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038 - Der Rächer

038 - Der Rächer

Titel: 038 - Der Rächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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mich gestern mit ihm unterhalten und habe bemerkt, dass etwas Fanatisches in seinem Charakter liegt.«
    »Ich bin nicht so sicher«, sagte Mike langsam, »dass Sie recht haben. Vielleicht ist meine Ansicht etwas merkwürdig. Aber wenn Sir Gregory Penne wirklich der Mörder sein sollte, wäre ich sehr überrascht. Ich habe mich sehr gewundert«, gab er zu, »dass keine blutigen Fußspuren in Bhags Raum waren. Deswegen glaube ich auch, dass Ihre Vermutung soweit stimmt. Wir können jetzt weiter nichts tun, als das Haus beobachten, bis ich mich mit der Zentrale in Verbindung gesetzt habe.«
    In diesem Augenblick kam der zweite Beamte zurück, der das Gemüsefeld bis zu seinen äußersten Grenzen durchsucht hatte. Er meldete, dass er die Spur nahe dem hinteren Ausgang wieder gefunden habe. Die Hinterpforte stand auf, sie eilten quer über das Feld und fanden seine Worte bestätigt. Sowohl innerhalb wie außerhalb des Tores bemerkten sie Blutflecken. In der Nähe des hinteren Ausganges lag ein großer Blätterhaufen, den der Gärtner dort zusammen geharkt hatte. Hier fanden sie den Abdruck eines menschlichen Körpers, als ob jemand an dieser Stelle seine Last ein wenig abgesetzt hätte, um sich auszuruhen. Aber auf den Feldern jenseits des Tores verlor sich die Spur wieder vollkommen.

25
    Das Leben setzt sich hauptsächlich aus Kleinigkeiten zusammen. Aber die Dinge von einer höheren Warte aus zu betrachten, ist der Jugend gewöhnlich nicht gegeben. Es hatte Helen Leamington große Überwindung gekostet, einen Herrn zum Tee zu bitten, aber nachdem sie es nun einmal getan hatte, erwartete sie ihn ungeduldig.
    Sie besuchte Jack Knebworth in seinem Büro, während Mike gerade im Auto nach London raste.
    »Sicher, meine Liebe, Sie können diesen Nachmittag frei nehmen. Ich weiß nicht mehr genau, was wir eigentlich vorhatten.«
    Er nahm das Programm mit der Zeittafel, aber sie konnte ihm den nötigen Aufschluss geben.
    »Sie wollten im Atelier einige Porträtaufnahmen von mir machen lassen«, sagte sie.
    »Das hat Zeit, das kann auch an einem anderen Tag geschehen. Nun, haben Sie Zutrauen, dass der Film gut wird?« fragte der Direktor.
    »Ich? Nein, leider nicht viel, Mr. Knebworth. Ich bin sehr unruhig darüber. Es ist doch ziemlich unmöglich, dass ich gleich von Anfang an alles richtig mache. Man träumt wohl von Erfolg, aber im Traum ist es leicht, Hindernisse und Gefahren zu überwinden und über Schwierigkeiten hinwegzukommen. Jedesmal, wenn Sie ,Aufnahme!' rufen, erschrecke ich und habe ein schlechtes Gewissen. Immer denke ich, du bewegst deine Hände ungeschickt, du wirfst deinen Kopf zu schnell herum.«
    »Aber das dauerte doch nicht lange?« fragte er so eindringlich, dass sie lächeln musste.
    »Nein, in dem Moment, in dem ich die Kamera surren höre, fühle ich, dass ich die bin, die ich darstellen soll.«
    Er klopfte ihr auf die Schulter.
    »Das ist auch das, was Sie fühlen müssen.« Dann fuhr er fort: »Haben Sie nichts von der Mendoza gesehen? Hat sie Sie belästigt, oder ist Foß bei Ihnen gewesen?« »Ich habe Miss Mendoza seit zwei Tagen nicht gesehen, aber Mr. Foß sah ich noch gestern Abend.«
    Sie erklärte ihm die näheren Umstände nicht, und Jack Knebworth fragte auch nicht weiter danach. Und so erfuhr er nichts von allem, was Helen gestern Abend erlebt hatte. Als sie gestern die Hauptstraße entlanggegangen war, sah sie Lawley Foß an der Ecke der Arundel Road neben einem geschlossenen Auto stehen. Er unterhielt sich mit jemandem, der in dem Wagen saß. Später beobachtete sie, wie ihm eine weiße Hand, die wie eine Frauenhand aussah, einen Gruß zuwinkte. Deutlich erkannte sie an dem kleinen Finger der Hand einen großen Diamant. Die Person selbst aber hatte sie nicht gesehen.
    Als Helen nach Hause ging, machte sie bei dem Konditor und dem Blumenhändler halt. Sie kaufte Blumen und Kuchen, um damit den Tisch im Salon der Mrs. Watson zu richten. Erstaunt fragte sie sich, welche Anziehung sie wohl auf diesen weltgewandten Mann ausüben könne. Sie neigte stark zur Selbstkritik und kam sich durch ihre Selbstverkleinerung wie ein etwas farbloses junges Mädchen ohne besonderen Charakter vor. Dass sie schön war, wusste sie. Aber Schönheit allein lockt nur oberflächliche Leute an. Wertvolle Menschen verlangen etwas mehr als das. Mike Brixan wollte sicher nicht mit ihr tändeln, er wollte sie wahrscheinlich als Freundin gewinnen.
    Der Zeiger der Uhr rückte auf halb fünf, und sie wartete. Um Viertel

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