0306 - Sein Mörder kam im Morgengrauen
mit dem Gesicht des lebenden Pink. Mit welchen Banken arbeiten Sie eigentlich?« schoß ich blitzschnell eine andere Frage ab.
»Ich arbeite nur mit der Hudson Bank«, kam es erstaunt zurück. »Schon seit Jahren.«
»Ich weiß«, bestätigte ich. »Aber nehmen Sie die Bank eigentlich nicht sehr wenig in Anspruch? Die Kredite, die Ihnen eingeräumt werden, sind doch, am Umfang Ihres Geschäftes gesehen, sehr gering.«
Spinoza nahm seine nervöse Wanderung durch das Zimmer wieder auf. Mit der Antwort ließ er sich — meiner Ansicht nach — ein wenig zuviel Zeit.
»Mein Geschäft hat eben eine gesunde finanzielle Grundlage«, murmelte er großspurig. »Ich kann weitgehend auf Kredite verzichten. Kredite kosten nur Geld.«
»In dem letzten Punkt bin ich mit Ihnen sogar einer Meinung«, sagte ich und stand auf. »Wir haben die Untersuchung übrigens beendet. Wahrscheinlich müssen wir wegen einiger Punkte noch einmal mit Ihnen sprechen.«
»Wenn es unbedingt sein muß«, brummte der Gangster, der vorgab, sich zu einem anständigen Menschen gemausert zu haben. »Aber Sie werden sehen, daß auch Ihr nächster Besuch erfolglos sein wird.«
***
Wortlos gingen wir beide hinunter in den Hof. Bis auf Nagara waren alle Kollegen schon abgefahren. Nagara wartete neben seinem Ford auf uns.
»Begeistert seht ihr nicht aus«, bemerkte er trocken, als ich mich in meinen Jaguar schwang.
»Haben auch keinen Grund dafür«, gab ich zurück. »Der Kerl ist entweder wirklich anständig geworden, oder er muß sich sehr sicherfühlen.«
»Wir haben nicht eine Kleinigkeit gefunden, die ihn belasten könnte, daß er frisierte Kutschen verkauft«, warf Phil ein. »Ich glaube nicht, daß- wir etwas übersehen haben. Die Bücher waren alle in Ordnung.«
»Ich glaube das genausowenig wie die Möglichkeit, daß Spinoza ein biederer Ehrenmann geworden ist«, brummte ich und suchte den Zündschlüssel in meiner Tasche.
Plötzlich sah ich den Mann. Er kam aus einer der Hallen, in denen die Wagen vor dem Wiederverkauf auf Hochglanz poliert wurden. Er mußte mich im gleichen Augenblick auch gesehen haben. Er stutzte, zögerte einen winzigen Bruchteil einer Sekunde und ging dann zu einem weißen Mercury, der in der Nähe der Ausfahrt stand.
»War das nicht Pat Wolseley?« fragte ich Phil leise.
Der zuckte mit den Schultern.
»Ich kenne den Mann nicht«, antwortete er.
»Dafür kenne ich ihn, und ich will einen Besen zum Frühstück verspeisen, wenn ich mich getäuscht haben sollte. Pat Wolseley ist ein Gangster, der schon früher mit Spinoza gearbeitet hat«, erläuterte ich kurz.
Der Mercury rollte langsam auf die Ausfahrt zu.
Der rechte Blinker leuchtete rot auf. Plötzlich brannten auch die Bremsleuchten. Der Mercury mußte stoppen, da auf der Straße ziemlicher Verkehr war. Ich konnte nur noch das Heck des Wagens sehen.
Mit einem Satz war ich aus dem Jaguar. Ich winkte Phil und drückte Nagara den Zündschlüssel zu meinem Wagen in die Hand.
»Schnell!« sagte ich zu ihm. »Gib mir deinen. Wir müssen den Schlitten verlolgen, der da in der Auslafirt stent. Der Jaguar ist mir zu auffällig.«
Nagara begriff zum Glück sofort, worum es ging. Wir stiegen in Nagaras alten Ford und konnten den Mercury noch sehen.
»Mit dem Jaguar wären wir doch viel schneller gewesen«, maulte Phil.
»Und der Kerl hätte uns allein schon an der Rotlichtanlage auf eine Meile weit erkannt«, verteidigte ich mich. »Behalte den weißen Schlitten im Auge. Ich werde ein paar Wagen zwischen uns lassen, damit er den Braten nicht doch noch riecht.«
»Er biegt jetzt hinten an der Ampel nach rechts ab«, berichtete Phil, der weit nach vorn gebeugt auf dem Beifahrersitz hockte. »Drück mal auf die Tube, sonst haben wir Rot, bis wir da sind.«
Ich scherte in die Mitte aus und erhöhte die Geschwindigkeit noch. Kurz bevor die Ampel rot leuchtete, passierte ich sie und bog rechtzeitig nach rechts ab.
»Da haben wir gerade noch Glück gehabt«, rief ich. »Jetzt bleiben wir dem Vogel auf den Fersen.«
»Der scheint übrigens noch nichts davon gemerkt zu haben«, stellte Phil fest. »Der fährt hübsch artig und hält sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung.«
»Freu dich nicht zu früh«, warnte ich Phil. »Pat Wolseley ist ausgekocht. Wenn er etwas gemerkt hat, dann versucht er, mit einem Trick zu entkommen. Der läßt uns dann ganz nahe herankommen und biegt dann plötzlich ab und fährt durch die Nebenstraßen Slalom.«
»Dazu hätte er aber bis
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