033
überzeugt, dass sie, so betrunken, wie diese beiden Männer waren, imstande sein werde, ihnen zu entkommen. Alles, was sie tun musste, war, ihre Trümpfe gut auszuspielen und auf den Augenblick zu warten, in dem Leo und Mickey so abgelenkt waren, dass sie sich unbemerkt davonstehlen und in der Dunkelheit verschwinden konnte.
Leo brachte sie zu einem am Ende des Hofes ziemlich abseits stehenden Tisch, wo Mickey sich mit Getränken hinzugesellte.
„Sagen Sie uns, Kleine, wie lange sind Sie schon in Panama City?" fragte Mickey, den Blick fest auf ihre Brüste geheftet.
„Noch nicht sehr lange", antwortete sie und fühlte sich unter seinem begehrlichen Blick äußerst unbehaglich. Sie wusste, ihr Kleid war sehr züchtig und das Oberteil bis zum Hals zugeknöpft. Dennoch starrte Mickey sie an, als sei sie nackt. „Und Sie?"
„Wir sind nur auf der Durchreise. Wir wollen nach Kalifornien. Dort kann man immer noch zu Geld kommen, und wir wollen unseren Teil davon haben."
Reina täuschte vor, von dem billigen Whisky zu trinken, den die Männer gekauft hatten. Leo bemerkte jedoch sofort, dass sie nicht wirklich getrunken hatte.
„He! Wieso trinken Sie nicht?" wollte er wissen. „Sie haben doch gesagt, dass Sie was trinken wollen. Also trinken Sie!"
„Ich habe getrunken. Aber der Whisky ist sehr stark, und deshalb kann ich nicht so schnell trinken." Sie zwang sich, einen Schluck von dem grässlich schmeckenden Zeug zu nehmen.
Die Männer waren zufrieden, nachdem sie getrunken hatte, und lehnten sich zurück. Sie genossen die Vorstellung, sie mit in den unten in der Straße gelegenen schäbigen Gasthof zu nehmen, wo sie Zimmer gemietet hatten.
Als sie ihre Gläser geleert hatten, war aus der bisher empfundenen Vorfreude brennende Erregung- geworden. Sie waren sich bewusst, dass sie nicht länger warten konnten. Viel sagende Blicke tauschend, erhoben sie sich.
„Gehen wir!" sagte Leo drängend.
„Wohin?" In ihrer Naivität begriff Reina nicht, was damit gemeint war.
„Ach, kommen Sie. Stellen Sie sich nicht dumm. Wir haben in dem weiter unten in der Straße gelegenen Gasthaus Zimmer gemietet und zahlen Ihnen, was immer Sie haben wollen."
Ihr wurde eiskalt vor Angst, und ihr sank das Herz. „Ich gehe nirgendwo mit Ihnen hin. Ich habe Ihnen schon vorhin gesagt, dass ich keine Hure bin."
„Ach, halt den Mund und lass uns gehen. Wir waren nett zu dir. Du hast dich mit uns amüsiert. Wir haben dir sogar was zu trinken gekauft", äußerte Mickey in leisem, drohendem Ton.
Leo ergriff sie beim Arm und zerrte sie vom Stuhl hoch. „Falls du glaubst, du bekämst was Besseres als uns, dann irrst du dich."
Sie begriff viel zu spät, dass sie die beiden Männer fälschlicherweise mit Mr. Cordell verglichen hatte. Sie waren überhaupt nicht wie er. Er hatte sie zwar gezwungen, ihn zu begleiten, würde ihr jedoch nie körperlich wehtun. Der gnadenlose Griff hingegen, mit dem Leo sie festhielt, ließ keinen Zweifel daran, dass die Männer ihr Gewalt antun würden. Sie schluckte nervös und schaute sich verzweifelt nach Hilfe um, sah in der Menge der Feiernden jedoch kein ihr vertrautes Gesicht.
„Ich gehe nicht mit Ihnen! Auf keinen Fall!" weigerte sie sich und versuchte, sich zu befreien.
Mickey ging an ihre andere Seite und packte sie mit hartem Griff am Arm. „Wir entlohnen dich Warum hörst du nicht mit dem Theater auf und kommst willig mit uns?"
„Nein! Lassen Sie mich los! Sofort!"
„Halt den Mund!" sagte Leo wütend. Er war heiß auf sie und wollte nicht auf sie verzichten.
„Ich werde nicht. . . Ich will nicht..."
„Oh doch, du wirst!" Die Männer versuchten, sie von dem Tisch fortzubringen, ohne Aufsehen zu erregen.
Mit aller Kraft wehrte sie sich gegen sie, doch es war ein verlorener Kampf. Nun begriff sie, wie dumm sie gewesen war, die sicheren, ihr Schutz bietenden Hotelzimmer zu verlassen. Mr. Cordell befand sich nicht in der Nähe, und selbst wenn er zurückkehrte und feststellte, dass sie verschwunden war, hatte er natürlich nicht die mindeste Ahnung, wo er nach ihr suchen musste.
Verzweifelt überlegte Reina, wo er sein mochte, und wurde sich zu ihrer Überraschung gewahr, dass sie sich wünschte, er möge erscheinen und sie vor den beiden Männern retten. Trotz dieses inständigen Wunsches erkannte sie entsetzt, dass sie dieses Mal ihrem Schicksal nicht entrinnen würde und niemandem außer sich selbst die Schuld dafür geben konnte.
„Bitte, tun Sie mir das nicht an! Ich bin nicht
Weitere Kostenlose Bücher