0212 - Satans siebter Finger
sechs Mädchen ahnten davon nichts. Sie sahen auch nicht die Kommandokristalle in den Köpfen der Cyborgs, sahen nur die ausdruckslosen, kalten Gesichter und die Waffen in den Händen.
Sabine versuchte es, sie anzusprechen. Ihre Stimme klang erstaunlich ruhig. Nicole fragte sich, ob diese Ruhe nicht geschauspielert war.
»Wer seid ihr? Was soll das alles? Was habt ihr mit uns vor?«
Die Cyborgs schwiegen. Kein Muskel in ihren Gesichtern regte sich. Nichts deutete darauf hin, daß sie die Frage überhaupt wahrgenommen hatten.
Aber als Sabine sich aufrichtete, um von ihrem steinernen »Liegesitz« zu gleiten, reagierten sie alle gleichzeitig.
Das menschliche Auge war kaum in der Lage, die Bewegung zu verfolgen, so schnell geschah sie. Die Waffenmündungen richteten sich auf Sabine. Nicole sah, wie die Abstrahlpole zu glühen begannen.
»Liegenbleiben!« zischte sie. »Sabine, bist du verrückt geworden? Sie bringen dich um!«
Die Blonde schüttelte den Kopf. »Glaube ich nicht«, sagte sie. »Ihr laßt euch doch alle bange machen! Wir sind als Statistinnen in einen Science-Fiction-Film geraten, begreift Ihr das nicht? Was sind das für Waffen? Strahlpistolen? Wir sind hier doch nicht im Krieg der Sterne!«
»Nein«, flüsterte Nicole verzweifelt. »Wir sind in der Realität! Diese Waffen sind verdammt echt, Sabine, glaube es mir!«
Sabine rückte einen Träger ihres Bikini-Oberteils zurecht.
»Du bist verrückt«, stellte sie fest.
»Und der Riesenkrake?« stieß Nicole hervor. »Das Massaker auf der Yacht?«
»Ein Trick!« schrie Sabine. Ihre Stimme wurde schrill und unruhig. »Es ist alles nur ein Trick! Aber ich lasse mich nicht…«
Sie glitt vollends von ihrem Platz und bewegte sich vorwärts.
In diesem Moment flammten die Strahler auf und spien ihre grellen Energiebahnen dem Mädchen entgegen…
***
Immer näher kam der Cyborg. Zamorra wartete auf ihn. Jede Faser seiner Muskeln war gespannt, bereit für den entscheidenden Augenblick.
Es mußte ihm gelingen!
Er war nur Konzentration, und die Macht in ihm wuchs immer mehr. Er bediente sich einer bestimmten tibetanischen Meditationstechnik, über die er einmal gelesen hatte, und er war sicher, daß es ihm gelingen würde.
Er brauchte nur eine Zehntelsekunde. Nicht länger. Länger durfte er auch nicht brauchen, weil sonst alles zu spät war.
Er beobachtete den Cyborg, der sich suchend näherte. Die Waffe steckte in einem offenen Futteral, einer Art Schnell-Zieh-Holster, wie man es in Cowboyfilmen sah. Das war Zamorras einziger Vorteil.
Er fühlte, wie sein Zeitempfinden sich veränderte. Immer langsamer bewegte sich der Unheimliche - scheinbar langsamer, während er sein Tempo in Wirklichkeit nicht veränderte. Was sich veränderte, war Herzschlag und Kreislauf Zamorras.
Komm, dachte er. Komm endlich heran, daß ich dich erwischen kann!
Er wußte nicht, wie lange er diese Eigenbeschleunigung durchhalten konnte. Sie kostete Kraft, sehr viel Kraft. Wenn er im entscheidenden Moment versagte, kostete sie ihn das Leben.
Der Cyborg würde keine Sekunde zögern.
Er schlenderte an Zamorras Versteck vorbei, der sorgfältig versuchte, seine Gedanken zu verbergen.
Jetzt! -Er war ein wirbelnder Schatten, schneller als jeder Mensch es sein konnte. Durch seine Meditationstechnik beschleunigte er sich selbst bis ins Unglaubliche.
Fast gleichschnell reagierte der Cyborg. Er mußte Zamorras Aufspringen gehört haben.
Sein Kopf flog herum.
Da war Zamorra bei ihm. Seine Faust schnellte vor, traf den rechten Arm des Schwarzen und schmetterte ihn nach vorn, von der Waffe weg. Zamorra glaubte, sich jeden Knochen der Hand gebrochen zu haben, als wäre der Cyborg-Arm massiver Stahl gewesen. Ein Nebeneffekt meiner Beschleunigung, durchfuhr es ihn.
Der Cyborg drehte sich.
Zamorra sah verdrehte Augen, die kalt waren wie glänzendes Eis. Unmenschlich verdreht, schielten sie der Kopfdrehung voraus. Aber da umschlossen Zamorras entsetzlich schmerzende Finger bereits den Griff der Waffe.
Rissen sie aus dem Futteral.
Sein Körper prallte gegen den des Cyborgs. Er stöhnte auf. Der linke Arm des Unheimlichen zuckte etwas seitwärts, traf Zamorras Brustkorb wie ein Dampfhammer und preßte ihm die Luft aus der Lunge. Er wollte schreien und konnte es nicht, taumelte zurück, stürzte.
Seine Hand umschloß die Waffe. Er hatte schon einmal einen Cyborg-Blaster in der Hand gehabt. Zielsicher fand sein Finger den Kontakt. Der Cyborg machte die Bewegung mit und ließ sich
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