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0230 - Heroin für Gangsterarme

0230 - Heroin für Gangsterarme

Titel: 0230 - Heroin für Gangsterarme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heroin für Gangsterarme
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Maskierte griff in die Rocktasche und holte ein Etui heraus, in dem sich eine Injektionsspritze befand. Phil stürzte sich darauf, als hinge sein Leben davon ab. Aber er war ja längst nicht mehr der G-man Phil Decker. Alles, was Phil Decker je ausgemacht hatte, war von der nackten, blanken, alles besiegenden Gier aufgefressen.
    ***
    Vier Tage später saßen fünf Männer in einer verräucherten Kneipe in der East 76th Street. Ihr Chef war der Slim Couches, ein 36jähriger, vierschrötiger Kerl, der bereits acht Jahre im Zuchthaus zugebracht hatte. Die anderen hießen Bill Hagerts, Alfedo Larello, Daniel Tilbrook und Cush Humming.
    Gegen sieben Uhr abends ging der Betrieb an ihrem Tisch los. Der Reihe nach kamen alte Mütterchen, hagere, abgearbeitete Männer unterschiedlichen Alters, junge Frauen mit einem Baby auf dem Arm.
    Und jeder von ihnen legte einen Umschlag vor die Männer hin. Meistens war es ein alter, benutzter, abgegriffener Umschlag. Keiner war zugeklebt. Coughes warf dem Geber jeweils einen prüfenden Blick zu, nahm den Umschlag an sich und sah hinein. Gelegentlich holte er ein paar Geldscheine heraus und zählte. Dann nannte er eine Zahl, und Tilbrook sah in einem Notizbuch nach.
    Wenn es stimmte, nickte Tilbrook. Das Nicken wurde von Coughes wiederholt, und der Spender des Geldes atmete auf und sah zu, daß er davonkam. Einmal erschien ein alter Mann von vielleicht 60 Jahren. Er hatte einen weißen Schnurrbart und die Unterwürfigkeit eines Mannes, der ein Leben lang ducken und kuschen mußte. Mit einem speckig glänzenden alten Filzhut in der Hand trat er an den Tisch heran.
    »Guten Abend, Gentlemen«, sagte er in einem rauhen Englisch, dem der fremdländische Akzent anzuhören war.
    »Guten Abend, Pisotschku«, brummte Coughes.
    Sein Blick lag hart und fordernd auf dem Alten. Der fuhr sich mit den Fingern der linken Hand verlegen durch seinen Bart.
    »Na, was ist los?« fuhr in Coughes an.
    »Sir«, stieß der Alte hervor, und in seinen Augen schimmerte es, »Sir, mein Sohn hat eine Einwanderungserlaubnis erhalten. Aber er hat doch kein Geld für die Überfahrt. Ich muß jetzt wieder arbeiten und jeden Cent beiseite legen, damit mein Junge…«
    »Was soll das?« unterbrach Coughes. »Warum erzählt du uns Geschichten, die uns nicht interessieren? Alles, was mich interessiert, ist: Wo ist der Zaster?«
    Der Alte schluckte. Seine Worte überstürzten sich.
    Coughes warf Larello einen auffordernden Blick zu und sagte: »Geh mit ihm raus!«
    Der Alte wurde kreidebleich. Larello stand auf und zog ihn am Ärmel mit. Zwei Männer an der Theke senkten die Köpfe und wandten sich ab, als Larello mit dem Alten an ihnen vorbeikam. Vielleicht wollten sie dem hilfesuchenden Blick entgehen, den der alte Mann ihnen zuwarf.
    Nach fast zehn Minuten kam Larello wieder herein. Er warf eine schwarze lederne Geldbörse vor Coughes auf den Tisch.
    »Das ist alles, was er hatte«, sagte er dabei und setzte sich nieder.
    Coughes öffnete die Geldbörse und schüttete sie aus. Ein paar Banknoten glitten heraus, ein paar Münzen fielen klirrend auf die Tischplatte. Coughes zählte. Als er fertig war, fragte er Tilbrook: »Wieviel sollte Pisotschku bezahlen?«
    »Zehn Dollar die Woche.«
    »Das sind über 40. Ich denke, es wird ihm eine Lehre sein. Die Geldbörse wirfst du bei der nächsten Gelegenheit in den East River, Larello. Kapiert?«
    »Aber…«
    »Halt’s Maul!« zischte Coughes scharf. »Ich möchte nicht, daß so etwas bei einem von uns gefunden werden kann! Das wäre Beweismaterial, verstehst du denn das nicht, du Idiot?«
    Larello senkte den Kopf. »Doch, Boß«, sagte er ergeben. »Ich tu’s ja auch.«
    »Na, also«, brummte Coughes zufrieden. »Du hast den Alten nicht etwa umgelegt?«
    »Nein. Ich hab’ ihm nur eins gegeben, damit er gar nicht erst wieder mit solchen rührenden Geschichten anzukommen wagt. Er blutet ein bißchen, das ist alles.«
    »Gut«, sagte Coughes. »Wer fehlt jetzt noch?«
    Tilbrook las neun Namen aus seinem Notizbuch vor. Hagerts sah auf seine Uhr und meinte: »Es ist ja auch erst halb acht. Und die Leute wissen, daß sie uns bis neun hier antreffen können.«
    »Ich habe selber eine Uhr«, erwiderte Coughes ungehalten. »Und ich kann auch die Zeit darauf erkennen.«
    Hagerts wich seinem Blick aus. Schweigend warteten die Männer. Bis neun Uhr erschienen acht weitere Leute, die einen Briefumschlag abgaben. Coughes kontrollierte jetzt den Inhalt jedes einzelnen Umschlags. Er nannte

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