0210a - Die tödliche Gefahr
Küche nach, bevor er zum Wagen zurückkehrte und Pearl wachrüttelte.
»Wir sind angekommen«, grinste er in ihr schlaftrunkenes Gesicht. »Mach schon mal die Betten, damit wir den Jungen schlafen legen können.«
Pearl Swanson gähnte und ging mit unsicheren Schritten hinter ihm her, als er einen Teil ihres Gepäcks hineinbrachte.
Dann blieb sie stehen und betrachtete nicht gerade begeistert die Blockhütte mit der einfachen Einrichtung.
»Hast wohl einen Palast erwartet?«, knurrte Ray Martinez. »Das Weiße Haus ist es zwar nicht, aber wir zahlen ja keine Miete dafür. Außerdem ist es hier ruhig. Das Bettzeug ist unter den Kojen.«
Pearl zuckte die Schultern, strich im Vorbeigehen über die Staubschicht, die auf dem Tisch lag und machte die Betten.
In der Zwischenzeit brachte Ray Martinez den Rest des Gepäcks herein, verschwand dann wieder draußen und kehrte nach einer Weile mit einem Arm voll Holz zurück.
»Heizen wir die Bude heute Nacht lieber ein wenig durch«, sagte er. »Tagsüber können wir es uns nicht erlauben, ein Feuer zu machen. Jemand könnte auf die Idee kommen, hier nachzusehen.«
Aber als er sich über den steinernen Kamin beugte, wurde er plötzlich wieder von einem Magenkrampf geschüttelt, und er glaubte, ein Messer wühlte in seinen Eingeweiden herum. Er biss sich auf die Zunge, um das Stöhnen zu unterdrücken, aber es gelang ihm nicht.
In seinem Schädel dröhnte es, und er fühlte, wie alle Kraft seinen Körper verließ.
Dann war auch schon Pearl bei ihm und er ließ sich willenlos von ihr zu seinem Bett führen. Er hatte geglaubt, dass er den Typhus überwinden könnte, dass er die Schmerzen aushalten würde, die ihn während der letzten beiden Tage gequält hatten. Aber jetzt wurde ihm bewusst, dass das nur der Auftakt gewesen war. Und gleichzeitig wurde ihm auch klar, dass er einen Arzt und die notwendigen Medikamente sofort brauchte, wenn er diese unerträglichen Schmerzen überwinden wollte.
Er fühlte die Flasche, die ihm Pearl an die Lippen hielt, und der feurige Whisky schien ihm die Kehle zu verbrennen, als er ihn hinunterwürgte.
Noch immer krümmte sich sein Körper, langsam wurden seine Bewegungen ruhiger, und fünf Minuten später hatte der Alkohol seine Wirkung getan. Aber einschlafen konnte Ray noch immer nicht, denn nicht nur der Schmerz in seinem Magen beunruhigte ihn, sondern auch die Angst. Die Angst vor der Krankheit, die in seinem Leib saß und die sogar die Furcht vor der Polizei in den Hintergrund drängte.
***
Phil rüttelte mich ziemlich unsanft wach.
»Was ist denn los?«, knurrte ich noch immer schlaftrunken. »Hat der Sheriff angerufen?«
»Nein. Mir geht nur deine Schnarcherei auf die Nerven, und ich halte es für richtig, dass wir uns ein wenig in der Gegend umsehen.«
Ich blickte auf die Uhr. Es war noch nicht einmal acht.
Ich stellte mich unter die Dusche. Sie hatte die erwünschte Wirkung.
Eine halbe Stunde später meldeten wir uns wieder beim Sheriff. Sein Stellvertreter sagte uns, dass der Sheriff erst vor einiger Zeit nach Hause gegangen war und dass sich in der Zwischenzeit nichts ereignet hatte.
Wir befassten uns eine Weile lang mit der Straßenkarte der näheren Umgebung. Der Sheriff hatte verschiedenfarbige Nadeln angebracht, die den Standort der Straßensperren und die Wege kennzeichneten, die unter ständiger Kontrolle der Straßenwacht standen.
Danach blieben nur noch eine Hand voll unwichtige Wege, die nicht auf die Highways mündeten, sondern sich in kleineren Dörfern oder in den Bergen verliefen. Sie alle zu erforschen, war allerdings eine Aufgabe, der wir nicht gewachsen waren, wenigstens nicht in der Zeit, die uns zur Verfügung stand.
Außerdem waren die Möglichkeiten nicht zu übersehen, dass Martinez durch das Netz gerutscht war, bevor die Highway Patrol benachrichtigt wurde.
Wir konnten nur eins tun: In Corinth bleiben und abwarten, bis eine Meldung eintraf. Wenn Martinez die Fahrt zur kanadischen Grenze fortgesetzt hatte, dann musste er sich irgendwo zeigen.
Ich ließ mir von dem stellvertretendem Sheriff eine Liste der Apotheken und Drogerien der näheren Umgebung geben, rief noch vom Sheriff-Büro alle Ärzte in der Umgebung an und warnte sie vor Ray Martinez.
Nicht einmal Mister High konnte uns diesmal helfen. Es war überzeugt, dass sich Martinez nicht mit Carpenter in Verbindung gesetzt hatte, denn der hatte sein Haus den ganzen Morgen nicht verlassen und schien auf einen Telefonanruf des Kidnappers zu
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