02 - Von dir kann ich nicht lassen
gehört.«
Aber
sie hatte schon Recht, verdammt. Er hatte es gespürt, sobald er mit ihr im Haus
eingetroffen war. Es war, als wenn er eine fremde Wohnstätte betreten und sie
zum ersten Mal gesehen hätte. Dieses Haus war einfach nicht Jane.
»Mir
fallen zwei Worte zur Beschreibung ein«, sagte sie. »Ich könnte wahrscheinlich
ein ganzes Lexikon voller Begriffe finden, wenn ich mehr Zeit hätte. Aber mir
fallen spontan die Begriffe unmoralisch und billig ein. Was für mich
beides gleichermaßen unerträglich ist.«
Er
schürzte die Lippen. Diese beiden Begriffe beschrieben das Haus perfekt. Er
hatte das Wohnzimmer natürlich nach weiblichem Geschmack gestalten lassen,
nicht nach seinem eigenen. Oder nach dem, was er für weiblichen Geschmack
gehalten hatte. Effie hatte sich dort anscheinend stets vollkommen zu Hause
gefühlt. Wie auch Lisa und Marie und Bridget. Und dieser Raum? Nun, im
Kerzenschein hatte er stets dazu beigetragen, sein sexuelles Verlangen noch zu
steigern. Die vorherrschenden Rottöne bewirkten auf nackter weiblicher Haut
Erstaunliches.
»Es ist
eine meiner ersten Bedingungen«, sagte sie. »Dieser Raum und das Wohnzimmer
müssen nach meinen Anweisungen umgestaltet werden. Und dieser Punkt ist nicht
verhandelbar. Akzeptieren Sie es oder lassen Sie es.«
»Eine Ihrer
ersten Bedingungen?« Er hob die Augenbrauen. »Sagen Sie mir, Jane, darf ich
auch einige eigene Bedingungen in diesen unseren Vertrag schreiben? Oder soll
ich Ihr Sklave sein? Das würde ich gerne wissen. Tatsächlich birgt die
Aussicht, ein Sklave zu sein, einen gewissen Reiz. Gehören auch Ketten und
Peitschen dazu?« Er grinste sie an.
Sie
lächelte nicht.
»Ein
Vertrag ist eine beidseitige Vereinbarung«, sagte sie. »Natürlich werden auch
Sie auf gewissen Dingen beharren. Wie uneingeschränkter Zugriff auf meine ...«
»Gunst?«,
schlug er vor, als sie ins Stocken geriet.
»Ja.«
Sie nickte forsch.
»Uneingeschränkter
Zugriff.« Er sah sie unverwandt an und erkannte zufrieden, dass die Rosigkeit
ihrer Wangen den Rottönen ihrer Umgebung in nichts nachstand. »Selbst wenn Sie
es nicht wollen, Jane? Selbst wenn Sie Kopfschmerzen haben oder sich
anderweitig unwohl fühlen? Sie würden bereitwillig unterzeichnen, die
Märtyrerin zu spielen, auch wenn sich mein Appetit als unersättlich erweisen
sollte?«
Sie
dachte einen Moment darüber nach. »Ich könnte mir vorstellen, dass es für Sie
eine angemessene Forderung wäre, Euer Gnaden«, sagte sie. »Dafür sind Mätressen
immerhin da.«
»Unsinn!«
Er sah sie aus engen Augen an. »Wenn das die Haltung ist, mit der Sie diese
Liaison angehen, will ich sie nicht. Ich will mich nicht auf einen Körper
stürzen, wann immer mein Sexualtrieb außer Kontrolle gerät. Es gibt zahllose
Bordelle, die ich für einen solchen Zweck aufsuchen könnte. Ich will eine Frau,
bei der ich mich entspannen kann. Eine Frau, mit der ich höchste Freuden
erleben kann. Eine Frau, der auch ich in gleicher Weise Freude bereiten kann.«
Sie
errötete noch stärker, hielt sich aber gerade und hob das Kinn an.
»Was
wäre, wenn Sie zehn Tage hintereinander hierher kommen und ich jedes Mal nein sagte?«,
fragte sie ihn.
»Dann
würde ich mich wie ein abscheulicher Versager fühlen«, sagte er. »Ich würde
wahrscheinlich nach Hause gehen und mir eine Kugel in den Kopfjagen.«
Plötzlich
lachte sie und wirkte so wunderschön und inmitten des Scharlachrot so golden,
dass er merkte, wie ihm der Atem in der Kehle stockte.
»Wie
lächerlich!«, sagte sie.
»Wenn
ein Mann seine Mätresse zehn Tage lang nicht ins Bett locken kann«, sagte er
sanft, »könnte er ebenso gut tot sein, Jane. Wofür sollte er noch leben, wenn
seine sexuelle Anziehungskraft geschwunden ist?«
Sie
neigte den Kopf zur Seite und betrachtete ihn nachdenklich. »Sie scherzen«,
sagte sie. »Aber halb meinen Sie es auch ernst. Es ist Ihnen sehr wichtig, ein Mann
zu sein, nicht wahr?«
»Und
ist es Ihnen nicht wichtig, eine Frau zu sein?«
Sie
überlegte sich die Antwort. Es war charakteristisch für sie, wie er bemerkt
hatte, nicht stets voreilig das Erste zu äußern, was ihr in den Sinn kam.
»Es ist
mir wichtig, ich zu sein«, sagte sie. »Und da ich eine Frau bin, ist es
vermutlich auch wichtig, eine Frau zu sein. Aber ich habe kein inneres Bild vor
mir, wie eine perfekte Frau aussehen soll oder was andere Menschen in mir
erblicken sollen, weil ich eine Frau bin. Ich gestalte meine Erscheinung oder
mein Verhalten nicht nach
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