0333 - Drei Herzen aus Eis
übernommen, die nach Australien ausgewandert war. Sogar die alten Möbel standen noch dort. Da Karen die meiste Zeit nicht zu Hause war, dachte sie auch nicht daran, die Einrichtung der Wohnung zu verändern.
An diesem Freitag war sie besonders früh zu Hause. Sie hatte nur zwei Termine in Chelsea gehabt, bei einem nichts verkauft, doch bei der anderen Kundin einiges verdient.
Da war sogar ein Essen zu zweit drin.
Dementsprechend gut war die Laune, als die dunkelhaarige Karen die Wohnung betrat, den Koffer so in die Ecke stellte, daß sie ihn nicht immer zu sehen brauchte und aus ihrer Kostümjacke schlüpfte. Jetzt freute sie sich auf die Entspannung, und die begann bei ihr nach festen Regeln.
Zuvor einen trockenen Martini und dann ein herrliches Bad…
Den Martini trank sie mit sichtlichem Wohlbehagen, während sie dabei ins Bad ging, Salz in die Wanne streute und schon Wasser hineinlaufen ließ.
Sofort bildete sich der verführerisch riechende Schaum. Im Prospekt wurde dieses Badesalz mit dem Attribut erotisierend bezeichnet, davon hatte Karen allerdings noch nichts bemerkt, obwohl sie es ihren Kundinnen mit den entsprechenden Worten stets schmackhaft machte.
Nachdem sie das Glas geleert hatte, zog sie sich aus. Das geschah im Schlafzimmer. Sie legte ihre Sachen in den Wäschekorb, schaute aus dem Fenster und sah das Grün der Bäume. Sie gehörten schon zum Hyde Park. Eigentlich gefiel ihr die Wohnung gut. Andere mußten sich mit mieseren Zimmern begnügen.
Aus dem Schrank holte Karen den Hausmantel und streifte ihn über.
Der Martini hatte ihr Appetit gemacht. Sie beschloß, noch einen Drink zu nehmen. Diesmal mixte sie sich einen Martini und Whisky.
Letzterer überwog.
Den Drink wollte sie nehmen, wenn sie in der Wanne saß. Auch eine Zeitung lag bereit. Es war ein Klatschmagazin, dessen Berichte sich mit dem »tollen« Leben der Stars und Sternchen befaßte. Zur Entspannung genau richtig.
Mit einem Drink und einer Illustrierten bewaffnet, betrat sie das Bad.
In der Wanne quoll der hellblaue Schaum hoch. Es wurde Zeit, daß sie den Hahn abstellte.
Mit dem Zeh prüfte sie die Temperatur, war zufrieden, ließ den Bademantel von den Schultern gleiten und stieg in die Wanne. Sie genoß das prickelnde Gefühl des Badesalzes, streckte die Beine aus, nahm das Glas in die Hand und schloß die Augen. Zum erstenmal seit sie das Badesalz verkaufte, glaubte auch sie an eine erotische Wirkung.
Vielleicht lag es auch nur mehr an der Vorfreude auf Ralphs Erscheinen, denn lange würde es nicht mehr dauern.
Sie trank und hörte zu, wie die Schaumbläschen mit knisternden Geräuschen zusammenfielen.
Nach der Hektik der Woche tat die Ruhe gut. Da Karen Lockhead nicht sehr groß war, konnte sie die Beine ausstrecken, ohne daß die Füße gegen ein Hindernis stießen. Sie spielte mit den Zehen, schob sie manchmal aus dem Wasser, stellte das Glas auf den Rand und blätterte in der Zeitschrift.
Natürlich wurde etwas über die Serie Dallas berichtet und auch über die Konkurrenzreihe Dynastie.
Beide Reihen überboten sich darin, wer die schönsten Frauen zu präsentieren hatte.
Als Schönheit bezeichnete sich Karen nicht. Ihr Gesicht war schmal, die Nase ein wenig knochig, aber sie war stolz auf ihre dunklen Augen, durch deren Blick sie schon so manches Männerherz in Aufruhr gebracht hatte.
Karen blätterte weiter. Sie fühlte sich wohl und dachte nicht im Traum daran, daß das Grauen bereits zu ihr unterwegs war. Mit einem Dietrich hatte der Mörder das einfache Schloß der Wohnungstür geöffnet und stand schon in der viereckigen Diele.
Dort hielt er sich für einen Moment auf. Die Spitze seines Killermessers zeigte nach unten. Er hatte den Kopf in den Nacken gelegt und konzentrierte sich.
Der Mörder wußte genau, daß sich sein Opfer in der Wohnung befand.
Nur mußte er noch herausfinden, in welchem Raum.
Es war still.
Sollte Karen die Wohnung schon wieder verlassen haben?
Das wollte er nicht glauben, dann hätte er es sehen müssen, bis er ein Geräusch hörte und ein Lächeln über seine Lippen zuckte.
Es war das Plätschern von Wasser.
Sie war im Bad!
Ideal für ihn…
Er bewegte seine freie linke Hand. Öffnete und schloß sie, als wollte er einen Hals umspannen. In seinen Augen lag ein entschlossenes Funkeln. Noch eins brauchte er, dann hatte er die drei Herzen zusammen und würde sie…
Seine Gedanken stockten. Er durfte nicht mehr abschweifen, sondern mußte sich voll und ganz auf seine
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