033
Sie rechtzeitig gekommen sind!" flüsterte sie und war bereit, sich dankbar in Mr. Cordells Arme zu werfen.
Dazu aber war Clay nicht bereit. Als sie versuchte, ihn zu umarmen, blieb er unbeteiligt stehen, ergriff sie an den Oberarmen und schob sie kalt von sich.
„Mr. Cordell? Clay? Was haben Sie denn? Was ist nicht in Ordnung?" Aus weit aufgerissenen Augen schaute sie ihn an. Und erst in diesem Moment bemerkte sie seine Miene.
„Es ist alles in Ordnung", antwortete er schroff.
„Dann lassen Sie uns ins Hotel gehen und ..."
„Ihre Freunde haben soeben gesagt, dass Sie am Fest teilnehmen wollten." Mit einer Kopfbewegung wies er in die Richtung, in die Leo und Mickey geflohen waren. „Eine verzogene kleine Göre wie Sie sollte immer das bekommen, was sie haben will. Sie sollte nie enttäuscht werden." Seine Worte hatten ätzend und herausfordernd geklungen.
„Nein, Mr. Cordell. Wirklich, ich . . ." Reina versuchte, sich von ihm zu entfernen, doch er hielt sie fest und verstärkte den Griff um ihre Arme.
„Lächeln Sie, Miss Alvarez! Heute Abend werden Sie sich amüsieren", stieß er hervor. „Wenn der Wunsch, am Fest teilzunehmen, so stark war, dass Sie vom Dach geklettert sind, dann meine ich, sollte ich Ihnen das Vergnügen nicht verwehren."
Die Freude, die sie bei Clays Anblick empfunden hatte, schwand rasch bei dem Gedanken, dass Mr. Cordell ihr Aufpasser und nicht ihr Retter war. Als er sie am Handgelenk ergriff und zu der überfüllten Tanzfläche zurückbrachte, hatte sie nicht mehr die Kraft, sich gegen ihn zu sträuben.
„Wir haben seit langem nicht mehr zusammen getanzt, nicht wahr, Miss Alvarez?"
fragte er in leisem, gefährlich klingendem Ton und zog sie an sich. Seine Arme schlossen sich wie eiserne Klammern um sie und hielten sie fest, so dass sie, während sie mit ihm zum Takt der Musik tanzte, jede Bewegung seines Körpers spürte. „War es das, was Sie unbedingt machen wollten?"
„Nein. Ich ..."
„Erinnern Sie sich an unseren letzten Tanz?" fragte er rau und wirbelte sie herum.
Sie fragte sich, wie sie je fähig sein könne, den Abend bei den Randolphs zu vergessen. Damals hatte sie Mr. Cordell für perfekt gehalten und geglaubt, er begehre sie als Frau. Sie hatte sogar gedacht, sie habe sich in ihn verliebt.
„Ich erinnere mich", flüsterte sie und richtete den Blick auf ihn.
„Auch ich entsinne mich", erwiderte er.
Sie bemerkte flüchtig den Ausdruck einer weichen Gemütsregung in seinen Augen, ehe sein Blick grimmig wurde und er ihn dann abwandte. Die Musik war viel zu temperamentvoll und sinnlich, und Reina ließ sich instinktiv von Mr. Cordell führen, als sei sie dafür geschaffen worden, von ihm in den Armen gehalten zu werden.
Durch den pulsierenden, schnellen Takt der Musik wurde das Bewusstsein für die Nähe des anderen noch verstärkt.
Clay war sich im Klaren, dass er mit Miss Alvarez in ihr Hotelzimmer gehen, sie ans Bett binden und sie im Auge behalten müsse, bis das Schiff den Hafen verließ. Aber aus irgendeinem Grund, den er sich nicht erklären konnte, fühlte er sich dazu gedrängt, mit ihr zu tanzen. Es war fast um seine Selbstbeherrschung geschehen gewesen, als er sie mit den anderen Männern tanzen gesehen hatte. Sie hatte ihnen gesagt, sie wolle sich auf dem Fest amüsieren. Nun, er würde sicherstellen, dass sie sich amüsierte.
Als die Musik verklang, war Reina von den Anstrengungen des Tanzens außer Atem.
Clay ergriff sie bei der Hand und zerrte sie förmlich zu einem am Rand der Tanzfläche stehenden Tisch. Er bedeutete einem Kellner, Getränke zu bringen.
„Lassen Sie die Flasche hier", befahl er barsch und bezahlte für die Flasche Whisky.
Der Kellner eilte fort, und Clay goss beträchtliche Mengen des billigen Whiskys in die beiden Gläser. Dann hielt er eins von ihnen Miss Alvarez hin.
„Ich will wirklich nichts trinken", sagte sie.
„Aber das ist doch der Whisky, den Sie mit Ihren beiden Begleitern getrunken haben, nicht wahr?"
„Ja, aber ..."
„Dann trinken Sie, Miss Alvarez, oder ich schwöre, ich flöße ihn Ihnen ein."
Die Drohung war in so kaltem, verärgertem Ton geäußert worden, dass Reina begriff, es sei besser zu gehorchen. Sie trank einen Schluck von dem schrecklichen Gebräu und verzog das Gesicht.
„Trinken Sie das Glas aus! Jetzt! Sie wollten am Fest teilnehmen. Amüsieren Sie sich nicht?"
Den Atem anhaltend, leerte sie das Glas und starrte dann Mr. Cordell wütend an.
„So! Sind Sie jetzt
Weitere Kostenlose Bücher