0343 - Kampf um Lady X
gemeinsam.«
Vampire besitzen Kräfte. Auch wenn sie geschwächt sind. Zudem verspüren sie keine Schmerzen wie normale Menschen.
Also starteten sie drei, vier Versuche.
Erst beim sechsten klappte es. Der Keil auf dem Boden verrutschte, so daß sie die Tür öffnen konnten.
Beide fielen in den Flur hinein und prallten gegen die Wand, wo sie sich sofort umdrehten und auch die offene Haustür sahen.
Der Rest war ihnen klar.
Die beiden Opfer hatten das Weite gesucht und würden auch so leicht nicht zu finden sein, denn durch das offene Rechteck der Tür wallten graue Dunstschleier, die ihnen eine hervorragende Deckung geben würden.
Sie schüttelten die Köpfe, schauten sich an, und niemand von ihnen wußte, wie es weitergehen sollte.
»Wir werden Blut bekommen!« flüsterte Brabano. »Hier gibt es noch andere Menschen, die…«
»Boris würde toben!«
Als Mario den Namen des Vampir erwähnte, zuckte Brabano zusammen. »Was macht das schon?«
»Sehr viel. Er hat seine eigenen Pläne. Wir sollen ihm dabei nur helfen. Wir sollen…« Er sprach nicht mehr weiter, und Riley wunderte sich darüber.
»Was ist los?«
Forca verzog das Gesicht. »Ich glaube«, sagte er leise. »Ich glaube, er ruft uns.«
»Der Meister?«
»Genau er.«
Brabanos Gesicht nahm einen gespannten und gleichzeitig lauernden Ausdruck an. »Wo steckt er denn?«
»Das kann ich dir nicht sagen«, gab Forca zurück. »Noch nicht, aber wir werden ihn finden, denn wir brauchen nur seinem Ruf zu folgen. Er will uns sogar haben. Ihm droht…« er wagte kaum, den Satz zu beenden. »Ihm droht Gefahr …«
Riley Brabano hatte verstanden. Er ging bereits zur Tür. »Dann nichts wie zu ihm.«
»Das meine ich auch«, erwiderte Forca.
***
Ich glaubte einen Traum zu erleben. Leider jedoch war es eine Tatsache.
Da stand ich, der Geisterjäger John Sinclair, und schaufelte ein Grab auf, in dem meine Todfeindin Lady X lag. Ein halbverwester, monsterhafter Körper sollte wieder an die Oberfläche geholt werden, damit er ein neues Leben bekommen konnte.
Es war kühler geworden. Von den Berghängen her trieben Dunstschleier wie lange Stoffbahnen über den Boden. Der Wind hatte ein wenig abgeflaut, der Boden schien von unten her erhitzt zu werden, da er zahlreiche Nebelwolken »produzierte«.
Das war herbstliches Vampirwetter.
Und der Vampir beobachtete mich, den schwitzenden John Sinclair. Trotz der Kühle rann mir der Schweiß am Rücken entlang, denn eine Schaufel voller Erde in die Höhe zu wuchten, kostete Kraft und Energie. Schon oft hatte ich mir das Wasser aus dem Gesicht gewischt, und wenn ich ausatmete dampfte die Luft vor meinen Lippen.
Lady X hatte zum Glück nur ein schmales Grab bekommen. So schaufelte ich weiter und hatte es bereits geschafft, den größten Teil der Grabfüllung herauszuhieven.
Rechts neben mir wuchs der Hügel immer höher. Gesprochen hatte ich in der letzten halben Stunde nicht. Ich spürte nur, daß ich von der ungewohnten Arbeit Schwielen an den Händen bekam und mir allmählich der Rücken schmerzte.
Ein paarmal stellte ich mich aufrecht und drückte ihn durch.
Wenn ich das tat, wurde die Haltung des mich beobachtenden Blutsaugers jedesmal gespannt.
»Wie weit bist du?« fragte er, als ich wieder eine kurze Pause einlegte.
»Ich habe es gleich geschafft.«
»Siehst du sie schon?«
»Nein.«
»Dann mach weiter, verdammt.«
Ich schaute ihn an. Zwischen uns trieben dünne Schleier. »Jeder Mensch braucht mal eine Pause, Bogdanowich. Aber da kannst du nicht mitreden, du bist ja kein Mensch.«
»Weiter!«
Ich nahm die Schaufel und schuftete. In der Grube stand ich.
Meine Schuhe konnte ich nicht sehen, da mir der Lehm bis zu den Knöcheln reichte. Im unteren Drittel waren die Hosenbeine verschmiert, und der Dreck klebte auch an meinen Jackenärmeln.
Hin und wieder warf ich einen Blick auf meine Waffen. Sie lagen noch immer dort, wo ich sie hingeworfen hatte. Bisher hatte ich nicht den Versuch unternommen, sie an mich zu nehmen, zunächst wollte ich Lady X freilegen.
Wenn ich sie aus dem Grab geholt hatte, konnte ich hoffentlich beide vernichten.
Es war ein riskanter Plan, aber welcher meiner Pläne im Kampf gegen die Dämonen und finsteren Mächte war nicht riskant gewesen! Eigentlich alle, wenn ich darüber nachdachte.
Und so machte ich weiter. In dem Bewußtsein, plötzlich und unerwartet zuschlagen zu können.
Schräg stach ich das Schaufelblatt in den Boden. Eigentlich rechnete ich damit, in den
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