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0236 - Voodoo-Samba

0236 - Voodoo-Samba

Titel: 0236 - Voodoo-Samba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und auch Deutschland hatte mal so eine Zeit erlebt. Ich wollte von mir jedenfalls kein Denkmal haben.
    Das sagte ich auch, worauf Suko meinte: »Da würden auch nur die Tauben drauf machen…«
    Um sich jetzt zu streiten, war die Lage zu ernst. Es ging vorrangig um das Grabmal.
    Hinter dem Rondell lag es, und es war ein Haus für sich.
    Das seltsame Grabmal glänzte in einem fahlen Weiß. Es wurde nicht angestrahlt und doch hob es sich deutlich von dem dunklen Untergrund ab. Ein Riesengrab in Weiß. Normalerweise fürchtet man sich vor dunklen, schaurigen Grüften, aber auch dieses Grabmal flößte mir irgendwie ein unbehagliches Gefühl ein. Von diesen Mauern ging überhaupt nichts Positives aus, allein die Kälte des Todes herrschte vor.
    Das Gebäude war mehr lang als breit. Vor dem Eingang besaß es ein vorgezogenes, säulengestütztes Dach. Abermals war Marmor verwendet worden. Ein heller, kalter Marmor, der den Belag zum Eingang hin bildete.
    Señora del Bosque streckte ihren Arm aus. »Da liegt er!« flüsterte sie.
    Wir erwiderten nichts. Es war sehr still um uns herum. Mir kam es vor, als hätte selbst die Natur Ehrfurcht vor der letzten Ruhe eines Toten.
    Wir hielten uns neben der Brasilianerin auf, während ihr Leibwächter Jago einen großen Schritt nach vorn gegangen war und dastand wie ein witterndes Tier. Er hatte sein Jackett aufgeknöpft, die rechte Hand lag auf dem Kolben der unförmigen Waffe. Jago war bereit, sofort zu schießen, wenn etwas geschah.
    »Haben Sie genug gesehen?« wandte sich Inez del Bosque an uns.
    »Ja.«
    »Dann werden wir das Grabmal betreten.« Sie sprach den Satz so aus, als wäre er ihr letzter, endgültiger in diesem Leben.
    Nur langsam ging sie vor, und wir folgten der Frau. Unsere Schritte knirschten. Ein Sturm hatte Blätter und kleine Zweige auf den Marmorweg geweht.
    Unter dem Dach wurde es besser, auch konnten wir die Tür erkennen und sahen ebenfalls das Licht. Jago hatte es angeknipst. Über der Tür befand sich eine von drei Seiten verdeckte Leiste, die ihren Schein nach unten warf.
    Totenweiß auch hier die Farbe. Aber einen goldenen Knauf besaß die Tür, und darunter befand sich das schmale Schloß, von dem die Frau den Schlüssel besaß.
    Ihre Hände zitterten, als sie den Schlüssel in die enge Öffnung schob.
    Ich schaute derweil zurück.
    Düster und gespenstisch wirkend lag der Park hinter uns. Niemand war zu sehen, dennoch glaubte ich mich von zahlreichen Augen beobachtet.
    Zudem brauchte ich nur an die Köpfe zu denken, die wir hoch über den Bäumen gesehen hatten.
    Inez del Bosque hatte aufgeschlossen. Ihre schmale Hand legte sich auf den Knauf. Bevor sie ihn nach links drehte, schaute sie uns noch einmal an, nickte sich danach selbst zu und öffnete.
    Lautlos schwang die schwere Tür zurück.
    Wir konnten in das Grabmal hineinschauen und erlebten eine erste Überraschung.
    Suko und ich hatten damit gerechnet, daß es dunkel sein würde. Das stimmte nicht. Das Grabmal wurde von innen erhellt. Dafür sorgten brennende Kerzen, die in schwarzen Ständern an der Wand hingen.
    Schatten sah ich kaum, denn auch hier präsentierten sich die Wände in einem fahlen, mir unsympathischen Weiß.
    Vor uns lag ein langer Gang. Ich hatte das Gefühl, den Geruch von Trauer und Erde zu spüren. Sie kennen den, der oft über Friedhöfen liegt und sich dann ausbreitet, wenn Kränze und Blumenschmuck verwelken.
    Hier roch es ähnlich.
    Wir sprachen nicht. Jeder hütete sich, die Ruhe des Toten zu stören.
    Señora del Bosque atmete seufzend ein, bevor sie die nächsten Schritte unternahm.
    Sie ging den kahlen, ziemlich breiten Gang entlang, bis sie abermals vor einer Tür stand.
    Wir waren noch stehengeblieben, und ich wandte mich an den Leibwächter Jago. »Wer hat die Kerzen angezündet?« murmelte ich.
    Als Antwort bedachte er mich mit einem scharfen Blick, so daß ich erst gar nicht in Versuchung kam, die nächste Frage zu stellen. Ich hob die Schultern und setzte mich zusammen mit Suko in Bewegung. Erst jetzt sahen wir, daß die Frau vor einer Schiebetür stehengeblieben war.
    Auch sie mußte aufgeschlossen werden. Das war schnell erledigt, und wir halfen Inez del Bosque dabei, die beiden Hälften auseinanderzuschieben.
    Ein leises Summen ertönte, der Blick in den dahinterliegenden Raum wurde frei, und jeder von uns sah ihn.
    Es war ein Sarg!
    Schwarz wie die Nacht. Als wäre das Holz mit Pech überstrichen worden. Er stand auf einem kleinen Marmorpodest, dadurch auch

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