038 - Der Rächer
schrecklichen Schwertern an den Wänden -«
»Schwerter?« fragte er schnell. »Was meinen Sie damit?« »Die ganzen Wände hängen voll. Es sind alles Waffen aus dem Fernen Osten. Ich zittere, wenn ich sie nur sehe. Aber Sir Gregory hat seine Freude an ihnen. Er erzählte Mr. Knebworth bei unserer letzten Anwesenheit, dass die Klingen noch scharf seien, als ob sie eben erst aus der Hand des Waffenschmiedes kämen - und manche von ihnen sind über dreihundert Jahre alt. Sir Gregory ist ein außergewöhnlicher Mann, er kann zum Beispiel einen Apfel, den Sie in der Hand halten, mit einem Säbel in zwei Hälften spalten, ohne dass Sie auch nur im mindesten verletzt werden. Das ist eine seiner Spezialitäten. -Dort liegt das Haus.« Es kam jetzt in Sicht. »Mir wird schon übel, wenn ich es nur sehe.« Griff Towers war eines jener düsteren Gebäude, wie sie die Architekten in der ersten Zeit der Regierung der Königin Viktoria zu bauen pflegten. Ein großer grauer Turm auf dem linken Flügel machte die Fassade unsymmetrisch. Aber selbst diese malerische Anlage konnte die langweilige Kastenform der Vorderfront nicht verdecken. Das ganze Haus machte einen kahlen Eindruck, und nirgends rankten sich grüne Schlinggewächse an den Wänden hoch. Es stand auf einem großen, freien Platz, der mit gelbem Schotter bedeckt war, was den nüchternen Eindruck noch erheblich verstärkte.
»Es sieht beinahe wie eine Kaserne aus, mit einem kleinen Exerzierplatz davor«, sagte Mike.
Der Wagen fuhr durch das Parktor und hielt mitten auf der Zufahrtsstraße. Die Gartenanlagen befanden sich offenbar auf der Rückseite des Gebäudes, denn diese langweilige vordere Fassade hätte wohl keinen Filmmann anzuziehen vermocht. Mike stieg aus. Jack Knebworth ordnete bereits das Abladen der Kameras und Scheinwerfer an. Hinter dem Bus kam der Dynamowagen mit den drei großen Jupiterlampen, die das Tageslicht noch verstärken sollten.
»Sie sind ja auch schon wieder auf der Bildfläche«, brummte Jack. »Ich wäre Ihnen sehr zu Dank verpflichtet, Mr. Brixan, wenn Sie mir nicht im Wege stehen würden. Ich habe heute noch ein schweres Stück Arbeit vor mir.« »Könnten Sie mich nicht als Statisten einstellen?« fragte Mike. Jack machte ein unwilliges Gesicht.
»Was haben Sie denn wieder vor?« fragte er argwöhnisch. »Ich habe einen besonderen Plan. Es würde mir sehr nützen, wenn Sie es mir erlaubten. Ich verspreche Ihnen auch, dass ich nichts .unternehme, was Sie im mindesten stören könnte, Mr. Knebworth. Ich muss heute hier zur Stelle sein, und es würde auffallen, wenn meine Anwesenheit nicht durch die Teilnahme am Spiel motiviert wäre.«
Jack Knebworth biss sich auf die Lippen, fuhr mit der Hand über sein glattrasiertes Gesicht und schaute düster drein. »Meinetwegen können Sie dableiben«, sagte er dann nicht gerade sehr erfreut. »Mag sein, dass Sie gleich mitmachen können -aber gewöhnlich habe ich große Mühe, einem Amateur klarzumachen, worum es sich handelt.« Zu der Gesellschaft gehörte auch ein schlanker junger Mann. Er sah hübsch aus und trug das Haar glatt aus der Stirn nach hinten zurückgekämmt. Auf der Herfahrt saß er an der linken Seite Helens und hatte die ganze Zeit über kein Wort gesprochen. Jetzt schlenderte er, die Hände in den Hosentaschen, zu dem Direktor und fragte ihn vorwurfsvoll: »Mr. Knebworth, wer ist eigentlich dieser Mensch?« . »Welcher Mensch?« fragte Jack, der alle Hände voll zu tun hatte. »Meinen Sie etwa Brixan? Er ist ein Statist.«
»Ach so, ein Statist!« sagte der junge Mann von oben herab. »Es ist etwas Fürchterliches, wenn sich solche Leute mit den Prominenten auf gleiche Stufe stellen. Und diese Leamington, die wird uns noch den ganzen Film verderben, darauf können Sie sich fest verlassen!«
»Wirklich?« knurrte Mr. Knebworth. »Hören Sie, Mr. Connolly, ich bin von Ihrem Spiel nicht so begeistert, dass ich mir solche Bemerkungen von Ihnen gefallen lasse, dass mir eine Statistin den Film verdirbt.«
»Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie eine Statistin zur Partnerin gehabt, verdammt noch einmal!«
»Sie kommen sich jetzt wohl verlassen vor?« brummte Jack und ließ sich beim Entladen und Auspacken nicht stören.
»Mr. Knebworth, die Mendoza ist eine erstklassige Künstlerin -«
begann der junge Mann wieder. Der Direktor richtete sich hoch auf und sah ihn von oben bis unten an.
»Machen Sie, dass Sie fortkommen und warten Sie, bis ich Sie rufe«, sagte er scharf.
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