025 - Der Dämon ist tot!
mit einer fahrigen Handbewegung über die Augen. »Mein Gott, ich kann es direkt vor mir sehen… Jill Cranston und Tony Ballard kamen hier an und wurden von Frank Esslin und Rufus erwartet … Keine Chance für die beiden … Aber was ist aus ihnen geworden? Können Sie das nicht herausbekommen, Mr. Silver?«
Der Ex-Dämon schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, das ist mir nicht möglich.«
»Glauben Sie, daß Frank Esslin und Rufus in dieses Haus zurückkehren werden?«
»Keine Ahnung«, sagte der Ex-Dämon und zuckte die Schultern.
»Kommt darauf an, was sie vorhaben.«
»Was tun wir nun?« fragte Tucker Peckinpah. »Wollen Sie hier warten?«
Der Hüne setzte sich. Sie warteten bis Mitternacht. Nichts passierte. Da schlug Mr. Silver vor, nach Daressalam zurückzukehren. Obwohl Tucker Peckinpah sichtlich müde war, sagte er: »Auf mich brauchen Sie keine Rücksicht zu nehmen, Mr. Silver. Ich halte durch. Für Tony Ballard halte ich es noch weitere zwei, drei Nächte ohne Schlaf aus.«
Mr. Silver beharrte jedoch darauf, nach Daressalam zurückzufahren.
Als sie das Kilimanjaro Hotel betraten, hatte der Mann am Empfang eine Nachricht für sie. Kommissar Nayesso habe bereits dreimal angerufen und erbitte Rückruf.
Das übernahm diesmal Tucker Peckinpah. Mr. Silver richtete es so ein, daß er ohne technische Hilfe mithören konnte, was der Kommissar sagte.
»Ich habe Ihnen eine betrübliche Mitteilung zu machen, Mr. Peckinpah«, begann Rafige Nayesso.
Dem Industriellen krampfte es das Herz zusammen. »Sie haben Tony Ballard gefunden…«, stöhnte er.
»Ihr Freund lebt nicht mehr.«
»O mein Gott.« Die ganze Zeit hatte es Tucker Peckinpah befürchtet, doch nun, wo es durch Nayessos Aussage plötzlich amtlich wurde, schockte es den Industriellen zutiefst. »Wo befindet sich der Tote?« wollte Peckinpah wissen. Er schaute Mr. Silver hilflos und betroffen an. »Können wir ihn sehen?«
»Er ist nicht mehr in Daressalam«, sagte Rafige Nayesso.
»Nicht mehr in… Aber wieso denn nicht?«
»Seine sterbliche Hülle hat bereits die Heimreise angetreten.«
»In… in einem Sarg?«
»Ja, Mr. Peckinpah. Ich möchte Ihnen mein aufrichtiges Beileid aussprechen.«
»Danke«, sagte der Industrielle. Ihm kam es vor, als hätte ihn ein gewaltiger Keulenschlag getroffen. »Woran ist Tony Ballard gestorben?«
»Herzversagen.«
»Das glaube ich nicht«, sagte Peckinpah heftig. »Tony Ballard war ein sportlich durchtrainierter Mann. Er war topfit. Sein Herz war nicht umzubringen.«
»Diese Todesursache stand auf dem Totenschein.«
»Wer hat veranlaßt, daß Tony Ballard nach England zurückgeflogen wurde?« fragte Tucker Peckinpah energisch.
»Zwei Personen begleiteten den Sarg. Die, nach denen wir fahnden sollten.«
»Jill Cranston und Frank Esslin?«
»Genau.«
Für Mr. Silver stand plötzlich unumstößlich fest, daß sich hinter Jill Cranston kein geringerer als Rufus verbarg. Rufus und Frank Esslin hatten Tony Ballard ausgetrickst. Hatten sie ihm aber auch wirklich das Leben genommen? Warum machten sie sich anschließend die Mühe, mit ihm nach London zu reisen? Sie hätten den Toten doch hier zurücklassen können, das wäre einfacher für sie gewesen, als sich mit ihm zu belasten.
Es war jedenfalls ein Faktum, daß sich Tony Ballard wieder in London befand. Tot oder lebendig. Diese Frage galt es nun zu klären.
***
Seit Leo Collas Hunde den Spitzel zerrissen hatten, ließ Gloria Snook sich von ihrem Freund nicht mehr berühren. Sie ging ihm aus dem Weg und überlegte sich immer noch, ob sie diese grauenvolle Angelegenheit auf sich beruhen lassen durfte.
Nachts schreckte sie manchmal schweißüberströmt aus Alpträumen hoch, und tagsüber plagte sie ihr Gewissen. Immer noch hatte sie die gellenden Todesschreie des Unglücklichen im Ohr, und sie wußte nicht wie lange sie damit noch leben konnte. Die Last auf ihrer Seele war erdrückend.
Kein Mensch kann ohne Seele leben.
Doch, einer konnte es: Leo Colla.
Wenn er sie in seine Arme nahm und küßte, löste sie sich von ihm und klagte über schreckliche Kopfschmerzen, oder sie erfand irgendeine andere Ausrede. Bisher hatte er noch alles akzeptiert, was sie sagte, denn er hatte viel zu tun und war eigentlich viel zu beschäftigt, um sich so auf die Sache zu konzentrieren, wie es normalerweise üblich war.
Doch sehr lange würde ihm Gloria diese Komödie nicht mehr vorspielen können. Was dann? Leo war für sie kein harmloser Verbrecher mehr, der
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