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0248 - Auf dünnen Seilen tanzt der Tod

0248 - Auf dünnen Seilen tanzt der Tod

Titel: 0248 - Auf dünnen Seilen tanzt der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auf dünnen Seilen tanzt der Tod (1 of 2)
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eine Frau. So was von Tollkühnheit hat’s noch nicht wieder gegeben. Manchmal haben wir uns gefragt, ob sie überhaupt normales menschliches Empfinden hatte. Gefahr, Angst, Todesfurcht - das waren Begriffe, die es in ihrem Wortschatz und im Bereich ihrer Empfindungen nicht gab. Jeder, der sie einmal gesehen hatte, prophezeite ihr einen tödlichen Unfall. Sie spielte ja geradezu mit dem Tod. Es konnte gar nicht wahnsinnig genug sein, was sie riskierte. Tja… und dann kam so ein verflucht biederes Ende.«
    »Wieso?«, fragte Phil und spielte den Ahnungslosen.
    »Wissen Sie das nicht? Sie starb an einem lächerlichen Gehirnschlag. Im Bett. Schon weltberühmt und trotzdem keineswegs auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Ich war mit zur Beerdigung.«
    »Oh«, murmelte Phil und nutzte das Stichwort zu einer Frage, die er nur schwer hätte anbringen können. »Hatten Sie - eh - irgendwelche privaten Bindungen zu ihr, weil Sie mit zur Beerdigung gingen?«
    »Ich? Du lieber Himmel. Ich habe ihr den Hof gemacht, wie jeder andere. Sie sah durch uns hindurch, wie man durch eine Fensterscheibe hindurchsieht. Man weiß, dass sie da ist, aber man sieht sie nicht. Ich weiß nicht, ob Sie verstehen, was ich meine.«
    »Doch ich denke doch. Hm… Etwas anderes, Mr. Jones. Wo waren Sie gestern Abend in Binghamton, nachdem Miss Johnson in Ihrer Gegenwart den Diebstahl entdeckt hatte?«
    »Ich bin zurück zu meinem Wagen gegangen. Eigentlich hatte ich ja mit meinem neuen Assistenten den Vertrag machen wollen. Aber daran war ja nicht mehr zu denken, nachdem Eve Johnson sah, dass der Panzerschrank ausgeraubt war.«
    »Begegneten sie jemandem, als Sie zu ihrem Wagen zurückkehrten?«
    »Ja. Little Joe strolchte in der Dunkelheit herum.«
    »Der Liliputaner?«
    »Genau der. Ich hatte den Knirps in der Dunkelheit zu spät gesehen und hätte ihn beinahe über den Haufen gerannt. Ein Glück, das das Gewehr nicht losging.«
    »Was für ein Gewehr?«
    »Der Liliputaner hatte ein Gewehr in den Händen. Weiß der Teufel, was der Kerl nachts mit einem Gewehr herumzurennen hat.«
    »Danke schön«, sagte Phil Decker. »Ich glaube, das war’s. Entschuldigen Sie die Störung, Mr. Jones.«
    »Keine Ursache, Mr. Decker. Verraten Sie mir’s wenn Sie den Kerl gefunden haben, der den Brand anstiftete. Ich bin mächtig gespannt darauf, was für ein verdammter Halunke das wohl gewesen ist.«
    »Ich denke, das werden wir morgen früh wissen«, sagte Phil und verließ den Wagen, bevor sich Jones von seiner Überraschung erholt hatte.
    ***
    Der zweite Teil der Nachmittagsvorstellung lief, als Nick Kenton sich vorsichtig in den Wagenpark hineinschlich. Er kam aus dem Hauptzelt, wo er ein paar Minuten lang dem Programm zugesehen hatte. Jetzt schlich er geduckt am Zaun entlang.
    Über Syracuse lag die Dämmerung. Die laue Mittagsluft war einem kühlen Westwind gewichen. Die Umrisse der Gegenstände verschwammen zu unklaren, verwaschenen Bildern.
    Kenton nutzte die Dämmerung geschickt aus. Er blieb immer im Schatten der Wagen, bis er jenes Gefährt erreicht hatte, in dem zwölf Schlafgelegenheiten für eine Hälfte der Stallburschen waren. Kenton blickte sich nach allen Seiten um. Erst als er ganz sicher sein konnte, nicht beobachtet zu werden, klopfte er gegen die Wagentür.
    Alles blieb still.
    Kenton klopfte stärker. Seine Knöchel verursachten ein hartes Geräusch, das auch ein Schlafender nicht hätte überhören können. Trotzdem rührte sich nichts.
    Nick Kenton riskierte es. Er drückte die Türklinke nieder. Mit einem leichten Quietschen ging die Tür auf. Kenton huschte hinein.
    Warme, stickige Luft empfing ihn. Es roch nach Stall. Einige Betten waren sauber gemacht. Auf anderen lagen unordentlich die zerknüllten Decken. Schuhe und Stiefel standen und lagen unter jedem Bett.
    Kenton wandte sich nach rechts und suchte das sechste Bett von vom. Mit ein paar raschen Schritten hatte er es erreicht. Seine Hände schoben die Decke beiseite. Er zog die Einlagen heraus. Sorgfältig tastete er die schmalen Matratzen ab. Zuletzt blickte er unters Bett, ja er schob sogar die Stiefel beiseite, um bis in die hinterste Ecke sehen zu können.
    In seinem Gesicht zeichnete sich Enttäuschung ab. Unzufrieden stopfte er Matratzen und Einlagen wieder in den Rahmen. Plötzlich stutzte er. Er riss mit einer fast fieberhaften Bewegung das Kopfkissen an sich. Seine Finger drückten kräftig zu, suchten Stück für Stück ab - und da verhielt er jäh. Er knöpfte den Bezug

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