0351 - Zwei Schwerter gegen die Hölle
kaum zu glauben, welche Kraft ihm die Hölle gegeben hat. In ihrer Welt wäre er für mich fast unbesiegbar gewesen.«
»Das kann stimmen«, gab der Eiserne zu. »Aber wir haben trotzdem nicht viel erreicht. Die Spur zur Hölle ist praktisch abgeschnitten.« Er schaute mich scharf an. »Ich habe vernommen, daß der Bai mit dir sprach. Was wollte er denn?«
»Das ist einfach und trotzdem schlimm. Als wir uns gegenüberstanden, hat er mir erklärt, daß soeben mein Freund gestorben ist.«
Zum erstenmal sah ich das Erschrecken bei dem Eisernen. »Suko ist tot?«
»Darauf deutet alles hin.«
»Aber das ist…« Der Eiserne schüttelte den Kopf. Er wollte mich trösten, denn er sah meine Erregung, doch ihm fielen die passenden Worte nicht ein. »Wie kann er …« Mitten im Satz verstummte der Eiserne und begann auf einmal zu lächeln. »Suko muß nicht gestorben sein«, erklärte er.
»Wieso nicht?«
»War er allein in der Welt? Du hast mir deine Erlebnisse erzählt. Soviel ich mich erinnern kann, waren sie zu zweit. Dieser Franzose und dein Freund Suko.«
»Ja, das stimmt.« Die Worte des Eisernen hatten wieder Hoffnung in mir geweckt, so schlimm es auch für Claude Renard sein mußte.
»Vielleicht hat der Bai sich geirrt.«
»Daran würde ich an deiner Stelle glauben«, beruhigte mich der Eiserne Engel.
Ich nickte geistesabwesend. Auf meinen Gesichtszügen spiegelte sich wider, was ich in diesen Momenten empfand.
»Was ist denn?«
Ich hob die Schultern. »Als mir der Bai das vor einigen Minuten sagte, war ich fertig. Nehmen wir einmal an, wir haben mit unserer Vermutung recht. Inzwischen ist Zeit vergangen. Da kann Suko ebenfalls gestorben sein.«
»Ja, das stimmt.«
»Und wir stehen hier herum!« rief ich. »Verdammt, wir müssen endlich etwas tun!«
»Das können wir nur in der Hölle!«
»Okay, okay.« Ich nickte heftig. »Dann gehen wir in die Hölle und statten dem Teufel einen Besuch ab. Asmodis hat mich noch nie gestört. Ich werde ihn…«
»Aber Luzifer nicht«, gab der Eiserne zu bedenken. »Lilith ebenfalls nicht. Und die Großen Alten. Hast du dir überlegt, wie viele Gegner das schon sind?«
»Das habe ich.«
»Und du willst noch immer dorthin?«
»Bleibt uns eine andere Wahl?«
»Im Prinzip nicht«, erklärte der Eiserne. »Wir können nur hoffen, daß in dem Reich, in dem sich Suko befindet, die Zeit anders abläuft oder sie überhaupt nicht vorhanden ist. Dabei werden wir uns eben beiden Parteien stellen.«
»Ja, und wenn sie sich gegenseitig vernichten, können wir unter Umständen die lachenden Dritten sein.«
»Das hoffe ich auch.«
Der Bai und seine Skelette waren vernichtet. Hoffentlich bestand die magische Verbindung zwischen ihm und dem Reich der ewigen Verdammnis noch. Wenn nicht, mußten wir bis zum Einbruch der Dunkelheit warten, und das war verdammt lang.
Neben dem Eisernen Engel schritt ich her, als er den Kampfplatz verließ. »Du bist aus der Vergangenheit gekommen«, sprach ich ihn an. »Du kennst die Wege, kannst Zeiten überbrücken. Versuche jetzt, auch die Dimensionsgrenzen niederzureißen…«
»Es wird schwer sein.«
»Aber die Großen Alten haben es auch geschafft.«
»Genau das ist das Problem«, erklärte der Eiserne Engel. »Die Großen Alten haben es geschafft. Sie wissen den Weg, ich kenne ihn nicht. Deshalb gibt es für uns nur eine Möglichkeit…«
»Daß wir gemeinsam kämpfen!«
Es war eine fremde, aber uns bekannte Stimme, die da gesprochen hatte. Und aus dem Nebel lösten sich zwei Gestalten.
Die Sprecherin ging vor. Ihr lackschwarzes Haar wurde von den Nebelschleiern umweht, die gleichzeitig ihrem Gesicht einen verschwommenen Ausdruck gaben.
Dennoch hatten wir sie beide erkannt.
Es war Kara, die Schöne aus dem Totenreich!
***
Nur allmählich ebbte der Schmerz ab. Suko, dem bei diesem plötzlichen Schlag die Luft geraubt war, konnte wieder durchatmen, und er fühlte, daß es ihm besserging.
Die Angst aber war geblieben. Sie nagte an ihm wie ein hungriges Tier, und sie wühlte sich immer weiter fort, so daß sie auch sein Herz erreichte und dieses umklammerte wie ein unsichtbarer Ring.
Er schielte in die Höhe.
Viel sah er nicht. Nur einen gewaltigen Körper, der ihm wie ein schwarzer Himmel vorkam, so daß Suko das Gefühl bekommen konnte, von ihm allmählich erdrückt zu werden.
Noch lag er still.
Auch Kalifato bewegte sich nicht.
Manchmal nur lief ein Zittern durch die Beine. Sie erinnerten Suko an stählerne Brückenpfosten,
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