0243 - Der Henker kam mit 13 Briefen
Knallerei habe ich verhindert, dass der Bulle die Nummer des Chevys ablesen konnte.«
»Auch wieder wahr«, gab Snyder zu. »Die Autonummer hätte die Cops binnen Stunden zu uns geführt, während sie endlos lang benötigen, um alle Besitzer 36 schwarzer Chevys zu überprüfen.« Snyder griff nach dem Telefonhörer und wählte eine Nummer.
»Mister Chatter persönlich?«, fragte er sachlich. Die Antwort musste bejahend ausgefallen sein, denn der Gangsterboss zeigte mit einem zynischen Grinsen seine Goldzähne. »Hier spricht Ihr guter Freund. Haben Sie das Unternehmen Doughty Street erfolgreich durchgeführt? Sehr schön… Wie bitte, der Schnüffler Cotton ist misstrauisch geworden? Ist doch kein Grund zur Aufregung. Wir werden Ihnen diesen Cotton in absehbarer Zeit vom Leibe schaffen. Äh, dass ich’s nicht vergesse: Sie dürfen nochmals eine kleine Gefälligkeit für uns erledigen. Besorgen Sie umgehend bei einem Kostümverleih eine Postbotenuniform. Sie als Detektiv können ja behaupten, Sie brauchten die Maskerade, um jemanden unauffällig zu überwachen.« Jetzt wurde die höhnische Stimme schneidend scharf: »Keine Widerrede. Verstauen Sie die Uniform in einem Paket und geben Sie sie bis spätestens drei Uhr auf dem Postamt 3,Vierte Avenue Nr. 95, postlagernd ab unter dem Kennwort Sommernachtstraum ! Versuchen Sie aber keine Tricks. Wenn ich mich nicht sehr irre, wäre der Staatsanwalt über eine gewisse Akte 34 A sehr erfreut. Sicherlich würde er sich auch dafür interessieren, dass der Gangster Crewell ganz unnötigerweise erschossen wurde. Also dann bis zum nächsten Mal!«
Snyder legte den Hörer auf die Gabel zurück. Sein Gesicht zeigte einen sehr zufriedenen Ausdruck. Dann besprach er mit seinen beiden Komplizen den beabsichtigten neuen Coup.
***
Auch Mr. High zeigte sich nicht von dem Ergebnis unserer Aktion begeistert.
Die betroffene spanische Gesandtschaft hatte wegen des verschwundenen Schreibens einen wahren Wirbelsturm entfesselt.
»Schade«, meinte der Chef achselzuckend, nachdem wir unseren Rapport beendet hatten. »Wenn Sie Creweil lebend erwischt hätten, hätten wir den peinlichen Fall in den gewünschten vierundzwanzig Stunden abschließen können.«
Mr. High war nicht der Mann, der einer verpassten Möglichkeit la'nge nachtrauerte. Er fragte uns sachlich: »Welche Möglichkeiten bleiben Ihnen jetzt noch offen?«
Ich schlug die Beine übereinander und antwortete: »Diesen Cris Snyder kann ich sehr genau beschreiben. Anhand meiner Angaben könnten wir eine Zeichnung für einen Steckbrief anfertigen lassen. Irgendjemand aus der New Yorker Bevölkerung muss den Kerl doch kennen.«
Mr. High schüttelte den Kopf.
»Nur keinen Steckbrief, wenigstens jetzt noch nicht! Die ausländische Gesandtschaft wünscht dringend, dass wir äußerst diskret vorgehen.«
Ich atmete hörbar aus.
»Na schön, dann eben äußerst diskret. Mit anderen Worten: langwierige Routineermittlungen.«
»Zum Beispiel?«, fragte der Chef, Phil meldete sich zu Wort: »Wir können versuchen, nach der Herkunft des Rollstuhls zu forschen. Den Fotos nach handelte es sich um ein ziemlich neues Modell. Vielleicht kann sich das Geschäft noch an den Käufer erinnern.«
»Möglich«, erwiderte ich. »Aber wenn wir Pech haben, war es ausgerechnet Crewell, der das Vehikel besorgt hat. Da verspreche ich mir mehr davon, die Chevrolet-Garage ausfindig zu machen, die einen Wagen betreut, der Rizinus als Schmieröl verwendet. Außerdem muss der Privatdetektiv Chatter unter die Lupe genommen und überwacht werden.«
»Gut«, meinte der Chef. »Veranlassen Sie umgehend die nötigen Schritte für die einzelnen Recherchen. Sie haben unbeschränkte Vollmachten, und Sie können auch Beamte der City Police einspannen. Und noch etwas: Hier haben Sie die vorläufige Liste der geraubten Sendungen, so weit sie postalisch verzeichnet waren. Vielleicht können Sie etwas damit anfangen.«
Phil rückte seinen Stuhl heran, und gemeinsam überflogen wir die lange Liste. Es waren sehr berühmte Namen der New Yorker Gesellschaft aufgeführt, aber die meisten Absender kannten wir nicht. Plötzlich stutzten wir.
»Sieh mal einer an, dem Detektivinstitut Argus ist ja auch ein Schreiben abhanden gekommen!«, stellten wir beide wie aus einem Munde überrascht fest.
Phil kratzte sich am Kinn und meinte: »Demnach kann Chatter nicht mit Snyder unter einer Decke stecken. Kein Mensch bestiehlt sich selber.«
»Dessen bin ich nicht so sicher!«,
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