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0372 - Monster in Marrakesch

0372 - Monster in Marrakesch

Titel: 0372 - Monster in Marrakesch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wieder, trat ein paar Schritte zurück in den Hausflur und fragte sich verwirrt, was nun eigentlich los war. Er fühlte sich desorientiert. Was hatte er denn eigentlich vorgehabt?
    Langsam kam die Erinnerung.
    Er wollte zur Präfektur fahren und sich um den Mordfall Suleiman kümmern. Er fragte sich, mit welcher dummen Ausrede dieser Zamorra heute versuchen würde, ihn zu beschwatzen.
    Al Shadra verließ das Haus und machte sich auf den Weg zur Präfektur. Er ging gern zu Fuß; eilig hatte er es selten. Und es gab ein paar Abkürzungen, über die er die Präfektur zu Fuß fast noch schneller erreichte als mit dem Auto in der morgendlichen rush-hour.
    ***
    Er öffnete die Haustür, stand einen Augenblick lang im Licht der Morgensonne. Dann zog er die Tür hinter sich ins Schloß und trat auf die Straße hinaus. Er stutzte, als er die schwarze Limousine sah, die lautlos von links heranrollte. Die Scheiben waren dunkel getönt und verrieten nicht, wer im Innern des Wagens saß.
    Ein amerikanischer Straßenkreuzer…? Al Shadra warf einen Blick auf das Kennzeichen. Es war der gesuchte Wagen von gestern, der mit Polizeikennzeichen fuhr! Tief atmete der Kommissar durch. Das durfte doch wohl nicht wahr sein!
    Er überlegte noch, ob er selbst eingreifen sollte oder zurück ins Haus stürmen, um dem Gesuchten die Kollegen auf den Hals zu schicken. Schließlich war er unbewaffnet und allein und wußte nicht, wer sich im Wagen aufhielt und wie er reagieren würde.
    Aber die Entscheidung wurde ihm abgenommen.
    Die Fondtür des Wagens wurde aufgestoßen, und ein Mann stieg aus. Al Shadras Augen weiteten sich. »Sie, Zamorra? Was tun Sie denn hier? Sie sind doch…«
    Zamorra faßte schon nach seinem Arm. Mit unwiderstehlicher Kraft zog er den Kommissar in den Wagen. »Loslassen«, protestierte al Shadra und versuchte, sich aus dem Griff zu befreien. Aber er war einfach überrumpelt worden. Im gleichen Moment, als er saß, fuhr der Wagen an. Die ruckartige Vorwärtsbewegung ließ die Tür von selbst ins Schloß fallen.
    »Was soll das bedeuten?« stieß Al Shadra hervor.
    Zamorra hielt eine Pistole in der linken Hand, richtete die schallgedämpfte Waffe auf al Shadra und betätigte den Abzug.
    Der Kommissar sah das grelle Aufblitzen vor der Mündung und spürte den Einschlag der Kugel. Nun wird sich zeigen, ob es die hübschen Huris im Paradies wirklich gibt, nur schade, daß ich meinen Fall nicht mehr abschließen kann, dachte er und versank in der Ewigkeit.
    ***
    Sie nahmen Nicole Duvals Fingerabdrücke. Sie protestierte und verlangte einen Anwalt und ein Telefonat mit der Botschaft in Rabat.
    »Die Verbindung ist derzeit gestört«, sagte Hassan Husein. »Tut mir leid… sobald sie wieder hergestellt ist, werde ich ein Gespräch selbstverständlich ermöglichen.«
    Nicole schalt sich eine Närrin. Wieso hatte sie nicht gestern abend schon dort angerufen? Konsulate sind vierundzwanzig Stunden am Tag erreichbar. Normalerweise dachte sie doch an alles, aber erst jetzt, da sie selbst in der Tinte saß, fiel ihr das Konsulat ein!
    »Was ist mit Professor Zamorra? Ich nehme an, daß er doch…«
    Husein ließ sie nicht ausreden. Sie hatte fragen wollen, ob ihm wenigstens gestern konsularischer Beistand gewähnt worden war. Aber sie bezweifelte es - man hätte sich schließlich in dieser Hinsicht auch mit ihr in Verbindung gesetzt.
    Aber Husein war nicht gewillt, mit ihr darüber zu sprechen.
    »Die Anschuldigung, ich hätte auf Ali Mehek geschossen, ist geradezu lächerlich«, wiederholte sie.
    »Absolut nicht«, sagte Husein. »Sie wollten ihn zum Schweigen bringen, weil er Sie gesehen hat, wie Sie mit dem Aktenkoffer das Hotel verließ… wohin haben Sie den übrigens gebracht?«
    Nicole verstand immer weniger.
    »Vielleicht erzählen Sie mir mal, was ich getan haben soll, dann werde ich Ihnen die Widersprüche klarlegen.«
    »Na schön… nachdem Sie bei uns waren und mir Ihre haarsträubende Doppelgängeringeschichte vorgelogen haben, sind sie ins Hotel zurückgekehrt. Sie sind in Zimmer 323 eingebrochen, haben das polizeiliche Siegel entfernt und einen schwarzen, flachen Aktenkoffer entwendet. Ali Mehek sah Sie, wie Sie damit das Hotel verließen. Das scheint Ihnen irgendwann aufgefallen zu sein. Denn später kamen Sie zurück und schossen ihn nieder. Die Pistole haben Sie in einen Blumenkübel geworfen.«
    Nicole lachte bitter auf. »Und woher wollen Sie das wissen?«
    »Sie haben Mehek nicht richtig getroffen. Er überlebte.

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