0377 - General Zombie
nicht verschlossen. Geduckt betrat der lebende Tote die Kabine.
Sie war leer.
Überall lag Staub. In den Bauch des Schiffes führte ein schmaler Niedergang, den er hinabpolterte, die Schlafkojen und eine kleine Kombüse entdeckte er, aber keine Menschen.
Leider auch keine Waffen, bis auf eine handliche Eisenstange, die er an sich nahm und in den Gürtel steckte. Er hätte gern noch das Beil besessen, doch das hatte er zurücklassen müssen.
Vor Wut zertrümmerte er einen kleinen Tisch. Danach ging er zurück. Auf dem Schiff wollte er zwar nicht bleiben, aber er wußte instinktiv, daß es ein besseres Versteck für ihn eigentlich nicht geben konnte. Zuviel Zeit war vergangen, er wollte den folgenden Tag abwarten und erst in der nächsten Nacht weiterziehen.
Mit diesem festen Vorsatz suchte er sich ein passendes Versteck.
Er fand es im schmutzigen Laderaum. Auf einigen Kohlesäcken hatte er sein Lager.
Dort rollte er sich zusammen, starrte in die Finsternis und wartete ab.
Sie würden ihm nicht entkommen. Vernichten wollte er die Familie, die so ahnungslos war…
***
Einer weiteren Suchaktion hatte ich noch halbherzig zugestimmt, obwohl ich ziemlich genau wußte, daß sie keinen Sinn haben würde.
So leicht ließ sich dieser Zombie-General nicht einfangen, zudem eszahlreiche Verstecke gab, in denen er sich verbergen konnte.
In dieser Nacht kam ich kaum ins Bett. Gegen vier Uhr brachen wir die Suchaktion ab, kehrten in unser Büro zurück und merkten, wie schwer uns die Augen geworden waren. Jetzt brauchten wir beide eine Mütze voll Schlaf.
Die fanden wir im Bereitschaftsraum auf den ach so bequemen Feldbetten, wo wir uns mit den kratzigen Militärdecken zudeckten.
Ich hatte befürchtet, nicht einschlafen zu können, doch die Natur verlangte ihr Recht, und ich konnte drei Stunden fest schlafen. Das war nicht viel, aber besser als nichts.
Einen zweiten Rasierapparat hatte ich schon seit Jahren in der Firma liegen. Ebenso wie eine Zahnbürste. Im Waschraum machten wir beide uns frisch, zusammen mit anderen Kollegen, die die Nachtschicht hinter sich hatten und nach Hause gingen.
Einige wünschten uns noch einen schönen Tag, was wir als Hohn empfanden.
Frühstück gab es auch. Automatenkaffee, ein Sandwich aus dem Automaten und Kekse. Alles konnte man vergessen. Der Kaffee schmeckte wie ein Laternenpfahl ganz unten, die Kekse erinnerten mich an die NATO-Verpflegung der Soldaten, wo sie auch Panzerplatten genannt wurden, und das Sandwich besaß Ähnlichkeit mit einem Bierdeckel, so faserig und trocken war das Zeug.
Wir hockten uns am Schreibtisch gegenüber und schauten uns an.
Einen Plan hatten wir noch nicht zurechtgelegt, über den wollten wir nach dem tollen Frühstück diskutieren.
»Es geht um General Albert T. Hodson, einen Zombie, eine Kreatur der Hölle, einen Untoten…«
»Hör auf, John! Sag lieber, wo man ihn erwischen kann.«
»Ich weiß es nicht.«
»Aber seine ehemalige Dienststelle…«
Daran habe ich auch gedacht und griff schon zum Telefon. Zum Glück war der General in London stationiert gewesen. Ich mußte einige Male herumtelefonieren, bis man mir eine Auskunft erteilte.
Der General war im Verteidigungsministerium tätig gewesen.
Wenigstens in den letzten Jahren vor seiner Pensionierung.
Und da erwischte ich einen Colonel Stratford, der lange Zeit mit Hodson zusammengearbeitet hatte.
Ich berichtete noch nichts von dem eigentlichen Fall, bat aber um eine dringende Unterredung. Zwar zierte sich der Mann ein wenig, stimmte letztendlich doch zu, so daß sich Suko und ich auf die Socken machen konnten.
Als Glenda kam, waren wir schon in der Halle. »Soll ich Kaffee warmhalten?« fragte sie. »Ihr seht so aus, als ob ihr einen guten Schluck vertragen könntet.«
»Ja, tu das.«
»Und wann kommt ihr zurück?«
»Weiß ich noch nicht.«
Wir quälten uns mit dem Bentley durch die wie immer viel zu volle City und erreichten schließlich alte Gebäude, an dessen Rückseite sich ein bewachter Parkplatz befand, auf den wir durch eine schmale Einfahrt und erst nach zweimaliger Kontrolle fahren durften.
In dem Bau selbst wurden wir abermals kontrolliert und mußten sogar die Waffen abgeben.
Um keinen Ärger zu bekommen, ließen wir alles mit uns geschehen, wurden zu einer Sitzgruppe komplimentiert und konnten dort bequemer warten, während man mit dem Vorzimmer des Colonels telefonierte.
Eine hohe Decke lag über uns. An den Wänden hingen Bilder, die vom Krieg erzählten. Alte
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