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0348 - Henker der Hölle

0348 - Henker der Hölle

Titel: 0348 - Henker der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zwanzig Jahre zählen mochte. Die achttausend Jahre, die er bereits hinter sich hatte, zeigten ihre Spuren. Gryf sah alt aus.
    »Er ist es. Ich bin sicher«, sagte Gryf. »Wir werden uns damit abfinden müssen. Aber das werden wir nicht tun.«
    Zamorra nickte langsam.
    »Wir müssen hin. Wir müssen auf ihn einwirken. Manuelas Tod hat ihn aus der Bahn geworfen, und dieser verdammte Dämon hat das ausgenutzt und ihn manipuliert. Ich hätte mich mehr um Bill kümmern müssen.«
    »Wir alle hätten uns mehr um ihn kümmern müssen«, sagte Gryf.
    »Aber hatten wir Zeit dazu? Und hätte Bill das gewollt? Er hat sich bewußt abgekapselt damals, war nicht zu erreichen!«
    »Ich weiß. Trotzdem…«
    »Mach dir keine Vorwürfe, Zamorra«, sagte Gryf. »Wenn du willst, übernehme ich diese Sache im Alleingang. Ich glaube, ich bin etwas weniger vorbelastet als du. Ich kenne Bill nicht so lange wie du, ich war nie so eng mit ihm befreundet – und ich mache mir entschieden weniger Selbstvorwürfe, die ohnehin niemandem helfen. Ich werde ihn anzupeilen versuchen, werde ihn finden und zur Rede stellen.«
    »Und ihn notfalls töten, wenn er die Seiten gewechselt hat, nicht wahr?« sagte Zamorra bitter. »Das lasse ich nicht zu.«
    »Ich will niemanden töten. Schon gar nicht Bill«, sagte Gryf. »Ich werde versuchen, ihn auf den rechten Weg zurückzuholen.«
    »Und wenn das nicht gelingt? Wenn er dich angreift? Wie du schon so schön sagtest: du bist nicht so eng mit ihm befreundet. Bei dir hat er vielleicht weniger Skrupel…«
    Zamorra unterbrach sich, biß sich auf die Unterlippe. Er erschrak über seine eigenen Befürchtungen. Hieß das nicht, daß er unterbewußt seinen Freund tatsächlich schon abgeschrieben hatte, daß er wirklich damit rechnete, daß Bill die Fronten gewechselt hatte.
    Wenn du ehrlich bist, gibst du es zu! raunte etwas, das nicht aus ihm selbst zu kommen schien. Das Amulett? Unwillkürlich faßte Zamorra nach der silbrigen Scheibe, die ihm in dieser Nacht nicht hatte helfen können. Ein weiteres Phänomen, das noch der Klärung harrte… seit einiger Zeit war es ihm, als entwickele das Amulett eine eigene Persönlichkeit, als beginne es zu einem Dialogpartner zu werden…
    Aber das ist unmöglich, rief er sich zur Ordnung. Es ist ein magischer Gegenstand, keine Person. Es ist eine silberne Scheibe, die in sich die Kraft einer entarteten Sonne birgt, einst geschaffen von Merlin, welcher einen Stern vom Himmel holte, um das Amulett daraus zu schmieden… [2]
    Gryf nippte wieder am Whiskey.
    »Schlaf dich aus, Zamorra«, sagte er. »Danach sieht alles ganz anders aus. Wenn Bill tatsächlich derjenige sein sollte, der der Zeitlosen an den Kragen will, können wir uns ohnehin erst darum kümmern, wenn wir wieder bei Kräften sind.«
    Zamorra bedauerte es, daß er Gryfs Gedanken in diesem Moment nicht lesen konnte. Aber die Sperre des Druiden gegen andere Telepathen war so stark, daß Zamorra sie mit seinen schwachen Fähigkeiten niemals durchbrechen konnte. Dennoch war er fast sicher, daß Gryf einen Alleingang plante.
    »Du wirst ohne mich nichts unternehmen«, sagte Zamorra. »Ich lasse nicht zu, daß Bill etwas zustößt, hörst du? Auch nicht in Notwehr. Es gibt immer eine andere Möglichkeit als den Kampf.«
    »Die Flucht«, nickte Gryf.
    Zamorra schloß die Augen. »Vielleicht auch die Flucht«, bestätigte er.
    »Ich glaub’, ich spinne«, erklang hinter ihnen eine Stimme. »Die Sonne scheint, und ihr sitzt hier draußen und habt wohl die ganze Nacht durchgezecht, wie?« Nicole kam aus dem Gebäude. Neben ihr tappte der große graue Wolf. Nicole strahlte Zamorra an. »Typisch Männer! Statt sich auszuschlafen…«
    »Wir haben nicht gezecht«, sagte Gryf empört. »Wir haben…«
    Nicole lachte leise. »Schon gut«, sagte sie. Sie beugte sich über Zamorra und küßte ihn. »Wenigstens ich habe einigermaßen gut geschlafen.«
    Sie löste sich aus der Umarmung, die Zamorra gerade einleitete, lief zum Pool und sprang hinein. Eine Wasserfontäne spritzte fast bis zu den beiden Männern.
    Nicole schwamm einige Runden, dann kletterte sie wieder ins Freie.
    Fenrir hatte sich faul neben Gryfs Stuhl ausgestreckt und ließ sich das Nackenfell kraulen.
    Nicole streckte sich jetzt neben Zamorra in einem weiteren Liegestuhl aus, um sich von der Morgensonne trocknen zu lassen. »Was habt ihr nun wirklich angestellt?« fragte sie. »Raffael sagte, ihr hättet euch die ganze Nacht über in deinem Arbeitszimmer

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