0230 - Heroin für Gangsterarme

Titel: 0230 - Heroin für Gangsterarme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heroin für Gangsterarme

Vom Netzwerk:

machen, daß das Fürchterlichste geschehen sein kann. Geben Sie eine Rundmeldung an alle Polizei-Einheiten der Bundesstaaten New Jersey, Connecticut, New York und Pennsylvania heraus, daß das FBI New York genaue Beschreibungen aller in den letzten zehn Tagen auf gefundenen unbekannten männlichen Leichen erbittet…«
    Ich nickte. »Ja, Chef«, sagte ich. Und meine Stimme klang rauh und fremd.
    Der Chef stand auf und ging eine Weile auf und ab. Drückendes Schweigen lastete auf uns. Phil Decker… Mein alter Freund Phil… Wie oft waren wir zusammen ausgezogen, um diesen oder jenen Gangster zur Strecke zu bringen? Um diese oder jene Bande zu zerschlagen, Beweismaterial zu sammeln und dem Gericht die Grundlagen zu einer Verurteilung zu liefern?
    Wir hatten Clifford gestellt, den Mann, der nach 26 Jahren Zuchthaus die drei tollsten Coups der Kriminalgeschichte startete. Wir hatten manchen' Whisky miteinander getrunken und uns so manches Mal gegenseitig Mut gemacht, wenn irgendeine Geschichte völlig verfahren erschien. Sollte dies alles auf einmal vorbei sein? Sollte eine kleine Schlägerei, ein Abenteuer, das einem G-man weiß Gott oft genug zustoßen kann, sollte so eine verdammte Winzigkeit der Anfang von Phils Ende gewesen sein?
    Der Chef blieb plötzlich mitten in seinem Rundgang stehen. »Sagen Sie, Jerry«, murmelte er, »was für eine Sache haben Sie eigentlich zusammen mit Phil bearbeitet, als dann plötzlich der Überfall auf Sie beide stattfand?«
    In seiner Stimme lag beinahe so efwas wie Hoffnung. Ich mußte ihn enttäuschen. Kopfschüttelnd sagte ich: »Sinnlos, Chef. Ich habe auch schon daran gedacht. Aber von dieser Bande ist ein einziger Mann sechs Fuß groß, die anderen sind alle kleiner. Also die können es nicht gewesen sein.«
    »Trotzdem. Sagen Sie mir doch mal, was für ein Fall es war!«
    »Die Racket-Bande oben im Ungarnviertel, also um die East 76th Street. Die Halunken arbeiten nach der uralten Methode: Sie erpressen sogenannte Schutzgelder von eingewanderten Ungarn, denen sie das Mobilar und die Ladeneinrichtung demolieren, wenn sie nicht zahlen wollen. Die übliche Masche.«
    »Wie lange waren Sie mit Phil schon hinter der Bande her, als der Überfall mit Phils Verschwinden dazwischenkam?«
    »Erst zwei Tage, Chef.«
    »Hatten Sie schon so viel Beweismaterial, daß Sie in kurzer Zeit hätten zugreifen können?«
    »Nein, Chef. Die Bande ist sehr vorsichtig. Wir hatten ungefähr herausgefunden, wer vermutlich zu ihr gehörte. Es waren fünf ziemlich rüde Gesellen. Aber beweisen konnten wir ihnen noch nichts.«
    Mr. High setzte sich. Er machte einen sehr nachdenklichen Eindruck. »Könnte es sein, daß die Bande Sie und Phil bemerkt hatte?«
    Ich zuckte die Schultern: »Vielleicht. Ich kann mir zwar nicht denken, wie sie es hätten merken sollen, aber manchmal haben diese Halunken ja einen sechsten Sinn dafür. Rein theoretisch wäre es schon möglich, das will ich nicht abstreiten.«
    Der Chef legte die Hände flach auf den Tisch. Diese Geste hatte etwas Endgültiges, etwas, das keinen Widerspruch duldete.
    »Ich möchte, daß Sie diesen Fäll erledigen und zum Abschuß bringen«, sagte er. »Vielleicht steckt eben doch diese Bande dahinter. Sie muß es nicht selbst getan haben. Wenn Sie sagen, daß die Leute schon wegen ihrer Körpergröße nicht mit den Burschen identisch sein können, die vor dem chinesischen Restaurant auf Sie gewartet haben, dann bleibt doch noch immer die Möglichkeit, daß diese Bande von bekannten Gangstern die Geschichte ausführen ließ. Im Augenblick ist das die letzte Spur, der wir nachgehen können. Und deshalb sollten Sie es tun, Jerry.«
    Ich stand auf. Ich war nicht für einen Cent der Überzeugung, daß diese Racket-Bande etwas mit Phils Verschwinden zu tun hatte, aber ich konnte nicht abstreiten, daß die vage Möglichkeit dafür bestand und daß es keine andere Spur gab, der wir hätten nachgehen können.
    »Okay, Chef«, sagte ich. »Ich bin ziemlich sicher, daß diese Burschen nichts von Phil wissen. Aber ich werde sie Ihnen bringen. Und zwar verdammt schnell, damit ich mich dann wieder mit Phils Verschwinden beschäftigen kann. Denn eins weiß ich, Chef, und ich weiß es ganz genau: Phil ist nicht tot. Irgendeine große Schweinerei wird mit ihm vielleicht angestellt, aber ich weiß bis in die letzte Faser meines Herzens, daß er nicht tot ist. Und eines Tages werde ich ihn finden…«
    Ich ging hinaus. Der Chef sagte nichts mehr. Es war am Abend des