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03_Im Brunnen der Manuskripte

03_Im Brunnen der Manuskripte

Titel: 03_Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Jaguarmutter.
    »Vielleicht kann er sich's merken, wenn man ein Gedicht
    daraus macht«, sagte ich. »Wie wäre es damit:

    Rollt sich nicht, kann aber schwimmen –
    Ein dicker Schild hilft die Figur zu trimmen.
    Schwimmt nicht, rollt sich zusammen
    Der Igel sticht, und du kriegst Schrammen.«

    Die Jaguarmutter hörte auf, mit ihrem Schweif zu schlagen.
    »Könnten Sie das für mich aufschreiben?« fragte sie eifrig.

    »Ich dachte, wir müssten ins Jurisfiktion-Büro«, sagte ich, als
    wir durch die Korridore der Großen Bibliothek gingen, deren
    Regale unter dem Gewicht der gesammelten Werke aus zwei
    Jahrtausenden ächzten.
    »Der nächste Appell ist erst morgen früh«, erwiderte Miss
    Havisham, blieb vor einem Regal stehen, ließ die Grammasiten-Westen auf den Boden fallen und zog ein derb gebundenes
    Buch aus einem der Fächer. »Außerdem habe ich Perkins
    gesagt, du würdest ihm helfen, den Minotaurus zu füttern.«
    »Wirklich?« sagte ich ängstlich.
    »Ja, natürlich. Fiktions-Zoologie ist ein faszinierendes Gebiet, auf dem du noch viel lernen kannst.«
    Sie reichte mir das Buch, das sich als handgeschrieben erwies.
    »Es ist code-geschützt«, erklärte Miss Havisham. »Du musst
    Saphir sagen, bevor du dich hineinlesen kannst.« Sie raffte die
    Westen wieder zusammen. »Ich hol' dich in einer Stunde wieder
    ab. Perkins erwartet dich auf der anderen Seite. Pass gut auf,
    aber lass dich nicht überreden, irgendwelche Kaninchen zu
    pflegen. Vor allem vergiss nicht das Passwort – sonst kommst
    du weder rein noch raus.«
    »Saphir«, sagte ich.
    »Sehr gut«, sagte sie und verschwand.
    Ich legte das Buch auf eins der Lesepulte und schlug es auf.
    Die Marmorbüsten berühmter Autoren, die in der Bibliothek
    standen, schienen mich anzustarren, und ich wollte gerade
    anfangen zu lesen, als ich oben auf einem der Regale eine geisterhafte Gestalt bemerkte, die vor meinen Augen aus dem
    Nichts entstand. Zu Hause wäre so etwas ein Ereignis von
    großer Bedeutung gewesen, aber hier war es bloß der Warrington-Kater (alias Grinsekatze, alias Cheshire Cat), der einen
    seiner berühmten Auftritte hatte.
    »Hallo!« sagte er, sobald die Schnauze da war. »Wie geht's
    immer so?«
    Der Warrington-Kater war der Bibliothekar und die erste
    Person, die ich in der BuchWelt kennen gelernt hatte. Schon
    aufgrund seiner unlogischen Sprüche und törichten Kommentare war er höchst unterhaltsam, und ich mochte ihn sehr.
    »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Ich bin von Grammasiten, den
    Freunden von Big Martin und einem Thraal bedroht worden.
    Zwei Rohlinge sind bei mir einquartiert worden, die Figuren
    von Caversham Heights hoffen, dass ich ihr Buch retten kann,
    und jetzt muss ich dem Minotaurus sein Frühstück geben.«
    »Soweit also alles normal. Sonst noch irgendwas?«
    »Wie viel Zeit hast du?« 8
    »Probleme?«

    8 »Vera Tuschkewitsch! Hören Sie mich?« »Ja, ich höre Sie. Kein Grund zu
    schreien. Ich werde ja taub.« »Ich traue diesen Fußnotofonen nicht. Ich
    hole mir von diesem Apparat bestimmt irgendeine hässliche proletarische
    Krankheit. Wo haben wir uns zuletzt gesehen? Auf der Party der Schuetzburgs? Wo es Apples Benedict gab?«
    »Nein, Sofija, mein Mann und ich waren nicht eingeladen. Er hat bei der
    letzten Wahl gegen Graf Schuetzburg gestimmt.«
    »Dann muss es in Bolschaja Marskaja bei Prinzessin Betsijs gewesen sein.
    Was ist eigentlich aus der kleinen Frau von Karenin geworden, haben Sie
    eine Ahnung?«
    »Anna? Ja, schon – aber Sie dürfen keiner Seele etwas verraten! Es war
    Liebe auf den ersten Blick. Alexej Vronskij hat sich gleich auf dem Bahnhof
    in sie verliebt.«
    »Auf dem Bahnhof? Welchem Bahnhof?«
    »St. Petersburg; erinnern Sie sich? Als dieser Polizist unter den Zug gekommen ist?«
    »Anna und Vronskij haben sich auf dem Bahnhof kennen gelernt? Wie
    unkultiviert!«
    »Die Geschichte geht noch weiter, meine liebe Sofija. Ach, warte, es hat
    geläutet! Ich muss auflegen. Kein Wort zu irgendjemandem! Ich rufe bald
    wieder an!«
    »Ich höre zwei russische Klatschbasen in meinem Kopf.«
    »Wahrscheinlich ein Leitungsfehler im Fußnotofon«, sagte
    der Kater. Er sprang von seinem Regal herunter, presste seinen
    Kopf an meinen und spitzte die Ohren.
    »Kannst du sie auch hören?« fragte ich nach einer Weile.
    »Nein«, sagte der Kater, »aber Sie haben sehr heiße Ohren.
    Mögen Sie vielleicht chinesisches Essen.«
    »Ja, gern«, sagte ich. Ich war ziemlich hungrig.
    »Ich auch«, sagte der

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