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0256 - Der Höllen-Salamander

0256 - Der Höllen-Salamander

Titel: 0256 - Der Höllen-Salamander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Amulett. Die Hieroglyphen auf dem Silberband ließen sich durch leichten Fingerdruck verschieben und lösten damit Aktivitäten des Amuletts aus. Vergeblich hatte Zamorra stets versucht, die Schriftzeichen zu entziffern. Selbst die gewieftesten Schriftexperten waren daran gescheitert. Was die Funktionen und Aktivitäten anging, so hatte Zamorra nur aus Erfahrung lernen können.
    Leonardo aber kannte alles!
    Er verschob die Glyphe des Fragens und der Wahrheitsfindung um einen halben Millimeter in Richtung Zentrum der Silberscheibe. Daß sie gleich darauf wieder in ihre ursprüngliche Stellung zurückglitt, störte niemanden. Das Arimlett war »eingeschaltet«.
    Übergangslos packte Leonardo zu! Sein Geist sandte Fühler aus und griff nach dem Gehirn und dem Bewußtsein des Wolfs. Wenn der zu Zamorra gehörte, hatte er keine Chance, rechtzeitig einen Abschirmblock aufzubauen. Und selbst den würde Leonardo orten.
    Seine Fingerspitzen lagen über der Glyphe »Verbrennen«, um den Zamorra-Wolf nötigenfalls innerhalb von Sekundenbruchteilen über die nun bestehende Geistesbrücke töten zu können.
    Aber er stieß auf nichts Verdächtiges. Da war nur ein ganz normales Tierbewußtsein. Ein Wolf, der sich zu einem Menschen seltsam hingezogen fühlte, der an seiner Seite jagen wollte. Ein Wolf, den sein Rudel ausgestoßen hatte, weil er zu alt geworden war. Aber er war noch jung genug, einen Menschen als Leitwolf zu akzeptieren.
    Leonardo löste seinen geistigen Griff. Die Hand sank vom Amulett zurück.
    »Komm zu mir, Wolf«, sagte er. »Ich bin dein Freund.«
    Es schien, als habe der geistige Kontakt eine Hemmschwelle abgebaut. Der Wolf gehorchte dem Befehl und lief auf Leonardo zu. Dicht vor ihm sprang er hoch.
    Leonardo blieb wachsam. Er breitete die Arme aus, trat einen Schritt zurück. Federnd fing er den Anprall des Wolfskörpers ab und hielt das Tier fest. Das Amulett verstärkte seine Körperkraft. Sein untersetzter Körper hätte normalerweise unter dem Ansprung des Wolfs zusammenbrechen müssen. Aber er hielt stand.
    Der Wolf öffnete den Rachen.
    Sekundenlang schwebten seine Zähne gefährlich nahe am Hals des Montagne. Dann schoß die lange rote Zunge vor und wischte durch das Gesicht des menschlichen Ungeheuers. Der Wolf glitt aus Leonardos Griff und kam auf allen vier Pfoten auf. Er stellte sich sofort wieder hoch und hechelte vergnügt.
    Leonardo kraulte ihm etwas ruppig das Nackenfell.
    »Gut, Alter«, sagte er. »Alles klar. Wir sind Freunde, ja?«
    Der Wolf wedelte mit der Rute und ließ von dem Schwarzmagier ab. Leonardo grinste.
    »Komm mit, Wolf. Ich zeige dir deine neue Heimat.«
    Er berührte das Amulett.
    Wolf und Unmensch verschwanden von der Zugbrücke. In den Mauern des Wohntraktes von Château Montagne wurden sie wieder existent.
    Fenrir, Zamorras und Merlins Spion , war vor Ort!
    ***
    Hunderte von Kilometern weiter nördlich atmete ein uralter Mann erleichtert auf. Er hatte die Überprüfung aus der Ferne verfolgt und gebangt, daß alles gut ging.
    Merlins Abschirmung erlebte ihre Bewährungsprobe!
    Merlin hatte einen Zauber durchgeführt, der seine geistigen Kräfte bis zum Château Montagne trug. Früher hatte er es einfacher gehabt; da brauchte er nur die große Bildkugel im Saal des Wissens zu befragen. Aber der Saal des Wissens hatte schweren Schaden erlitten, die Bildkugel funktionierte nicht mehr richtig. Es würde lange dauern, bis alle Defekte behoben waren, die Leonardos Gegenschlag hervorrief.
    Merlin beobachtete. Er mußte sich dabei hüten, daß er nicht seinerseits von Leonardo bemerkt wurde. Aber Merlin war nicht Zamorra. Er vermochte sich selbst abzuschirmen.
    Und die Barriere um Fenrirs Bewußtsein hielt.
    Sie hielt, weil das, was Leonardo ertastete, echt war.
    Merlin kannte tausend Tricks, und diesmal hatte er besonders tief in die Trickkiste gegriffen. Allerdings führte er diesen Trick zum ersten Mal durch.
    Es gab einen unsichtbaren, unfühlbaren Schild, der Fenrirs Bewußtsein eintarnte. Aber darüber war etwas anderes. Ein Muster. So konnte man es am einfachsten bezeichnen. Es war, als habe Merlin einen beschriebenen Papierbogen über einen anderen gedeckt und den unteren mit seinem Text dadurch verborgen. Der darüberliegende Abdeck-Text hingegen war auch Fenrir.
    Fenrirs Bewußtseinsmuster, seine »Schablone«, so, wie er früher war! Wie damals, bevor Merlin ihn in die harte Magie-Schulung nahm! Und weil dieses Muster hundertprozentig Fenrir war, konnte Leonardo nach

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