0277 - Im Penthouse der Angst
Bitte…«
»Ich sehe den Grund nicht!«
»Wir befinden uns in Gefahr«, sagte Valerie. »Ich habe meinen Koffer schon gepackt.«
»Koffer?«
»Ja.« Sie nickte heftig. »Jack, wir müssen weg. Dieses verdammte Haus ist verseucht.«
»Eine Krankheit?«
»Nein, es ist…« Valerie wußte nicht mehr weiter und schaute Suko fragend an.
»Eine magische Seuche«, erklärte der Inspektor, obwohl er wußte, daß diese Antwort den Mann kaum befriedigen würde. Damit hatte er recht, denn Jack Cramer begann zu lächeln.
»Also, ich weiß nicht«, sagte er. »Da komme ich wirklich nicht mit. Magische Seuche, das kann es doch nicht geben.«
»Es ist eine Tatsache, glauben Sie mir. Man kann auch von einem Fluch sprechen, der auf dem Haus liegt. Und dieses Penthouse blieb ebenfalls nicht verschont. Wir befinden uns in einem Penthouse der Angst. Haben Sie verstanden?«
»Nein!«
Er ist wenigstens ehrlich, dachte Suko und rang sich ein Lächeln ab. »Jedenfalls dürfen Sie nicht hier in diesem Haus bleiben. Das ist jetzt eine polizeiliche Anordnung.«
Suko erntete ein Lachen. »Sie können mir ja viel erzählen, aber ich spüre die seltsame Verseuchung nicht, von der Sie gesprochen haben.«
»Fragen Sie Ihre Schwester!« Suko paßte es überhaupt nicht, daß er so lange diskutieren mußte. Er war leider noch nicht so körperlich fit, daß er selbst große Gegenmaßnahmen ergreifen konnte.
Deshalb mußte er auf die Einsicht vertrauen.
»Stimmt das, was der Inspektor gesagt hat?« wandte sich Jack an seine Schwester.
Valerie nickte. Danach flüsterte sie: »Da kamen Arme aus der Wand, Jack. Es war grausam. Ich hatte eine Leiche im Schrank, die du da auf dem Teppich siehst…«
»Wo?«
Bisher hatte Jack Cramer den Toten noch nicht gesehen. Sein Blickwinkel war zu ungünstig gewesen. Als er nun vorschritt und sich gleichzeitig zur Seite drehte, entdeckte er die Leiche.
Seine Haltung wurde steif. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, wobei keine Worte über seine Lippen drangen, denn der Anblick hatte ihn zu hart getroffen.
»Glauben Sie uns jetzt?« fragte Suko.
Jack Cramer atmete tief ein, schluckte dabei und drehte sich langsam um. »Ja«, murmelte er. »Sie brauchen mir nichts mehr zu sagen. Ich glaube Ihnen mittlerweile. Und dabei bin ich nur hergekommen, Schulden zu bezahlen. Valerie hat mir mit einer kleinen Summe ausgeholfen.« Cramer schaute Suko an. »Wenn wir weg sind, was machen Sie dann?«
Der Inspektor lächelte. »Ich bin Fälle dieser Art gewohnt. Es gehört zu meinem Job.«
»Tatsächlich?«
»Ja, machen Sie sich darüber keine Sorgen.«
Valerie faßte nach der Hand ihres Bruders. »Komm!« flüsterte sie.
»Laß uns gehen…«
Unbehaglich hob Jack die Schultern. »Ich hole deinen Koffer. Steht er im Schlafzimmer?«
Sie nickte.
Als Jack Cramer verschwunden war, wandte sich die Frau an Suko. Sie schaute zu, wie der Chinese sich mit einer Armgymnastik beschäftigte, denn noch immer hatte er leichten Ärger mit seinem Kreislauf. »Wollen Sie nicht mit uns gehen?« fragte sie.
Suko lachte. »Nein, meine Liebe. Ich habe hier meinen Platz. Und ich möchte Ihnen danken, daß Sie mir so sehr geholfen haben. Es hätte böse enden können.«
»Aber es war doch nur…«
»Nein, nein, Sie haben mir sehr geholfen. Ich befand mich in einer lebensgefährlichen Lage.«
Jack Cramer kam zurück. »Was hast du denn da alles eingepackt?« fragte er, auf den Koffer schauend, den er in seiner rechten Hand trug.
Valerie wurde ein wenig rot. »Nur einige Kleinigkeiten. Zudem weiß ich nicht, wie lange ich wegbleibe.« Dabei schaute sie Suko fragend an, als könnte er ihr die Antwort geben.
»Da kann ich Ihnen auch nichts sagen«, erwiderte der Chinese.
»Tut mir leid. Ich hoffe nur, daß der Spuk so rasch wie möglich vorbei sein wird. Drücken wir uns die Daumen.«
»Und wenn nicht?« fragte Jack.
»Daran wollen wir jetzt nicht denken.«
Jack Cramer hatte noch einen Satz auf der Zunge, er kam nicht dazu, ihn auszusprechen. Seine Augen weiteten sich, ein Zeichen dafür, daß er etwas entdeckt haben mußte.
Da er mit der Blickrichtung zum Fenster stand, mußte es sich dort abspielen.
»Verdammt!« preßte er hervor. »Was ist das denn?«
Jetzt schauten auch Suko und Valerie. Die Frau erschrak am meisten, und sie floh in die Arme ihres Bruders, während er und der Inspektor die drei Köpfe anstarrten, die vor der großen Scheibe des Penthouses einen makabren Reigen tanzten…
***
Ein toter
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