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0259 - Ich stürmte den rollenden Sarg

0259 - Ich stürmte den rollenden Sarg

Titel: 0259 - Ich stürmte den rollenden Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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machen.
    Wer sich ihr entgegenstemmte, mußte sterben. Wer mitspielte, geriet ebenfalls in den Kreislauf des Schreckens und wurde zu einem Wertiger.
    So schrieben es die schwarzen Gesetze vor.
    Die Bestie trat ans Fenster und schaute hinaus.
    Wie ein Pfeil raste der Zug auf kerzengerader Strecke durch die finstere Nacht. Auch der Himmel war bedeckt. Weder Mond noch Sterne leuchteten. Eben eine Nacht wie für Morde und ähnliche Untaten geschaffen. Noch viel Blut sollte fließen.
    Ein Zug besaß mindestens zwei Schaffner und einen Zugführer, das wußte die verwandelte Frau. Sie war sich auch sicher, daß die beiden Beamten ebenfalls eine Gefahr darstellten. Schließlich liefen sie oft genug durch den Zug.
    Sollte sie hier auf sie warten?
    Es war am besten. Wenn sie sich jetzt auf dem Gang sehen ließ, wurde sie unter Umständen zu früh entdeckt. Dann konnten die Beamten vielleicht Gegenmaßnahmen ergreifen, und dieses Risiko war ihr einfach zu hoch.
    Auch als Monstrum besaß sie so etwas wie Nerven. Deshalb wurde ihr die Zeit verdammt lang. Die Minuten schlichen nur so dahin, während der Zug durch die Nacht und seinem neuen Ziel, Osnabrück, entgegenjagte.
    Es war nicht still im Zug. Da die Fahrgeräusche ziemlich gedämpft zu vernehmen waren, konnte die Bestie die Stimmen der Menschen besser heraushören.
    Das Nachbarabteil war nicht besetzt, allerdings das übernächste. Dort hatte sie die Frau und den Mann gesehen. Sie sollten auch zu Opfern werden.
    Schritte!
    Die Bestie zuckte zusammen. Beide Augen schienen plötzlich zu glühen.
    Ein Zeichen dafür, wie sehr sie unter Spannung stand. Der Wertiger sprang auf den Sitz und baute sich direkt im rechten Winkel zur Tür auf, so daß er von einem Hereintretenden nicht sofort entdeckt werden konnte.
    Die Person ging vorbei. Sie dachte nicht daran, das Abteil zu betreten.
    Demnach war es nicht der Schaffner.
    Die Spannung löste sich ein wenig.
    Und wieder verging Zeit. Manchmal passierte jemand das Abteil, ohne einen Blick hineinzuwerfen.
    Dann kam der zweite Schaffner. Er hatte sich buchstäblich herangeschlichen. Jedenfalls hatte die Bestie kaum etwas gehört. Sie wurde erst aufmerksam, als die Tür geöffnet wurde.
    Der Kollege des Toten war in Gedanken versunken gewesen, als er das Abteil betrat. Es war ihm auch nicht aufgefallen, daß man das Schloß der Tür zerstört hatte. So trat er ahnungslos über die Schwelle, sah plötzlich die Leiche, dazu das Blut, und er erstarrte in panischem Schrecken.
    Der Wertiger hatte es leicht.
    Von der Seite her kam der Schlag. Der Schaffner merkte vielleicht noch den tödlichen Hauch, dann wurde er voll getroffen und zu Boden geschmettert.
    Er rollte sich noch auf die Seite, bekam den nächsten Hieb mit, und sein Leben wurde ebenso ausgelöscht wie das seines Kollegen.
    Die Bestie freute sich.
    Alles lief wunderbar. Genau nach Plan. Vom Zugpersonal konnte sie jetzt niemand mehr stören, denn der Zugführer saß sicherlich im Dienstabteil am Zuganfang. Und der Lokführer steuerte vom Führerstand aus den Einsatz der 14 000 PS.
    Jetzt gehörten die Wagen ihr, und sie wollte sich beeilen, um aus ihnen einen rollenden Sarg zu machen.
    Allerdings war viel Zeit vergangen, und das Monstrum merkte plötzlich, daß der Zug langsamer wurde.
    Ein Bahnhof wurde angefahren. Osnabrück!
    Normalerweise war es in den Intercity-Zügen üblich, daß kurz vor Erreichen des Etappenziels eine Durchsage kam. Dieser Aufgabe hatten die Schaffner nicht mehr nachkommen können.
    Der Wertiger mußte seinen Mordplan noch hinausschieben. Auf einige Minuten kam es jetzt auch nicht mehr an. Sobald sie den Bahnhof verlassen hatten, wollte die Bestie sich das Ehepaar vornehmen.
    Sie duckte sich.
    Geisterhaft huschte der Widerschein erster Lichter durch das kleine Abteil. Es waren bereits die Lampen der Bahnhofsbeleuchtung, und wenig später hielt der Zug.
    Barbara Päuse war es zu riskant, einen Blick aus dem Fenster zu werfen. Hätte sie es getan, wären ihr sicherlich die drei Männer aufgefallen, die auf dem Bahnsteig standen und sich umsahen.
    Abermals verging ihr die Zeit viel zu langsam. Sie hörte das Schlagen der Koffer gegen Abteilwände, vernahm Stimmen, Rufe, die Lautsprecherdurchsagen, dann schlossen sich die Türen automatisch, und wenig später setzte sich der Intercity Poseidon wieder in Bewegung.
    Laut Fahrplan war die nächste Station Münster!
    Sehr schnell bekam der Zug Geschwindigkeit. Die Bestie hatte sich wieder aufgerichtet. Ihre

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