0334 - Grauen in den Katakomben
stimmte mir zu. »Nur ist da noch eine Sache«, sagte der Agent. »Wie wollen Sie es schaffen, Ihren Freund Pierre Trudot zu finden?«
»Das frage ich mich auch. Ich hatte nämlich daran gedacht, daß Alain die vier aus den Katakomben bringt.«
»Wenn es nur darum geht, sollten Sie sich keine Gedanken machen, Monsieur«, vernahmen wir außerhalb der Nische eine Frauenstimme.
Ich drehte mich um.
Vor mir stand jemand, den ich kannte.
Es war Claudine!
Wir alle sahen ihr die Angst an. Sie wußte auch nicht, wie sie sich verhalten sollte. Mir kam es vor, als würde sie auf dem Sprung stehen und nur darauf warten, mit einem Satz verschwinden zu können, was ich nicht hoffte und deshalb in einer vertrauenserweckenden Geste meinen rechten Arm vorstreckte.
»Bitte, Claudine, kommen Sie!«
Das Mädchen nickte, setzte sich in Bewegung und warf Paul Meurisse einen scheuen Blick zu.
Der Agent schaute zu Boden. Ich erkannte an dieser Geste, daß er sich heraushalten wollte.
Claudine trug die gleiche Kleidung wie beim erstenmal, als wir sie kennengelernt hatten. Ihr Lächeln war scheu, verlegen, und ich wußte, daß sie mir etwas sagen wollte.
»Bitte, Claudine, reden Sie«, machte ich ihr Mut. »Es wird wirklich nicht schlimm.«
»Natürlich, Monsieur, natürlich.« Sie bat um eine Zigarette, bekam sie auch und rauchte, während sie erzählte und auf die Fußspitzen starrte.
Wir erfuhren von ihrem schlechten Gewissen, das sie geplagt hatte, denn die ganze Wahrheit hatte sie uns nicht gesagt.
»Dann wissen Sie also, wo sich Ihr Freund verborgen hält?« erkundigte ich mich.
»Ja, das weiß ich.«
Ich lächelte, denn nun brauchten wir Alain nicht mehr. Auch Meurisse hatte begriffen. Als er mit Alain redete, sprach er genau in meinem Sinne. »Sie können mit den jungen Leuten die Unterwelt verlassen.«
Alain nickte, und Meurisse schaute die vier Studenten an.
»Allerdings habe ich noch Fragen, und die werde ich Ihnen später stellen. Also, halten Sie sich bereit! Ist das klar?«
»Selbstverständlich«, lautete die Antwort.
Alain und die vier Studenten konnten gehen. Die jungen Leute bedankten sich bei uns, während Alain die Hand ballte und uns mit diesem Zeichen viel Glück wünschte.
»Woher kennen Sie Pierres Versteck?« fragte Meurisse.
»Er hat mich mal mitgenommen.«
»Und womit beschäftigt er sich wirklich?« wollte ich wissen.
Claudine hob die schmalen Schultern. »Ich kann es Ihnen nicht genau sagen. Von der Uni wurde er gefeuert. Die Gründe sind mir eigentlich unbekannt, so daß ich raten muß. Wahrscheinlich hat es mit seinen Experimenten zusammengehangen.«
»Ja, das nehmen wir auch an.«
»Beschäftigt er sich nur mit Ratten?« fragte ich.
»Nein, auch mit anderen Tieren. Er hat sich schon Hamster und Meerschweinchen besorgt und redete immer davon, den großen Durchbruch zu erzielen und einmal weltberühmt zu werden. Aber das ist nun vorbei, wie Sie sich vorstellen können.«
»Wir glauben es auch.« Ich legte meine Hand sachte gegen Claudines Rücken und drückte sie herum. »Zeit haben wir nicht mehr zu verlieren. Führen Sie uns in seine Behausung.«
Claudine schaute zu mir hoch. »Und was ist mit Ihrem Kollegen? Ich konnte sehen, wie er die Riesenratte verfolgte.« Im nachhinein bekam sie noch einen Schauer.
Suko war in der Tat ein Problem. Ich schaute aus der Nische nach links. Dort hätte ich Suko oder die Überreste der Ratte eigentlich sehen müssen. Das war nicht der Fall. Nur das graue Wasser schäumte durch den Kanal und zog lange Streifen hinter sich her.
Ich hob die Schultern. »Wollen Sie warten, Meurisse?«
»Nein, ich gehe mit Ihnen. Kann Suko denn nicht selbst auf sich achten?«
»Das schon.«
»Eben. Lassen Sie uns verschwinden, sonst riecht dieser Pierre noch etwas.«
Meurisse hatte recht. Zu dritt machten wir uns auf den Weg, in der Hoffnung, endlich einen Schlußstrich unter den Fall ziehen zu können…
***
Trotz ihrer Größe war die Riesenratte sehr schnell und beweglich.
Bevor Suko seine Peitsche einsetzen konnte, verschwand der große graue Körper in den schmutzigen Fluten, wurde von der Strömung gepackt und mitgerissen. Zudem tat die Ratte auch nichts daran, sich zu wehren. Sie wollte auf diesem Wege fliehen.
Die Ratte hatte Glück. Erstens besaß Suko seine Beretta nicht mehr, und zweitens glich die Ratte, als sie in die Fluten eingetaucht war, einem Chamäleon, denn ihr Fell unterschied sich kaum von der Farbe des Wassers. Suko mußte schon sehr
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