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0333 - Teris grausame Träume

0333 - Teris grausame Träume

Titel: 0333 - Teris grausame Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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laut und durchdringend, und begann, um sich zu schlagen. Shady sprang zurück. Der Kontakt zwischen Stab und Stirn riß ab. Sofort wurde Gryf wieder ruhig. Seine Augen schlossen sich, und er lag da wie zuvor.
    Shady schüttelte den Kopf.
    Die Reaktion, zu der sie Gryf gebracht hatte, war nicht unbedingt das, was sie sich vorgestellt hatte. Sie überlegte, was sie über Magie und Hexenkunst wußte. Es war nicht viel. Sie war eine Abenteurerin; die Rolle der Weisen Frau hatte ihr nie gelegen. Und doch…
    Der Kreis auf der Stirn hatte Gryf wohl Schmerzen bereitet. Das war also falsch. Aber wenn sie einen Kreis auf dem Boden um ihn herum zog…?
    Entschlossen machte sie sich ans Werk.
    Es war zwar dunkel geworden, aber das Licht von Mond und Sternen reichte aus, das Nötigste zu erkennen. Shady bemühte sich, einen möglichst exakten Kreis zu zeichnen. Aber das funktionierte nicht so, wie sie sich es vorstellte. Es wollte ihr einfach nicht gelingen, die Kreisbahn einzuhalten.
    Schließlich entschied sie sich für ein Hilfsmittel. Von einem der Bäume trennte sie einen möglichst geraden Ast ab, befestigte Gryfs Silberstab an einem Ende und hielt das andere Ende über seine Stirn. Dann bewegte sie den Stab wieder im Kreis, die Länge des Astes als festen Halbmesser benutzend. So konnte sie zwar immer noch nicht ganz exakt kreisförmig zeichnen, aber immerhin schon wesentlich genauer als zuvor.
    Aber auch diesmal gab es Schwierigkeiten. Etwas Unsichtbares setzte ihr Widerstand entgegen. Es war, als müsse sie den Ast und den Stab durch einen zähen Brei bewegen. Zuweilen wollte er verrutschen, und sie mußte mit beiden Händen fest zupacken. Immer schwerer fiel ihr die Bewegung, den Kreis zu vollenden. Da ahnte sie, daß sie auf dem richtigen war.
    Sie stemmte sich gegen den fremden, immer bedrohlicher werdenden Einfluß. Schließlich mußte sie alle verfügbare Kraft aufwenden, um den Kreis doch noch zu schließen.
    Ein Windstoß fuhr durch die nahen Bäume, und die Äste der Krüppelkiefern bewegten sich in der Nacht wie drohend geschwungene Arme und Fäuste. Ein seltsames Hecheln und Zischen erklang.
    Dann war der Kreis vollendet.
    Shady sank in die Knie. Sie fühlte sich erschöpft.
    Gryf öffnete langsam die Augen. Augen, die wieder grün waren. Er blinzelte, wollte sich aufsetzen und sank wieder zurück. Er schien ebenso geschwächt.
    »Shady…«, stieß er hervor. Sie hob den Arm mit dem Silberstab, den sie vom Ast gelöst hatte, und wollte ihn Gryf reichen.
    »Nicht«, stöhnte er wieder auf. »Nicht über die Kreislinie greifen! Du…«
    Da war es bereits geschehen.
    Wie vom Blitz gefällt brach Shady wieder zusammen.
    ***
    Gegen Quittung hatte Professor Zamorra den Dhyarra-Kristall entgegengenommen und sich dann von dem hilfsbereiten Polizeioffizier verabschiedet. Er wollte den Mann nicht in Verwirrung stürzen, wenn er undurchschaubare magische Experimente vornahm. Außerdem hätte es wohl zu weit geführt, ihm klarzumachen, was es mit diesem Dhyarra-Kristall wirklich auf sich hatte.
    Englands Polizei war zwar eine Menge gewohnt, und daß es im Yard gar eine Geisterjäger-Abteilung gab, war bekannt. Aber davon zu hören und selbst mit magischen Aktivitäten konfrontiert zu werden, das waren zwei verschiedene Paar Schuhe.
    Am Ortsrand von Leicester fanden sie eine kleine Pension, in der sie ein Zimmer mieteten. Zamorra bezahlte im voraus. Es konnte sein, überlegte er, daß sie sofort weiter mußten, wenn er das Geheimnis des Anschlages enträtselte, und dann wollte er sich nicht von langen Zahlungsmodalitäten aufhalten lassen. Andererseits brauchte er einen Ort der Stille, wo er ungestört war.
    Eine einsame Waldlichtung hätte es auch getan - aber da traute Zamorra dem Frieden nicht so recht.
    Während Nicole das Zimmer mit magischen Siegeln und Bannzeichen versah, um damit einen unsichtbaren Sperrschirm zu errichten, entfernte Zamorra die Tischdecke des kleinen Rundtisches und zeichnete mit Kreide einen Drudenfuß und verschiedene Schutzsymbole auf die Tischplatte. Ins Zentrum des Drudenfußes legte er Teds Machtkristall.
    Er selbst besaß einen Kristall zweiter Ordnung, der im Safe im Château Montagne lag. Seine eigenen Kräfte mußten sich wohl gesteigert haben, denn seit kurzem wußte er, daß er auch einen Kristall dritter Ordnung benutzen konnte, ohne Schaden zu leiden. Aber das war schon eine beträchtliche Kraft. Kristalle höherer Ordnungswerte konnten nur von sehr starken Magiern oder von

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