032 - Das Schädelhaus im Todesmoor
diesem gottverdammten Sumpf verrecken lassen?«
Der Schlamm reichte schon bis an McGuires Hals.
»King!«
Hayworth trat zurück. McGuire dachte, der Komplize habe ihn aufgegeben. Hatte King Hayworth von Anfang an vorgehabt, die Flucht zwar zu zweit zu beginnen, aber allein zu beenden?
King Hayworth drehte sich um. Für McGuire war das das Aus. Er läßt mich im Stich! schrie es in dem verzweifelten Verbrecher. Er kümmert sich nicht mehr um mich. Es ist ihm egal, ob ich hier untergehe. Ein Opfer mehr, das sich dieser verfluchte Sumpf geholt hat. Was stört das King Hayworth? Ihm ist nur wichtig, daß er heil durchkommt.
»King!« brüllte Danny McGuire aus vollen Lungen. »Ich habe den Plan. Wenn du mich nicht rausholst, ist er für dich verloren. Vielleicht fällst du dann in das nächste Moor!«
Hayworth entfernte sich.
»Bleib hier!« schrie McGuire verstört. »Das… das kannst du doch nicht machen… King… Wenn ich schon sterben soll, dann… dann jag mir wenigstens eine Kugel in den Schädel. Ich will nicht ersticken! King, tu mir wenigstens diesen Gefallen!« Seine Stimme überschlug sich. »Es ist das letzte, worum ich dich bitte, King!«
Der Komplize schien ihn nicht zu hören. Danny McGuire unternahm eine verzweifelte Anstrengung, sich selbst zu retten. Der Erfolg war, daß ihm der ekelige Sumpf über das Kinn stieg.
Er mußte den Kopf heben, um von dem Brei nichts in den Mund zu bekommen. King Hayworth brach einen langen, elastischen Zweig ab und kehrte damit zu Danny McGuire zurück.
»O Mann, King!« rief dieser dankbar. »Ich dachte… Mein Gott, ich dachte allen Ernstes… Danke, King! Ich danke dir!«
Hayworth hielt ihm den langen Zweig, der mit gezackten Blättern bewachsen war, hin. »Los, Junge, schnapp ihn dir!«
McGuire griff mit beiden Händen zu. Ein zähes Ringen begann.
Der Schlamm wollte Danny McGuire nicht mehr freigeben. King Hayworth stemmte seine Beine fest gegen den Boden und zog.
Blätter rissen ab, McGuires Hände rutschten zur Zweigspitze vor. Er wand sich das biegsame Ende um sein rechtes Handgelenk und strampelte wieder mit den Beinen.
Er trat den klebrigen Brei nach unten, und King Hayworths ständiges Ziehen half ihm, mehr und mehr aus dem Morast zu kommen. Bald reichte der Sumpf nur noch bis an seine Hüften.
Die Männer keuchten schwer. Danny McGuire rutschte mit der Brust über den Boden. Als endlich auch seine Beine frei waren, ließ sich Hayworth fallen. »Mann«, stöhnte er. »Mann, war das ein Kraftakt.«
McGuire kroch auf allen vieren zu ihm. »Entschuldige, King. Ich dachte, du wärst ein…«
»Schwein?«
»Ja.«
Hayworth grinste. »Wir kennen einander noch zuwenig.«
»Ich hoffe, das wird sich ändern.«
»Was hättest du getan, wenn ich in dieses Schlammloch gefallen wäre?«
»Herausgezogen hätte ich dich.«
King Hayworth grinste. »Klar, was könntest du jetzt auch anderes sagen?«
»Glaubst du mir nicht?«
»Doch. Ich hoffe aber trotzdem, daß ich nie in diese Situation gerate. Ich glaube, wir hätten uns mehr nach links halten sollen. Gib mir mal den Plan.«
»Sofort.« Danny McGuire durchsuchte seine Taschen. Seine Augen weiteten sich erschrocken. »Verdammt…«
»Was ist?«
»Ich habe ihn verloren. Ich habe den Plan verloren. Er muß im Sumpf geblieben sein.«
»Das ist nicht gut, Junge. Wenn ich mich recht erinnere, ist dieses Gebiet von Sümpfen geradezu verseucht.« Hayworth atmete schwer aus. »Tja, was soll’s. Dann müssen wir uns eben ohne Plan durchschlagen.« Er grinste. »Oder willst du umkehren?«
»Lieber verrecke ich«, stieß Danny McGuire entschlossen hervor.
Sie erhoben sich und setzten die Flucht fort. Nach einer halben Stunde blieb King Hayworth unvermittelt stehen.
»Was ist?« fragte Danny McGuire.
»Hört sich an, als gäb’s vor uns ein Gewitter. Und genau dorthin müssen wir, denn in dieser Richtung liegt Torceston.«
McGuire stöhnte. »Auch das noch. Uns bleibt doch wirklich nichts erspart.«
King Hayworth grinste. »Du mußt es von der praktischen Seite sehen. So, wie du aussiehst, kann dir eine Dusche nicht schaden.«
McGuire blickte sich um. »Wie weit mögen sie mit den Hunden schon gekommen sein?«
»Laß gut sein, Junge. Wenn sie mit den Viechern ankommen, knallen wir sie ab. Wir haben genügend Munition dafür. Unser Vorteil ist es, daß sie nicht wissen, daß wir bewaffnet sind.«
Sie gingen weiter, bald nahm sie das Rauschen des Regens in sich auf. Irgendwo außerhalb dieser
Weitere Kostenlose Bücher