0286 - Briefe aus der Hölle
hörte sogar eine Stimme. Sie klang höhnisch und triumphierend, und sie drang direkt aus dem Papier.
»Jetzt habe ich sie, Bill Conolly. Durch ihren Vater ist es mir gelungen. Sie kommen alle, die ich will, und wir treffen uns noch in dieser Nacht. Willst du sie wieder zurückholen? Dann versuche es nur. Ich warte auf dich!«
Der Reporter schrie auf, als er das Blatt zur Seite schleuderte. Er steckte voller Angst, und er mußte seinen Aggressionen einfach freien Lauf lassen.
»Gib sie zurück!« brüllte er. »Gib sie zurück! Ich werde…«
Der Teufel lachte schallend. »Du kannst sie dir holen, Conolly. Du hast ja gelesen, wo sie sich befindet, nicht wahr!«
»Ich hole sie auch!« schrie Bill. »Ich…«
Der Satan lachte nur. Es war eine wilde, gemeine Lache, und sie entfernte sich immer mehr, wurde leiser und verstummte schließlich völlig.
Aus…
Bill hockte auf dem Stuhl, starrte auf die Blätter, sah an jedem einzelnen das Blut und schlug seine Hände vor das Gesicht, wobei er zusammensackte wie ein Mensch, der all seine Hoffnungen verloren hatte…
***
Sheila Conolly befand sich auf dem Parkplatz, und sie war mit dem eigenen Wagen gekommen, das heißt, sie hatte sich den Porsche aus der Garage geholt.
Was tat sie hier?
Ich wußte es nicht. Ich dachte auch nicht daran, daß sie dem Teufel ihre Referenz erweisen könnte, nein, diese Idee kam mir überhaupt nicht, denn welche Verbindung sollte es schon zwischen dem Satan und ihr geben?
»Sheila!«
Ich rief sie an, und zwar so laut, daß sie mich einfach hören mußte.
Sie ging weiter.
Noch einmal rief ich ihren Namen, doch Sheila konnte oder wollte mich nicht hören. Sie dachte überhaupt nicht daran, ihre Schritte zu verlangsamen oder zu stoppen.
Dann verschluckte sie die Dunkelheit.
Ich stand noch immer da, wie vom Donner gerührt. Was ich eben erlebt hatte, wollte nicht in meinen Kopf. Das war einfach zu unwahrscheinlich.
Was hatte Sheila hier zu suchen?
Zufall?
Ich hörte Schritte und sah, daß sich Henry Torry von mir entfernte. Er schlug die gleiche Richtung ein, in die auch Sheila Conolly verschwunden war.
Gern hätte ich ihn verfolgt, aber ich mußte erst Gewißheit haben, und die konnte mir nur Sheilas Mann und mein Freund Bill Conolly geben.
Zum Glück besaß ich ein Autotelefon. Ich tippte die Nummer der Conollys, während ich schräg auf dem Fahrersitz hockte und meine Beine aus dem offenen Wagenschlag schauten.
Bill hob sehr schnell ab. Seine Stimme erkannte ich kaum wieder, und ein heißer Schreck durchfuhr mich.
»Hier ist John.«
»John!« Es war ein verzweifelt klingender Aufschrei, der mir da entgegenschallte, so daß ich unwillkürlich den Hörer ein wenig vom Ohr abhielt.
»Mensch, Bill…«
Er ließ mich nicht erst ausreden. »John!« Er schluchzte meinen Namen.
»Sheila ist weg.«
»Das weiß ich.«
Ich hörte sein pfeifendes Atmen. »Was hast du da gesagt, John? Du weißt es?«
»Ja, denn ich habe sie soeben gesehen, und deshalb rufe ich dich auch an.« Ich wußte nicht, ob es richtig war, daß ich meinem Freund diese Information durchgegeben hatte, und es dauerte einige Sekunden, bevor seine Reaktion kam.
»John, verdammt, ist das wirklich wahr?«
»Ja.«
»Aber wie kann Sheila…« Er stoppte und sprach danach weiter. »Ich habe es gelesen. Tate Gallery, ihr Vater hat es diktiert.«
Das waren für mich wieder Neuigkeiten. »Ihr Vater?« flüsterte ich.
»Bill, spielt dir deine Phantasie einen Streich?«
»Nein, John. Sie hat einen Brief geschrieben, den ihr Vater diktierte. Und Sheila schrieb genau mit der Handschrift des alten Hopkins.«
In den letzten beiden Stunden war vielleicht ein wenig zu viel auf mich eingestürmt, deshalb fiel bei mir der Cent erst jetzt. Von einem Brief hatte Bill geredet. Das gleiche war auch mit Henry Torry geschehen. Es gab also eine Verbindung zwischen ihnen, und Sheila war nicht zufällig mitten in der Nacht in diese einsame Gegend gefahren.
Sie und Henry Torry.
Wer noch?
Hatte der Teufel vielleicht ein gewaltiges Netz ausgelegt, in dem sich die Menschen verfingen?
Darauf deutete alles hin. Noch durchschaute ich seinen Plan nicht, doch ich war fest entschlossen, ihm auch diesmal ein Bein zu stellen.
»Bist du noch da, John?« Die Stimme meines Freundes zitterte.
»Natürlich.«
»Was sagst du dazu?«
»Ich kann es dir kaum erklären, aber wir müssen von einem ungeheuren Zufall sprechen, Bill. Ich arbeite praktisch an dem gleichen Fall.«
»Aber Suko weiß
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