0296a - Lösegeld für blonde Locken
unsere Ermittlungen.«
»Okay. Wir könnten auch den Anschluß auf eine freie Leitung des FBI umlegen lassen, Jerry.«
»Davon halte ich in diesem Falle nicht viel. Außerdem könnte es Besucher geben, die mündlich verhandeln wollten.«
»Das werden allerdings kaum die Mörder sein«, entgegnete Phil.
Ich rief Mr. High noch einmal an und trug ihm meinen Plan vor. Er erklärte sich damit einverstanden, daß der Kollege Youngblood hier die Telefonwache übernehmen sollte. Mr. High legte das Gespräch auf den Apparat von Youngblood.
Ich informierte den Kollegen schnell und vereinbarte mit ihm einen Treffpunkt, der auf halbem Wege lag, wo wir ihm die Schlüssel der Wohnung von Moore übergeben wollten.
Es klappte wie verabredet. Phil und ich fuhren weiter zum Distriktgebäude des FBI. Wir waren einen Schritt weitergekommen. Wir kannten das Mordmotiv.
Phil und ich rückten gerade die Stühle in unserem Office zurecht, um uns zu setzen, als Phils Apparat anschlug. Mein Freund nahm den Hörer auf und machte ein süßsaures Gesicht, antwortete nur »Yes, Sir« und legte den Hörer wieder auf.
»Wir sollen unseren Kaffee bei Mr. High trinken«, erklärte mein Freund. Ich konnte seine Enttäuschung nachfühlen. Denn Phil hatte sich in der Kantine bereits den Kaffee und Hamburger bestellt.
Mr. High empfing uns bereits in der Tür. Der Kaffee dampfte schon in den Tassen. Der Service war einmalig. Der Chef forderte uns auf, in den Sesseln Platz zu nehmen, die um einen niedrigen Tisch standen. Der Chef drehte sich um und angelte einen flammenroten Schnellhefter von seinem Schreibtisch.
»Dies ist der Bericht des CIC aus Washington, der sich aus unerklärlichen Gründen mit dem Problem des Babyhandels in USA beschäftigt hat. Wahrscheinlich lag der Auftrag irgendeines Untersuchungsausschusses vor. Der Bericht bezeichnet die bisher gesetzlich noch nicht verbotene Babyvermittlung als den modernen Sklavenhandel des zwanzigsten Jahrhunderts. Uns liegen alarmierende Nachrichten über das Ausmaß dieser Tätigkeit vor. Solange seriöse Rechtsanwälte, Ärzte und Krankenschwestern dafür sorgen, daß die armen verlassenen Wesen zu Eltern kommen, die in der Lage sind, die Kinder zu ernähren und zu erziehen, kann das Gesetz nicht einschreiten. In solchen Fällen handelt es sich um regelrechte Adoption.«
Mr. High schlug die Akten auf.
»Aber die Unterwelt hat ein Geschäft daraus gemacht. Die Gangster haben erkannt, daß sie mit den Babys Erpressungen machen können. Wenden sich die Eltern an die Polizei, drohen die Gangster mit Kidnapping.«
Unser Chef machte eine Pause und blätterte weiter in der Akte.
»Seit einigen Monaten beschäftigen sich parlamentarische Ausschüsse mit dem Problem des Babyhandels ganz allgemein. Dabei ist herausgefunden worden, daß diese Gangs im Gegensatz zur Maffia nicht zentral gelenkt werden. Das erschwert natürlich unsere Arbeit ungemein. Wir haben es mit vielen Zentralen zu tun. Eine davon soll in Manhattan sitzen.«
»Kennen wir bereits irgendeinen Fall von angedrohtem Kidnapping«, fragte Phil.
»Ja, aber sie liegen schon einige Monate zurück«, erwiderte Mr. High, »allerdings sind sie uns erst später zu Ohren gekommen.«
»Der Fall Dr. Moore fügt sich genau in das Bild ein«, bemerkte ich. »die Gangster verlangen von Dr. Moore alle Unterlagen, um Erpresseraktionen im großen Stil durchführen zu können. Aber der Arzt hat seine ärztliche Schweigepflicht gewahrt. Er widersetzte sich und fand dabei den Tod. Daß er Morphinist war und Morphium vertrieb oder verkaufte, hat kaum etwas mit dem Mord zu tun.«
»Sie glauben also, daß die Mörder in den Kreisen der Babyhändler zu suchen sind?« fragte Mr. High.
»In der New Yorker Unterwelt, die sich auf diese Art von moderner Erpressung spezialisiert hat«, ergänzte ich, »Uns wird nichts übrigbleiben, als eine völlig neue Akte anzulegen«, folgerte Phil, »und zwar über erpresserischen Babyhandel. Wir müssen die Gangs unterwandern, um überhaupt Kontakt mit den Leuten zu kriegen.«
»Vergiß nicht, wir wissen bereits einen Vornamen der Gangster, und zwar Harry«, warf ich ein.
»Und seine Telefonnummer«, fügte Phil hinzu.
»Die allerdings nachzuprüfen wäre«, sagte Mr. High.
Ich bat unseren Chef, von seinem Apparat telefonieren zu düffen. Das Ergebnis war — wie unser Chef vorausgesagt hatte — negativ. Unter der Nummer meldete sich die brüchige Stimme einer alten Frau. Sie schien in ihrem Leben noch nie den Namen
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