittern - Ich wurde im Harem geboren

Titel: 02 - Hinter goldenen Gittern - Ich wurde im Harem geboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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diese Freiheit nutzte mir nichts. Weil ich wieder einmal zu schwach war.
    Diesmal grub ich wenigstens mein erspartes Geld aus. Es war weniger als noch vor zwei Jahren. Doch wohin damit? Am Körper konnte ich es nicht verbergen; ich musste damit rechnen, dass Felix es finden würde. Ratlos saß ich unter dem Bougainvilleabusch. Mama Bisi hatte damals gesagt, dass ich zurückkehren würde, weil das Geld im Versteck geblieben war. Sie hatte Recht gehabt. Ich vergrub es erneut; vielleicht könnte ich eines Tages wieder auf der Farm leben.
    Mit meiner Mutter und dem Kind, das ich jetzt noch unter dem Herzen trug. Und dann das Versprechen einlösen, das ich der Madonna gegeben hatte. Egal, wie dieses unschuldige Kind gezeugt worden war, es war meines. Die Sünden seines Vaters wollte ich wenigstens an ihm gutmachen.
    An jenem Abend legte ich mich früh hin, körperlich müde von der Schlepperei, seelisch zermürbt, aber immerhin mit der zarten Hoffnung im Herzen, bald Mutter und meine Lieblingsmamas wieder sehen zu können. Felix und Jo waren noch immer auf der Jagd.
    Während ich einzuschlafen versuchte, dachte ich über meinen Bruder nach, der gewiss allein auf der Farm bleiben würde, bis eine neue Familie käme.
    Jo war mit Ende 20 längst in dem Alter, selbst Kinder zu haben. Doch die haremsähnliche Situation, in der wir lebten, machte es ihm unmöglich, eine Frau zu finden und zu heiraten. Ich beschloss, ihm zu raten, fortzugehen und endlich sein eigenes Glück zu finden. Er durfte sich nicht ewig an die Farm binden, was er nur Mutter (und vielleicht auch mir) zuliebe tat.
    Ich war fast eingeschlafen, als ich den Motor des Lastwagens hörte. Rhoda schnarchte schon längst auf ihrem Lager vor sich hin. Noch einmal rappelte ich mich auf, um nachzusehen, was die Jagd erbracht hatte. Felix sprang aus dem Fahrerhaus. Als er mich sah, rief er: „Hilf mir die Tiere abzuladen, die Hunde reißen sie sonst in der Nacht in Stücke.“
    Vorsichtig ging ich näher heran und spähte auf die Ladefläche. Dort lagen drei Antilopen. „Wo ist Jo?“, fragte ich.
    „Mach schon, hol den Handkarren!“, befahl Felix, ohne auf meine Frage einzugehen.
    „Ist Jo denn schon in seinem Haus?“, hakte ich mit aufkommendem Misstrauen nach. Mein Bruder drückte sich nie vor der Arbeit. Wenn er Felix zum Jagen begleitet hatte, würde er auch die erlegten Tiere sichern helfen. Ich schob den Karren heran, Felix legte die Tierkörper darauf.
    „Es gab einen Unfall“, sagte Felix.
    „Unfall? Ist Jo im Krankenhaus?“, wollte ich wissen.

    „Das war nicht mehr nötig.“
    „Was meinst du damit?“
    „Dass er tot ist.“ Felix zog den Handkarren fort zum Vorratshaus. Ich lief hinterher.
    „Aber wieso ist er tot? Das kann doch nicht sein!“, schrie ich.
    „Ich kann nichts dafür. Es war zu dunkel.“
    „Du hast ihn erschossen?“, brüllte ich wie von Sinnen.
    Ruckartig blieb Felix stehen. Ich konnte nur die dunklen Umrisse seines Körpers erkennen. Als er sich langsam auf mich zubewegte, wich ich panisch zurück, rechnete mit seinem Angriff. „Hör zu, du wirst niemals behaupten, dass ich ihn erschossen habe. Niemand war dabei, als es geschah“, zischte er mit dieser leisen Stimme, die ich so verabscheute. „Wenn ich sage, dass es ein Unfall war, dann war es auch so. Gott ist mein Zeuge. Er allein. Also wage nicht einmal zu denken, dass mich Schuld an Jos Tod trifft!“
    Ich glaubte ihm kein Wort. Um ihn als Mörder und Lügner zu bezeichnen, fehlte mir die Kraft. Die beiden hatten gestritten, bevor sie losfuhren. Jo wusste über Idu Bescheid, über Felix' Angriffe gegen mich. Nun konnte er nichts mehr verraten. Ich stellte für diesen Mann keine Gefahr dar. Ich wusste ja selbst, dass ich nicht davonlaufen konnte, von diesem Widerling abhängig war, egal, was er tat.
    All diese Verbrechen, die der neue Führer der Family Of The Black Jesus begangen hatte, trieben mich fast in den Wahnsinn. Völlig aufgewühlt rannte ich zum Haus zurück. Obwohl ich mir am liebsten einfach nur die Decke über den Kopf gezogen hätte, konnte ich nicht ins Bett gehen. Ich saß neben der Tür und bebte am ganzen Körper vor unterdrücktem Zorn. Wenn ich ein starker Mann wie Jo gewesen wäre, ich hätte mir einen Knüppel besorgt und den feigen Mord an meinem Bruder gerächt. Ich schwöre, dass ich mich in dieser Nacht noch an Felix versündigt hätte. Erschlagen hätte ich ihn. Und ich bereue diese Gefühle bis auf den heutigen Tag nicht. Mag es auch

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