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02_In einem anderen Buch

02_In einem anderen Buch

Titel: 02_In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Zeiten bei der Jurisfiktion. Ich habe Sie in ein Buch
    gezaubert, als Sie neun Jahre alt waren, aber jetzt müssen Sie es
    selbst schaffen. Sie können es und sollen es auch. Überdies rate
    ich dazu, dass Sie sich beeilen; denn während Sie dies lesen,
    kommt Mr Schitt-Hawse den Gang herunter, und er hat nicht die
    Absicht, für die Witwen und Waisen der ChronoGarde zu sammeln.
    Mrs Nakijima

    Ich rannte zur Tür und schob den Riegel genau in dem Augenblick vor, als von draußen am Griff gerüttelt wurde. Nach
    kurzer Pause schlug jemand mit der Faust an die Tür.
    »Next!« schrie eine unverwechselbare Stimme. »Ich weiß,
    dass Sie da drin sind! Lassen Sie mich rein, und wir holen Jack
    zusammen zurück!«
    Man war mir offensichtlich gefolgt. Ich fragte mich, ob sich
    die Goliath Corporation vielleicht gar nicht so sehr für Jack
    Schitt als vielmehr für die Frage interessierte, wie man in Bücher hineinkam. Im Budget ihrer Entwicklungsabteilung für
    moderne Waffen klaffte ein Milliardenloch, und ein ProsaPortal
    oder so etwas ähnliches war genau das Richtige, um es zu füllen.
    »Gehen Sie zur Hölle!« rief ich und wandte mich wieder dem
    Buch zu. Auf der ersten Seite stand unter der Überschrift Unbedingt zuerst lesen! eine Art Vorwort, das im Wesentlichen die
    Beschreibung einer Bibliothek zu sein schien. Ich ließ mich
    nicht lange bitten, denn in diesem Augenblick zitterte die Tür
    unter einem heftigen Schlag, und ich sah die Farbe neben dem
    Schloss splittern. Wenn das Chalk und Cheese waren, würden
    sie nicht lange brauchen, um einzutreten.
    Ich holte tief Luft, räusperte mich und begann mit lauter
    Stimme zu lesen. Dabei überstürzte ich nichts, sondern ließ
    Pausen und bemühte mich, die Worte nach den Erfordernissen
    des Textes ausdrucksvoll zu betonen. Ich las, wie ich noch nie
    gelesen hatte.
    »Ich stand in einem langen, holzgetäfelten Gang voller Bücherregale, die vom Boden bis fast zur gewölbten Decke hinaufreichten –«
    Es krachte, der Türrahmen brach und die Tür fiel nach innen. Dahinter kam Chalk hereingeflogen und stürzte zu Boden,
    dicht gefolgt von Cheese, der auf dem Bauch landete.
    »Der Teppich zeigte ein elegantes geometrisches Muster, und
    die Decke war mit Stukkaturen geschmückt, die Szenen aus den
    Klassikern zeigten –«
    »Next!« schrie Schitt-Hawse und warf einen vorsichtigen
    Blick um die Ecke, während Chalk und Cheese wieder auf die
    Beine zu kommen versuchten. »Das war nicht vereinbart, dieser
    Trip nach Osaka! Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollen mich
    auf dem Laufenden halten! Es wird Ihnen nichts geschehen –«
    Aber es geschah durchaus etwas. Etwas Neues, gänzlich Andersartiges. Mein Hass auf Goliath, der Wunsch zu entkommen, das Bewusstsein, dass ich Landen nie wiedersehen würde,
    wenn ich den Zugang zu den Büchern nicht fand – all das gab
    mir die Kraft, die Grenzen zu überwinden, die sich verfestigt
    hatten, seit ich 1958 ein paar Mal spontan in Jane Eyre gewesen
    war.
    »Hoch über mir befanden sich in regelmäßigen Abständen
    runde Öffnungen, durch die das Licht hereinströmte –«
    Ich sah Schitt-Hawse auf mich zukommen, und ich sah auch,
    dass sich seine Lippen bewegten, aber seine Gestalt wirkte längst
    nicht mehr so konkret wie zuvor und seine Worte erreichten
    mich erst eine volle Sekunde nach seinen Lippenbewegungen.
    Laut las ich weiter, und der Raum um mich herum schien zu
    versinken.
    »Next!« schrie Schitt-Hawse. »Das wird Ihnen leidtun, ich
    garantiere Ihnen –!«
    Aber ich las einfach weiter.
    »–was die ernste Atmosphäre der Bibliothek noch verstärkte –
    «
    »Verdammtes Miststück!« hörte ich Schitt-Hawse schreien.
    »Schnappt sie euch!«
    Aber seine Worte waren nur noch ein leichtes Säuseln. Nebel
    stieg auf, und der Raum wurde dunkel. Ich spürte ein Prickeln
    auf meiner Haut – und im nächsten Augenblick war ich weg.

    Ich blinzelte zweimal, aber Osaka lag weit hinter mir. Ich
    schloss das Buch, schob es vorsichtig in meine Tasche und sah
    mich um. Ich stand in einem langen, holzgetäfelten Raum voller
    Bücherregale, die vom Boden bis fast zur gewölbten Decke
    hinaufreichten. Der Teppich zeigte ein elegantes geometrisches
    Muster, und die Decke war mit Stukkaturen geschmückt, die
    Szenen aus den Klassikern zeigten. Auf den Simsen standen
    Marmorbüsten berühmter Autoren. Hoch über mir befanden
    sich in regelmäßigen Abständen runde Öffnungen, durch die
    das Licht hereinströmte. Es spiegelte sich

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