0333 - Drei Herzen aus Eis
Er sah meinen erstaunten Blick. »Du wunderst dich, wie?«
»Ja.«
»Ich will dir etwas sagen, John. Mich hat der Anblick geschockt. Ich kannte das Mädchen nur mehr vom Sehen, aber ich möchte alles daransetzen, um seinen Mörder zu fangen.«
»Das verstehe ich.«
Wir blieben noch in der Wohnung, durchsuchten sie, ohne irgendwelche Hinweise zu finden.
Im Treppenhaus stand noch immer die Mitbewohnerin. Sie tat so, als wollte sie ihre Wohnungstür abseifen, in Wirklichkeit jedoch wartete sie auf uns.
»Na, haben Sie etwas erreicht?«
»Nein.«
»Tja«, sagte die Frau und hob ihre Schultern. »Die Bekanntschaften dieser Dame waren eben nur flüchtig, wenn Sie verstehen. Nichts Ganzes und nichts Halbes. Meine Tochter hätte das nicht sein dürfen.«
»Haben Sie denn eine?« fragte Suko.
»Nein, mein Mann und ich wohnen allein. Kinder!« Sie verdrehte die Augen. »Das gibt doch nur Ärger.«
»Der durch viel Freude allerdings aufgehoben wird«, widersprach ich.
Suko hatte das Foto hervorgeholt. »Eine Frage noch«, sagte er, »kennen Sie die beiden Mädchen, die außer Sabrina hier abgebildet worden sind?«
Die Frau nahm das Bild in die Hand und schaute sehr genau nach.
»Ja, die kenne ich.«
»Woher?«
»Die waren mal hier. Sabrina hat auch von ihnen berichtet. Angeblich waren sie Freundinnen, denn sie sind zusammen nach Paris gefahren. Sie mußten sich bei der Anmeldung kennengelernt haben. Einen Tag vor ihrer Reise saßen sie noch in der Wohnung zusammen.«
»Und?«
»Nichts und!« Ein erstaunter Blick traf Suko. »Sie haben wohl gefeiert. Ging ziemlich laut her.«
»Den jungen Mann kennen Sie nicht zufällig?« wollte ich wissen.
»Nein, wie sollte ich?«
»War auch nur eine Frage. Auf jeden Fall bedanken wir uns für Ihre Auskünfte, Madam.«
»Keine Ursache. Man hilft der Polizei schließlich gern. Ich bin nicht so wie viele…«
Bevor sie noch weiterreden konnte, waren wir schon verschwunden.
Noch im Treppenhaus fragte Suko; »Ob das eine Spur ist? Die Sache mit Paris, meine ich.«
»Kann schon sein. Nur frage ich mich, weshalb man Sabrina dann in London umgebracht hat. Wichtig ist für uns, daß wir die beiden anderen Mädchen finden.«
»Das werden wir auch.«
Der Himmel hatte sich bedeckt. Es war auch nicht mehr so warm.
Ein kühler Wind wehte über London. Er war angenehm. Ich ging zum Wagen und sah, daß die Lampe des Telefons aufleuchtete.
Bevor Suko noch eingestiegen war, nahm ich ab und hörte, was man mir zu berichten hatte.
Als Suko neben mir Platz nahm, hatte ich das Gespräch schon beendet.
Meinem Freund fiel auf, daß ich blaß geworden war.
»Was ist geschehen?«
»Man hat die zweite Tote gefunden!«
Der Inspektor erschrak. »Was sagst du da?«
»Ja, leider. Und wieder ohne Herz. Weißt du übrigens, wie die Tote heißt?«
»Nein, woher denn?«
»Angie Hunt.«
Suko überlegte einen Moment, kam auf den Trichter, holte das Bild hervor, drehte es um und las den Namen Angie flüsternd vor.
»Sie also auch.«
»Bliebe noch eine gewisse Karen.«
»Die wir so schnell wie möglich finden müssen«, erklärte mein Freund und hatte damit den Kern des Problems angesprochen.
***
Vor einem Jahr war sie noch arbeitslos gewesen, dann hatte sich Karen bei einer Kosmetikfirma beworben und das Glück gehabt, angenommen zu werden. Als Reisende war sie eingestellt worden. Ein Job, der ihr am Anfang gut gefallen hatte, später allerdings Mühe bereitete, denn die Erfolge blieben aus, weil die Leute nicht mehr viel Geld hatten. Da fiel es eben schwer, immer zu lächeln und freundlich zu sein. Am liebsten hätte Karen Lockhead so mancher Kundin den Präsentationskoffer ins Gesicht geschleudert, aber das konnte sie sich nicht erlauben, nicht nur wegen der harten Gesetze, die in der Branche galten.
Wer nicht spurt, saß sehr schnell auf der Straße.
Fünf Tage in der Woche war sie unterwegs, wobei sie am Freitag nicht mehr weit wegfuhr und auch schon mittags nach Hause kam, um sich für das Weekend vorzubereiten.
Das waren immer heiße Feten gewesen. Bis zu dem Tag, als sie Ralph kennengelernt hatte. Seinem Charme widerstand sie nicht, und sie hatte sich tatsächlich in ihn verliebt.
Jetzt verbrachten sie die Wochenenden gemeinsam. Auch Ralph paßte es nicht, daß sie über Land fuhr und die Waren anbot, aber was sollte sie machen? Er selbst verdiente als Taxifahrer auch nicht gerade üppig, und so blieb Karen bei ihrem Job.
Die Wohnung hatte sie von einer ehemaligen Freundin
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