0327 - Wer die Blutfrau lockt
sagte Corner etwas spöttisch.
»Kommt es darauf an?« In Marenias Blick lag unergründliche Tiefe. »Namen sind Schall und Rauch. Ich will dich -und wie dein Name ist, das ist mir gleichgültig. Du bist hier nicht im Hause einer britischen Adelsfamilie, wo man erst die edle Abstammung prüft, bevor eine Verbindung zustande kommen kann!«
»Ich erkläre dir, daß ich verlobt bin!«
»Wie ehrenhaft. Ich wünsche dir viel Glück.«
»Ich werde zu meiner Verlobten zurückkehren!«
»Wenn du es kannst, werde ich dich nicht halten!« hauchte Marenia.
»Hältst du dich für so gut beim Liebesspiel, daß ich für immer bei dir bleiben werde?« fragte Marc Corner und sah Marenia seltsam an.
»Warte es ab. Du wirst es erleben!« flüsterte Marenia und schloß die Tür auf. »Tritt ein aus freiem Willen und ohne Zwang!«
»Hey, das wird ja richtig geheimnisvoll!« Corners Stimme klang spöttisch.
»Du hast mich gewarnt, daß du zu deiner Verlobten zurückkehren willst -ich bin dir also was schuldig. Wenn man davon absieht, daß ich aus einer alten Angewohnheit diese Worte immer sage, wenn ich einen neuen Freund habe. Auch, wenn es nur für ganz kurze Zeit ist!« fügte sie hinzu.
»Ich wollte dich nur warnen!« sagte Marc Corner und trat ein.
»Ich wollte dich ebenfalls warnen!« gab Marenia zurück.
»Jennifer und ich sind nicht verheiratet. Ich kann also mit dir eine Nacht verbringen, ohne mir ein Gewissen zu machen!« Corners Stimme klang trotzig.
»Wie rührend, daß du jetzt dich schon rechtfertigen willst, bevor was passiert ist. Es ist für mich ein Musterbespiel unendlicher Liebe!« spottete Marenia und drehte sich âuf der Couch wie eine rollige Katze.
»Was Jennifer und ich füreinander empfinden, das ist Liebe!« sagte Marc Corner. »Aber du, Marenia, faszinierst mich auf eine Art, daß ich als Mann gereizt werde. Ich will dich. Hier und jetzt! Ich gebe dir alles, was du willst -und nehme mir dafür, was du gibst!«
»Ich habe nichts anderes erwartet!« Marenia sah ihn an und ihr unschuldig gespielter Augenaufschlag brachte Corner fast zur Raserei. »Denke nicht, daß ich in Tränen aufgelöst hinter dir herlaufe, wenn du morgen früh gehst. Ganz im Gegenteil. Ich hasse sentimentalen Liebesquatsch. Ich will Sex - und sonst gar nichts. Hast du das jetzt endlich begriffen?«
»Ja, das war sehr deutlich. Und es kommt mir sehr entgegen. Ich will deinen Körper, Marenia. Nicht dein Herz«, flüsterte er erregt.
»Und was stehst du dann noch rum wie eine Steinfigur?« Marenias Stimme war dunkel wie die Sünde. Sie streckte Marc Corner ihre Hand entgegen und von diesem Moment an konnte er sich nicht mehr zurückhalten…
***
Marenia spürte, daß Marc Corner ein Vollprofi in Sachen »Liebe der körperlichen Art« war. So wie dieser Mann hatte noch niemand ihre geheimsten Wünsche vorausgeahnt. Er brachte ihr die Erfüllung, noch bevor sie es verlangt hatte. Und Marenia spürte, daß er sich nicht gehen ließ wie die anderen Männer, mit denen sie bisher zusammen gewesen war. Er versank nicht in zügelloser Liebesraserei, sondern trieb sie mit voller Berechnung in eine Ekstase die sie niemals zuvor erreicht hatte.
Immer wieder verzögerte er den Zeitpunkt der Vereinigung, daß Marenia dachte, vor Verlangen vergehen zu müssen. Er wartete mit unglaublicher Geduld, daß ihr Verlangen endlich den Punkt erreichte, wo die Selbstaufgabe da war.
Und dann war es soweit. Eine doppelte Vereinigung. Denn in diesem Augenblick biß Marenia zu.
Aber Corner hatte sich unter Kontrolle. Er spürte den Biß - und er ließ sich nicht in den Wogen berauschender Lust treiben.
»Was sollte das, Marenia. Dieser Biß… !« Er fuhr zurück und betastete seinen Hals. Zwei dunkelrote Punkte glänzten auf seinem Finger.
»Sieh mich an. Ich kann dir alles erklären!« flüsterte Marenia, deren vom lippenstiftrote Lippen die Farbe des Blutes verwischten. »Sieh mir in die Augen und erkenne, was Marenia für dich empfindet!«
Und Corner machte den Fehler, in ihre Augen zu blicken - und darin zu versinken. Der hypnotische Blick Marenias zog ihn in ihren Bann und machte ihn willenlos.
»Was… tust… du?« preßte er mühsam hervor. »Ich will nicht… !«
»Doch, mein Freund! Du willst!« flüsterte der Vampir. »Die höchste Erfüllung der Vereinigung sollst du erleben. Die dunkle Erotik des Kusses, wie ihn die Tochter der Nacht zu geben vermag. Komm und laß dich treiben. Gemeinsam durchfliegen wir den Ozean der Finsternis
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